Die Großtransaktion mit XRG ist durch, nun wird bei Covestro die Führungsstruktur neu sortiert. Mit einem neuen Aufsichtsratschef, dem angekündigten Abschied des CFO und einem deutlich reduzierten Streubesitz steht der Konzern vor einer Phase engerer Steuerung durch den Hauptaktionär. Entscheidend wird, wie sich diese neue Eigentümerstruktur mit der operativ angespannten Lage verbindet.
Neuer Aufsichtsrat, neuer Hauptaktionär
Am 20. Dezember 2025 hat Dr. Rainer Seele den Vorsitz im Aufsichtsrat übernommen. Er folgt auf Dr. Richard Pott, der das Gremium seit der Covestro-Gründung 2015 geführt hatte. Mit Seele zieht ein Manager an die Spitze der Kontrolle, der den internationalen Energie- und Chemiesektor bestens kennt: Zwischen 2015 und 2021 stand er an der Spitze der OMV AG, seit 2025 verantwortet er das globale Chemiegeschäft von XRG als Präsident.
Der Zeitpunkt ist kein Zufall. Nur zehn Tage zuvor, am 10. Dezember, wurde die strategische Partnerschaft mit XRG (vormals ADNOC International Limited) offiziell vollzogen. XRG und die Tochter ADNOC International Germany Holding AG halten nun rund 95,1 % der ausstehenden Aktien – der neue Mehrheitsaktionär sitzt damit direkt am Hebel der strategischen Ausrichtung.
Wichtige Eckpunkte der Transaktion:
- Kapitalerhöhung von 1,17 Mrd. Euro planmäßig durchgeführt
- XRG-Gruppe hält rund 95,1 % der Aktien
- Streubesitz sinkt auf etwa 4,9 %
- Handel an der Eurex eingestellt, Derivate bei 62 Euro je Aktie glattgestellt
Mit dem stark reduzierten Free Float verliert die Aktie an Marktliquidität. Der eingestellte Eurex-Handel und die Abwicklung offener Derivatepositionen zum theoretischen Fair Value von 62 Euro unterstreichen diesen Strukturbruch.
CFO-Abgang in der Transformationsphase
Parallel zum Machtwechsel im Aufsichtsrat kündigte Covestro am 18. Dezember 2025 den geplanten Abschied von Finanzvorstand Christian Baier an. Er wird das Unternehmen nach Ablauf seines Vertrags auf eigenen Wunsch verlassen.
Baier spielt bislang eine zentrale Rolle in der aktuellen Phase:
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- Er war maßgeblich an den Verhandlungen mit XRG beteiligt
- Er trieb die „Sustainable Future“-Strategie mit Fokus auf Kreislaufwirtschaft voran
- Der Aufsichtsrat startet eine geordnete Nachfolgesuche
- Baier unterstützt den Umbau noch ein weiteres Jahr
Damit bleibt für eine Übergangszeit Kontinuität in der Finanzsteuerung erhalten, während gleichzeitig die Weichen für eine neue Besetzung gestellt werden.
Operativ unter Druck, aber im Rahmen der Prognose
Auf der Ergebnisebene ist das Umfeld weiterhin anspruchsvoll. Im dritten Quartal 2025 erzielte Covestro einen Umsatz von 3,2 Mrd. Euro – ein Rückgang von 12 % gegenüber dem Vorjahr. Das EBITDA lag mit 242 Mio. Euro am oberen Ende der eigenen Prognose, der Konzernüberschuss blieb mit minus 47 Mio. Euro jedoch negativ. Der Free Operating Cash Flow belief sich auf 111 Mio. Euro, weltweit beschäftigt der Konzern rund 17.500 Mitarbeiter.
An der Börse spiegelt sich diese Gemengelage bislang eher in einer stabilen als in einer hektischen Kursentwicklung wider. Gestern schloss die Aktie bei 59,88 Euro, nur rund 1,4 % unter dem 52‑Wochen-Hoch von 60,74 Euro. Seit Jahresbeginn ergibt sich damit ein Zuwachs von 7,27 %. Mit einem 14-Tage-RSI von 30,3 nähert sich der Titel technisch einer überverkauften Zone an, während der Kurs mit knapp 1 % Abstand nur leicht über dem 200-Tage-Durchschnitt von 59,45 Euro notiert.
Strategie bleibt, Tempo soll steigen
CEO Dr. Markus Steilemann hebt die strategische Bedeutung der Partnerschaft mit XRG hervor. Die langfrisitgen Ziele bleiben unverändert ambitioniert:
- Klimaneutralität bei Scope-1- und Scope-2-Emissionen bis 2035
- Klimaneutralität bei Scope 3 bis 2050
- vollständige Ausrichtung auf Kreislaufwirtschaft als Kern der „Sustainable Future“-Strategie
Die frische Eigenkapitalzufuhr von 1,17 Mrd. Euro und der dominante Ankeraktionär sollen die Transformation beschleunigen. Unter der neuen Aufsichtsratsspitze und mit der anstehenden Neubesetzung im Finanzressort erhält diese Neuausrichtung nun eine deutlich andere Governance-Struktur.
Für die nächsten Monate zeichnet sich damit ein klares Spannungsfeld ab: Auf der einen Seite steht der Druck aus rückläufigen Umsätzen und roten Zahlen, auf der anderen Seite die finanzielle Stärkung und der stärkere Einfluss eines strategisch orientierten Mehrheitsaktionärs. Wie erfolgreich dieser Kurswechsel umgesetzt wird, dürfte sich vor allem an den kommenden Quartalszahlen und den konkreten Investitions- und Transformationsschritten messen lassen.
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