Mehrere Anwaltskanzleien haben am Wochenende neue Investorenwarnungen zur laufenden Sammelklage gegen DeFi Technologies veröffentlicht. Die kanadische Gesellschaft sieht sich mit Vorwürfen der Wertpapiertäuschung konfrontiert – und das ausgerechnet nach enttäuschenden Quartalszahlen und dem Abgang des CEO.
Die wichtigsten Fakten:
– Klagezeitraum: 12. Mai bis 14. November 2025
– Frist für Lead Plaintiff: 30. Januar 2026
– Aktienkursverlust: -27,6% nach Q3-Zahlen
– Umsatzprognose gesenkt: von 218,6 auf 116,6 Millionen Dollar
Die Vorwürfe im Detail
Die Klageschrift wirft DeFi Technologies und Führungskräften vor, wesentliche Geschäftsinformationen falsch dargestellt zu haben. Im Zentrum steht die DeFi-Alpha-Arbitrage-Strategie, die als wichtige Umsatzquelle diente.
Die Anwälte listen vier Kernpunkte auf: Das Unternehmen habe Verzögerungen bei der Umsetzung der Arbitrage-Strategie verschwiegen. Der Wettbewerb durch andere Digital Asset Treasury-Firmen sei heruntergespielt worden. Die Umsatzprognose für 2025 sei nicht erreichbar gewesen. Negative Auswirkungen auf das Geschäft seien verharmlost worden.
Zwei kritische Termine
Am 6. November 2025 veröffentlichte DeFi Technologies eine Mitteilung zu einem Arbitrage-Trade von DeFi Alpha. Darin hieß es, DAT-Firmen hätten „einen erheblichen Anteil der Arbitrage-Möglichkeiten im vergangenen Jahr absorbiert oder verzögert“. Die Aktie fiel um 7,4% auf 1,62 Dollar.
Der eigentliche Schock folgte acht Tage später. Am 14. November präsentierte das Unternehmen die Q3-Zahlen: Der Umsatz brach um fast 20% ein. Die Jahresprognose wurde von 218,6 auf 116,6 Millionen Dollar gekürzt – eine Halbierung. CEO Olivier Roussy Newton kündigte seinen Rückzug an und wechselte in eine beratende Rolle.
Die Börse reagierte drastisch. Über zwei Handelstage sackte der Kurs um 27,6% ab und schloss am 17. November bei 1,05 Dollar.
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Führungswechsel unter Druck
Mitgründer Johan Wattenström übernahm am 17. November als neuer CEO und Executive Chairman. Der Zeitpunkt war kein Zufall – die Ernennung erfolgte parallel zur Veröffentlichung der schwachen Quartalszahlen und der gesenkten Prognose.
Analysten kürzen Kursziele
Northland Capital Markets senkte das Kursziel von 5,00 auf 2,50 Dollar. Benchmark strich seine Einschätzung von 8,00 auf 3,00 Dollar zusammen. Das durchschnittliche Analystenurteil liegt derzeit bei 3,98 Dollar – weit über dem aktuellen Kurs, aber deutlich unter den früheren Erwartungen.
Geschäft läuft weiter
Trotz der juristischen Turbulenzen treibt DeFi Technologies die Expansion voran. Am 4. Dezember gab die Tochter Valour bekannt, vier Digital-Asset-ETPs an der brasilianischen Börse B3 zu listen.
Die Bilanz per 30. September zeigt eine solide Liquidität: 119,5 Millionen Dollar Cash, 46,2 Millionen in digitalen Token. Zusammen mit dem verwalteten Vermögen von Valour in Höhe von 989,1 Millionen Dollar verfügt das Unternehmen über finanzielle Ressourcen. Im September schloss DeFi Technologies zudem eine 100-Millionen-Dollar-Kapitalerhöhung ab.
Das Wettbewerbsproblem
Der Arbitrage-Handel mit Kryptowährungen hat sich grundlegend verändert. Mehr DAT-Unternehmen drängen in den Markt und nutzen dieselben Preisdifferenzen zwischen Handelsplätzen. Was DeFi Alpha früher als Wettbewerbsvorteil nutzte, funktioniert nicht mehr im selben Umfang.
Diese Entwicklung war offenbar absehbar – die Kläger werfen dem Management vor, das Ausmaß verschleiert zu haben.
Ausblick
Anleger, die zwischen dem 12. Mai und 14. November 2025 Aktien erworben haben, können sich der Sammelklage anschließen. Die Frist zur Meldung als Lead Plaintiff endet am 30. Januar 2026. Der Ausgang des Verfahrens ist offen. Die nächsten Quartalszahlen werden für März 2026 erwartet.
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