Dollar ohne Glanz, Märkte im Bann: Krisenmodus zum Wochenstart

Geopolitische Spannungen im Nahen Osten lassen den US-Dollar unerwartet nachgeben, während sich die Aufmerksamkeit der Märkte auf anstehende Zinsentscheidungen richtet.

Kurz zusammengefasst:
  • Eskalation zwischen Iran und Israel belastet Märkte
  • US-Dollar verliert trotz Krisensituation an Stärke
  • Fed-Entscheidungen im Fokus der Investoren
  • Paris Airshow zeigt robuste Luftfahrtbranche

Liebe Leserinnen und Leser,

es ist Montagnachmittag, und ein Blick auf die Weltlage reicht, um ein mulmiges Gefühl zu bekommen. Das Wochenende brachte eine weitere, gefährliche Eskalation im Nahen Osten – iranische Raketen schlugen in israelischen Städten wie Tel Aviv und Haifa ein, forderten Opfer und zerstörten Häuser. Israel kündigt harte Reaktionen an. Und während die Welt den Atem anhält, passiert an den Märkten etwas Bemerkenswertes: Der US-Dollar, in Krisenzeiten eigentlich der Fels in der Brandung, zeigt sich überraschend schwach. Ein Zeichen, dass alte Gewissheiten ins Wanken geraten? Oder lenkt etwas anderes die Aufmerksamkeit der Investoren ab?

Gleichzeitig wirft eine Woche voller potenziell wegweisender Entscheidungen ihre Schatten voraus: Die großen Zentralbanken, allen voran die US-Notenbank Federal Reserve, treten vor die Mikrofone. Es geht um Zinsen, Inflation und die Frage, wie die Geldpolitik auf die Melange aus geopolitischen Brandherden und konjunkturellen Fragezeichen reagieren wird. Schnallen Sie sich an, es dürfte turbulent werden!

Pulverfass Nahost – und der Dollar stolpert?

Die Nachrichten vom Wochenende sind düster. Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran hat eine neue Stufe der Gewalt erreicht. Israel spricht von der Eliminierung nuklearer und ballistischer Bedrohungen durch den Iran, während Teheran Berichten zufolge sogar einen Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag erwägt – ein Schritt, der die internationalen Bemühungen um Nichtverbreitung massiv untergraben würde. Die G7-Staats- und Regierungschefs, die gerade in Kanada tagen, haben diesen Flächenbrand ganz oben auf ihrer Agenda, doch die Frage ist, wie viel Einfluss sie inmitten von US-Handelspolemik und Eigeninteressen wirklich nehmen können.

Die Märkte reagieren – aber anders, als viele vielleicht erwartet hätten. Ja, der Ölpreis zeigte sich volatil und zog zunächst an, gab dann aber wieder nach, da die eigentlichen Ölförder- und Exportanlagen bisher nicht direkt getroffen wurden. Gold bleibt als Krisenwährung gefragt. Doch der US-Dollar? Er gab am Montag gegenüber einem Korb von Währungen nach. Marc Chandler, ein Devisenstratege, brachte es auf den Punkt: Trotz des eskalierenden Krieges scheinen sich die Märkte aktuell stärker auf die Zentralbanken zu konzentrieren. Das ist eine bemerkenswerte Verschiebung. Ist die Dominanz geopolitischer Risiken als primärer Markttreiber gebrochen, zumindest temporär? Oder ist es die Sorge vor der US-Handelspolitik und deren potenziellen Kosten, die den Dollar unattraktiver macht? Die "America First"- Rhetorik und die Zolldrohungen – etwa die Idee des "Tariff Stacking", bei dem sich Zölle aufaddieren und Importeure massiv belasten – könnten hier eine Rolle spielen. Es bleibt eine spannende Frage, ob wir hier eine nachhaltige Veränderung im Verhalten des "sicheren Hafens" Dollar sehen.

Die Woche der Notenbanken – Zinsentscheide und Inflationsgespenster

Abseits der geopolitischen Krisenherde rückt nun die Geldpolitik ins Zentrum des Interesses. Den Auftakt macht morgen die Bank of Japan, von der allerdings keine Änderung ihrer Politik erwartet wird. Am Mittwoch folgt dann der mit Spannung erwartete Zinsentscheid der US-Notenbank Federal Reserve. Eine weitere Zinserhöhungspause gilt als ausgemacht, doch alle Augen werden auf die Worte von Jerome Powell und die neuen Wirtschaftsprognosen gerichtet sein. Wie bewertet die Fed die jüngsten, eher weichen Inflationsdaten vor dem Hintergrund potenziell neuer Preissteigerungen durch höhere Zölle oder einen Ölpreisschock infolge des Nahost-Konflikts? Viele Investoren scheinen bereits die Hoffnung auf aggressive Zinssenkungen in naher Zukunft aufgegeben zu haben und meiden entsprechend langlaufende US-Staatsanleihen. Auch Sorgen über die US-Staatsverschuldung spielen hier eine Rolle.

Doch nicht nur die Fed steht im Rampenlicht. Auch die Bank of England, die Schweizerische Nationalbank (hier wird sogar über eine Zinssenkung in den negativen Bereich spekuliert, um den starken Franken zu bremsen) und die norwegische Zentralbank werden ihre Entscheidungen bekannt geben. Für uns in Europa sind diese globalen Weichenstellungen von enormer Bedeutung, beeinflussen sie doch direkt oder indirekt auch den Kurs des Euro und die Finanzierungsbedingungen für unsere Unternehmen.

Als wäre die Gemengelage nicht schon komplex genug, zeichnen aktuelle Konjunkturdaten ein gemischtes Bild. Der New Yorker Empire State Manufacturing Index stürzte im Juni dramatisch ab und signalisiert eine deutliche Verschlechterung der Geschäftsbedingungen im verarbeitenden Gewerbe der Region. Das ist ein Warnsignal. Aus China kamen heute Morgen zwar starke Einzelhandelsumsätze, aber eine schwächelnde Industrieproduktion. Und die Schweizer Regierung hat gerade ihre Wachstumsprognose für nächstes Jahr gesenkt, unter anderem wegen der Risiken aus dem globalen Handelskrieg. Es ist ein fragiles Umfeld, in dem die Notenbanker agieren müssen.

Wirtschaftsarena Paris: Zwischen Jet-Deals und diplomatischen Eklats

Ein ganz anderes, aber nicht minder spannendes Schauspiel bietet sich derzeit auf der Paris Airshow. Trotz der globalen Unsicherheiten scheint die Luftfahrtbranche im Aufwind. Airbus konnte bereits am ersten Tag Milliardenaufträge an Land ziehen, unter anderem von Flugzeug-Leasingfirmen aus Saudi-Arabien und der polnischen LOT. Das sind wichtige Signale für die europäische Industrie und ein Zeugnis für die anhaltende Nachfrage nach modernen Flugzeugen. Der US-Konkurrent Boeing hingegen hält sich merklich zurück, was wohl auch mit der Aufarbeitung des jüngsten 787-Absturzes zusammenhängt.

Doch auch die Pariser Messe bleibt nicht von den politischen Verwerfungen verschont. Für einen diplomatischen Eklat sorgte die französische Regierung, die mehrere israelische Firmenstände schließen ließ, weil diese nach französischer Auffassung "Angriffswaffen" ausgestellt hatten, was angesichts der aktuellen Lage und der französischen Position zu Gaza als inakzeptabel bewertet wurde. Israel reagierte empört und sprach von politisch motivierter Behinderung des Wettbewerbs. Dieser Vorfall zeigt, wie tief die Gräben mittlerweile selbst zwischen traditionellen Verbündeten verlaufen können. Gleichzeitig ist das Interesse an Rüstungsgütern auf der Messe Beobachtern zufolge generell hoch – ein trauriger Spiegel der aktuellen Weltlage.

Fazit: Navigieren in stürmischer See

Liebe Leserinnen und Leser, diese Woche beginnt mit einer Mischung aus akuter Krisensorge, wichtigen geldpolitischen Weichenstellungen und widersprüchlichen Signalen aus der Wirtschaft. Der schwächelnde Dollar in Zeiten geopolitischer Hochspannung ist sicherlich einer der bemerkenswertesten Aspekte und wirft Fragen über die zukünftige Rolle der Weltreservewährung auf.

Worauf sollten wir in den kommenden Tagen besonders achten? Zweifellos auf die Kommunikation der Federal Reserve am Mittwoch. Jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt werden. Und natürlich auf die weitere Entwicklung im Nahen Osten, wo jede weitere Eskalation unkalkulierbare Folgen haben kann. Die Paris Airshow liefert uns parallel dazu interessante Einblicke in die Robustheit bestimmter Wirtschaftszweige, aber auch in die Zerbrechlichkeit internationaler Beziehungen.

Es bleibt dabei: Wir navigieren in stürmischer See. Umso wichtiger ist es, einen kühlen Kopf zu bewahren, die Informationen sorgfältig zu filtern und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Ich wünsche Ihnen einen trotz allem möglichst erfolgreichen Start in diese ereignisreiche Woche.

Herzlichst,
Ihr Eduard Altmann

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