Die Commerzbank profitiert zur Wochenmitte gleich doppelt von besseren Einschätzungen externer Experten. Ratingagentur S&P Global und Goldman Sachs sorgen gemeinsam dafür, dass nach der starken Jahresrallye keine größeren Gewinnmitnahmen einsetzen. Im Hintergrund bleibt die Übernahmespekulation rund um UniCredit der zentrale Treiber.
Zwei Signale aus dem Analystenlager
Für neuen Rückenwind sorgen zwei klar umrissene Entscheidungen:
- S&P Global Ratings hebt den Ausblick für die Bonität von „stabil“ auf „positiv“ an
- Goldman Sachs stuft von „Sell“ auf „Neutral“ hoch und reduziert damit den Verkaufsdruck
- Die Kommunikation zur Kapitalstärke gewinnt damit zusätzlich an Glaubwürdigkeit
S&P honoriert insbesondere die gestärkte Kapitalbasis und die strategischen Fortschritte. Nach Einschätzung der Agentur dürfte die Commerzbank ihre risikoadjustierte Kapitalquote mittelfristig über der wichtigen Marke von 10 Prozent halten können – selbst unter Einbeziehung geplanter Ausschüttungen. Das stützt die Argumentation des Managements, dass das Geschäftsmodell auch ohne Zusammenschluss tragfähig bleibt.
Parallel sorgt Goldman Sachs mit der Aufgabe der bisherigen Verkaufsempfehlung für Entspannung. Das neue Votum „Neutral“ nimmt Druck von der Short-Seite, zumal Goldman zuvor zu den deutlich skeptischeren Stimmen gehörte. In einem Markt, der nach einer Kursverdoppelung im Jahr 2025 sensibel auf Gegenwind reagiert, ist dieser Schritt nicht zu unterschätzen.
UniCredit, Kapitalstärke und M&A-Fantasie
Die Bedeutung dieser Einschätzungen erschließt sich vor allem mit Blick auf den Großaktionär UniCredit. Die Italiener halten weiterhin knapp 29 bis 30 Prozent und sind damit der dominante strategische Spieler im Hintergrund. Seit deren Einstieg hat sich der Kurs deutlich nach oben gearbeitet.
Im laufenden Jahr summiert sich die Performance auf rund 124 Prozent seit Jahresanfang. Ein Teil dieses Anstiegs basiert auf der Übernahmespekulation, ein weiterer auf der vom Management ausgerufenen „Strategie der Eigenständigkeit“. Das positivere S&P-Rating liefert nun ein zusätzliches Argument, dass die Bank auch ohne Fusion profitabel und solide kapitalisiert agieren kann. In der aktuellen Abwehrhaltung gegenüber einer möglichen Übernahme ist das ein wichtiges Signal an kritische Aktionäre.
Im Branchenumfeld wirkt die Commerzbank damit stabiler als manche europäische Wettbewerber, die stärker unter der Zinsunsicherheit gelitten haben. Gleichzeitig ist in der Bewertung bereits einiges an M&A-Fantasie eingepreist, was die Kursreaktionen auf neue Nachrichten verstärkt.
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Personalie im Wealth Management ohne Kurswirkung
Auf Unternehmensebene wurde ein Führungswechsel bekannt: Sebastian Ahlhorn, Leiter des Bereichs Wealth Management, verlässt die Bank. Solche Personalien können im Einzelfall Unruhe stiften, diesmal blieb die Reaktion jedoch verhalten. Der Markt ordnet den Abgang klar als isoliertes Ereignis ein.
Der Fokus der Investoren liegt derzeit auf Kapitalstärke, Ausschüttungspolitik und der Rolle von UniCredit. Vor diesem Hintergrund geraten Veränderungen unterhalb der Vorstandsebene in den Hintergrund, solange sie nicht mit einer erkennbaren Strategiewende verknüpft sind.
Charttechnik und Kennzahlen: Nähe zum Hoch
Charttechnisch bleibt das Bild konstruktiv. Die Aktie notiert mit einem Schlusskurs von gestern 34,76 Euro komfortabel über den relevanten gleitenden Durchschnitten. Der Abstand zum 50-Tage-Durchschnitt von 32,36 Euro beträgt rund 7 Prozent, zum 200-Tage-Durchschnitt von 29,31 Euro etwa 19 Prozent – ein klarer Hinweis auf einen etablierten Aufwärtstrend.
Das 52-Wochen-Hoch bei 37,75 Euro ist in Reichweite, der Abstand liegt bei knapp 8 Prozent. Auf der Unterseite ist das Polster zum 52-Wochen-Tief von 15,09 Euro mit über 130 Prozent enorm. Das Momentum hat sich zwar im Kurzfristvergleich leicht abgekühlt, was sich auch im moderaten 14-Tage-RSI von 45,6 widerspiegelt, von einer überkauften Situation ist der Titel aber entfernt. Die annualisierte 30-Tage-Volatilität von gut 33 Prozent unterstreicht, dass Bewegung im Wert bleibt.
Blick nach vorn: Zinsentscheid und Kursmarken
In den kommenden Tagen rückt die Makroebene in den Vordergrund. Die nächste Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed sowie neue Signale der EZB könnten den gesamten Bankensektor kurzfristig bewegen. Für die Commerzbank kommt hinzu, dass der Vorstand seine Aussagen zur Ausschüttungspolitik für das Geschäftsjahr 2025 voraussichtlich bald weiter präzisieren wird.
Mit dem Rückenwind durch den angehobenen S&P-Ausblick könnte die Bank die laufenden oder geplanten Aktienrückkäufe offensiver gestalten. Das würde den Kurs stützen und zugleich eine potenzielle Übernahme für UniCredit verteuern.
Aus technischer Sicht bleibt die Marke von rund 35 Euro die erste Hürde. Ein stabiler Ausbruch darüber würde den Weg in Richtung Jahreshoch um 37,75 Euro öffnen. Auf der Unterseite gilt: Ein Rückfall in den Bereich um 33,50 Euro könnte nach der starken Jahresperformance kurzfristige Gewinnmitnahmen verstärken, ohne den übergeordneten Aufwärtstrend sofort in Frage zu stellen.
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