Die internationalen Finanzmärkte beschließen 2025 mit einem Paukenschlag: Während der US-Dollar seinen stärksten Jahresrückgang seit 2017 verzeichnet, glänzt Gold mit einer spektakulären Rally. Am letzten Handelstag des Jahres zeigt sich ein gespaltenes Bild – US-Aktienindizes tendieren leicht nach unten, doch die Jahresbilanz fällt überraschend robust aus. Der S&P 500 und der Dow Jones stehen vor ihrem achten aufeinanderfolgenden Gewinnmonat, getrieben von einer unersättlichen Nachfrage nach KI-Aktien.
Währungsmärkte im Ausnahmezustand
Der Dollar-Index, der die US-Währung gegen sechs wichtige Konkurrenten misst, stürzte 2025 um beachtliche 9,5 Prozent ab – ein dramatischer Einbruch, der Investoren weltweit in Bewegung versetzte. Die Positionierung am Devisenmarkt spricht Bände: Seit April halten Marktteilnehmer durchgehend Short-Positionen im Dollar, wie Daten der Commodity Futures Trading Commission belegen. „Die bearische Dollar-These für 2026 bleibt eine weithin akzeptierte Sichtweise“, konstatiert Prashant Newnaha, Senior-Stratege bei TD Securities.
Profiteure dieser Schwäche sind vor allem europäische Währungen: Der Euro legte um 13,5 Prozent zu und notiert bei 1,1747 Dollar – die beste Jahresperformance seit acht Jahren. Das britische Pfund schnellte um 7,6 Prozent nach oben auf 1,3463 Dollar. Noch beeindruckender performten der Schweizer Franken mit 14 Prozent Plus und die schwedische Krone mit einem satten Aufschlag von 20 Prozent. Selbst der chinesische Yuan durchbrach erstmals seit zweieinhalb Jahren die psychologisch wichtige Marke von sieben Yuan pro Dollar und verzeichnete mit 4,4 Prozent Jahresgewinn den stärksten Anstieg seit 2020.
Fed-Unsicherheit belastet Greenback
Die Gründe für die Dollar-Schwäche sind vielschichtig: Zinssenkungen der Federal Reserve, wachsende Haushaltsorgen und die erratische Handelspolitik unter Präsident Donald Trump haben das Vertrauen erschüttert. Besonders brisant: Trump kündigte an, im Januar seinen Kandidaten für den nächsten Fed-Vorsitz zu präsentieren – als Ersatz für Jerome Powell, dessen Amtszeit im Mai endet und der sich ständiger Kritik des Präsidenten ausgesetzt sieht. Die Sorgen um die Unabhängigkeit der Notenbank bleiben ein Damoklesschwert über dem Dollar.
Die jüngsten Protokolle der Dezember-Sitzung offenbarten tiefe Gräben innerhalb der Fed: Während die Währungshüter die Zinsen senkten, deuteten manche Mitglieder an, die Zinsen „für einige Zeit“ unverändert zu lassen. Trader preisen für 2026 zwei weitere Zinssenkungen ein – doch die Zentralbank selbst prognostiziert nur eine einzige Reduzierung.
Gold glänzt, Bitcoin bricht ein
Das wertvollste Metall der Welt erlebte 2025 ein Traumjahr: Gold schoss um nahezu 70 Prozent in die Höhe – die beste Performance seit der Ölkrise 1979. Angesichts geopolitischer Spannungen, Handelskriegen und Währungsturbulenzen flohen Investoren in den ultimativen sicheren Hafen. Silber und Platin übertrafen sogar noch diese Rallye mit spektakulären Zuwächsen von 165 respektive 145 Prozent.
Das Gegenstück dazu: Bitcoin verliert zum Jahresende rund 7 Prozent und notiert bei 88.583 Dollar – ein Einbruch von 30 Prozent gegenüber seinem Allzeithoch von 126.223 Dollar im Oktober. Nach einem Jahr voller Euphorie, in dem Trump einen Memecoin lancierte und Binance-Gründer Changpeng Zhao begnadigte, endet die Kryptowährung ihren ersten jährlichen Rückgang seit 2022.
China zeigt überraschende Stärke
Unerwartet positive Signale kommen aus Fernost: Chinas Fabrikaktivität kehrte im Dezember erstmals nach acht Monaten Rückgang in die Wachstumszone zurück. Der offizielle Einkaufsmanagerindex stieg auf 50,1 Punkte – über der kritischen 50er-Schwelle und deutlich besser als die erwarteten 49,2 Punkte. „Unterstellt man, dass sich die Verbesserung in den harten Daten bestätigt, dürfte dies eher ein kurzlebiger Aufschwung aufgrund monatlicher Schwankungen bei den Staatsausgaben sein“, dämpft Julian Evans-Pritchard von Capital Economics die Euphorie.
Verantwortlich für den Stimmungsumschwung war vor allem die Lagerhaltung vor dem Neujahrsfest im Februar. Die Produktion kletterte auf 51,7 Punkte, Neuaufträge erreichten 50,8 Punkte – der stärkste Wert seit März. Doch Exportaufträge blieben mit 49,0 Punkten weiterhin schwach, was unterstreicht, dass Peking stärker auf Binnennachfrage setzen muss. Das Dilemma: Produktionskapazitäten ohne entsprechende Konsumnachfrage hochzufahren, verschärft deflationäre Tendenzen. Präsident Xi Jinping räumte jüngst ein, dass „Überkapazitäten“ existieren und „letztlich Konsum der nachhaltige Wachstumstreiber“ sei.
Ausblick auf volatiles 2026
„2025 war das Jahr der Veränderung und Überraschungen“, resümiert Bill Campbell von DoubleLine. Für 2026 zeichnet sich keine Entspannung ab: Trumps angekündigte Fed-Personalentscheidung, die wirtschaftliche Entwicklung Chinas, geopolitische Spannungen und die ungezähmte KI-Revolution bleiben dominante Faktoren. Goldman Sachs-Strategen erwarten eine weitere Dollar-Schwäche vor dem Hintergrund soliden globalen Wachstums, warnen aber: „Größere Sorgen um eine Arbeitsmarktrezession, tiefere Zinssenkungen oder eine drastische Neubewertung der US-Tech-Dominanz könnten zu deutlicheren Abwärtsbewegungen führen.“
Die Märkte gehen mit „bemerkenswerten“ Bewertungen ins neue Jahr, konstatiert Matt King von Satori Insights. Das Risiko: „Wir stoßen an die Grenzen dessen, was lockeres Geld bewirken kann.“ Erste Risse zeigen sich bereits – im Rentenmarkt, bei Bitcoin und in der anhaltenden Gold-Rallye. Kein Wunder also, dass Investoren zwischen Euphorie und Nervosität schwanken.
