Chinesische Autobauer erobern die IAA – während Europa seine Datenzentren grünt

Chinesische Automobilzulieferer wie ZYT setzen auf der IAA neue Standards für autonomes Fahren, während nachhaltige Rechenzentren und tragbare Medizintechnik zu Wachstumsmotoren werden.

Kurz zusammengefasst:
  • ZYT expandiert mit autonomer Fahrtechnik nach Europa
  • Tragbare Injektoren verdoppeln Marktvolumen bis 2030
  • Rechenzentren steigern Energieverbrauch um 160 Prozent
  • Intelligente Haushaltsgeräte wachsen auf 71 Milliarden Dollar

Chinesische Autobauer erobern die IAA – während Europa seine Datenzentren grünt

Liebe Leserinnen und Leser,

während sich in München die Automobilwelt auf der IAA Mobility versammelt, vollzieht sich ein bemerkenswerter Machtwechsel: Nicht mehr nur deutsche Premium-Marken dominieren die Schlagzeilen, sondern zunehmend chinesische Technologie-Pioniere. Gleichzeitig steht die Rechenzentrumsbranche vor einem gewaltigen Umbau – getrieben von KI-Boom und Nachhaltigkeitsdruck. Und dann wäre da noch die Frage, warum ausgerechnet tragbare Injektoren zum nächsten Milliardenmarkt werden könnten.

Wenn Braunschweig plötzlich chinesisch spricht

Die Nachricht klang zunächst unscheinbar: ZYT (ZHUOYU Technology) eröffnet eine Niederlassung in Braunschweig. Doch dahinter verbirgt sich ein Paradigmenwechsel für die deutsche Automobilindustrie. Der chinesische Spezialist für autonomes Fahren nutzt die IAA Mobility geschickt als Bühne für seine Europa-Offensive – und trifft dabei auf eine Branche im Umbruch.

Mit vier Ausstellungszonen demonstriert ZYT eindrucksvoll, was möglich ist, wenn chinesische Kapitalkraft auf deutsche Ingenieurskunst trifft. Das Unternehmen präsentiert nicht nur die branchenweit erste automobile LiDAR-Vision-Fusionslösung „Jimu 2.0“, sondern auch eine auf NVIDIAs DRIVE AGX Thor basierende Plattform, die multimodale KI-Modelle in Echtzeit verarbeiten kann. Der Clou: Ein mit Qualcomm entwickelter Chip, der Fahrassistenz und Infotainment vereint und dabei die Kosten um 30 Prozent senkt.

Was das für Volkswagen bedeutet? Der Wolfsburger Konzern kooperiert bereits intensiv mit ZYT beim IQ.Pilot-System – als erster chinesischer Zulieferer, der die strenge A-SPICE CL2-Zertifizierung des VW-Konzerns bestanden hat. Die Botschaft ist klar: Während deutsche Hersteller noch über Elektrifizierung diskutieren, definieren chinesische Partner bereits die Standards für autonomes Fahren.

Der heimliche Billionenmarkt der Gesundheitsbranche

Während alle Welt auf Ozempic und die GLP-1-Revolution starrt, entwickelt sich im Schatten ein mindestens ebenso spannender Markt: Tragbare Injektoren werden bis 2030 auf fast 19 Milliarden Dollar wachsen – eine Verdopplung binnen fünf Jahren.

Die Treiber sind vielfältig: Eine alternde Bevölkerung, die Explosion chronischer Erkrankungen und der Siegeszug biologischer Medikamente, die sich nicht als Pille schlucken lassen. Allein der Diabetes-Markt treibt das Wachstum massiv an – unterstützt von KI-gesteuerten Systemen, die Insulingabe und Blutzuckermessung in Echtzeit koordinieren.

Besonders bemerkenswert: Die Marktführer kommen nicht aus dem Silicon Valley, sondern heißen Medtronic (Irland), BD (USA) und West Pharmaceutical Services. Sie alle setzen auf die Kombination aus Präzisionstechnik und digitaler Vernetzung. So hat Medtronic gerade die FDA-Zulassung für seinen Simplera Sync Sensor erhalten, während AbbVie mit VYALEV die erste 24-Stunden-Infusionstherapie für Parkinson-Patienten auf den Markt bringt.

Der wahre Durchbruch liegt jedoch in der Demokratisierung komplexer Therapien: Was früher stationäre Behandlung erforderte, wird nun zum Heimgebrauch tauglich – ein Trend, den die Pandemie massiv beschleunigt hat.

Datenzentren im Klimastress: Die unterschätzte Krise

Ein einzelnes Datenzentrum verbraucht täglich 300.000 Gallonen Wasser zur Kühlung – so viel wie etwa 2.000 Haushalte. Bis 2030 soll der globale Stromverbrauch der Branche um 160 Prozent steigen, hauptsächlich getrieben durch KI-Anwendungen. Diese Zahlen aus einem neuen Branchenbericht von IQ-EQ, BuildingMinds und Norton Rose Fulbright zeigen: Die digitale Revolution hat ein massives Nachhaltigkeitsproblem.

Fast die Hälfte aller Rechenzentrumsbetreiber hat bereits Extremwetterereignisse erlebt, die den Betrieb bedrohten. Gleichzeitig wächst der Markt für grüne Datenzentren von 81 Milliarden Dollar heute auf über 308 Milliarden bis 2032. Ein Widerspruch? Nur auf den ersten Blick.

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Denn institutionelle Investoren mit über 70 Milliarden Dollar in Datenzentrum-Assets priorisieren zunehmend ESG-Kriterien. Sie wissen: Ohne radikale Transformation wird die Branche zum Klimasünder Nummer eins – und damit zum regulatorischen Risikofall. Die Lösung liegt in einem Mix aus erneuerbaren Energien, innovativen Kühlsystemen und strategischer Standortwahl.

Für Europa bedeutet das eine historische Chance: Mit seinem Vorsprung bei erneuerbaren Energien und strengen Umweltauflagen könnte der Kontinent zum globalen Hub für nachhaltige Rechenzentren werden – wenn die Politik die richtigen Rahmenbedingungen schafft.

Smart Appliances: Der leise Boom der vernetzten Haushaltsgeräte

Während alle über Elektroautos und Wärmepumpen sprechen, vollzieht sich in unseren Küchen und Wohnzimmern eine stille Revolution: Der Markt für intelligente Haushaltsgeräte explodiert förmlich – von 42 Milliarden Dollar in diesem Jahr auf über 71 Milliarden bis 2030.

Der wahre Treiber ist nicht die Technikbegeisterung der Early Adopter, sondern handfeste wirtschaftliche Vorteile: Energieeinsparung, vorausschauende Wartung und personalisierte Nutzererfahrungen. Besonders spannend: Saugroboter werden zum am schnellsten wachsenden Segment – sie profitieren von KI-gestützter Navigation, längeren Akkulaufzeiten und sinkenden Preisen.

Die Gewinner heißen Samsung, LG und – Überraschung – chinesische Hersteller wie Xiaomi und Midea, die mit aggressiver Preisgestaltung und innovativen Features punkten. CHiQ erhielt auf der IFA 2025 sogar die Auszeichnung als „Leading AI Home Appliance Brand“. Die Botschaft: Der Kampf um das vernetzte Zuhause wird nicht im Silicon Valley entschieden, sondern in Seoul, Shenzhen und München.

Der Newsletter-Ausblick

Die kommende Woche verspricht Spannung: Am Mittwoch und Donnerstag tagt die EZB – wird Christine Lagarde angesichts schwächelnder Konjunkturdaten die Zinsen senken? Die Fed folgt am 16./17. September. Beide Notenbanken stehen vor dem gleichen Dilemma: Wie viel Unterstützung braucht die Wirtschaft, ohne die Inflation wieder anzuheizen?

Was mir diese Woche besonders auffiel: Die Geschwindigkeit, mit der sich Machtverhältnisse verschieben. Ob in der Automobilindustrie, bei Haushaltsgeräten oder im Gesundheitssektor – überall drängen neue Player mit neuen Geschäftsmodellen in etablierte Märkte. Die Frage ist nicht mehr, ob Disruption kommt, sondern nur noch, wie schnell wir uns anpassen können.

Eine erkenntnisreiche Woche wünscht Ihnen

Eduard Altmann

PS: Wenn selbst Waschmaschinen jetzt KI haben, frage ich mich manchmal, ob wir Menschen noch mithalten können. Aber keine Sorge – Newsletter schreibe ich weiterhin selbst.


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