E.ON liefert innerhalb von 24 Stunden gleich zwei konkrete Infrastrukturprojekte in Europa – und trifft damit auf eine technisch angeschlagene Aktie. Während der Energiekonzern seine Wachstumsstrategie im Netz- und Wärmesektor sichtbar vorantreibt, signalisiert der extrem niedrige RSI eine überverkaufte Marktlage. Wie gut passt dieser Gegensatz aus operativer Stärke und kurzfristigem Kursdruck zusammen?
Die Fakten im Überblick
- Neues Hochleistungsumspannwerk der E.ON Hungária Group in Kaposfüred fertiggestellt
- Investition: rund 9 Millionen Euro zur Stärkung der Versorgungssicherheit in Ungarn
- Projekt „United Heat“: grenzüberschreitendes, dekarbonisiertes Fernwärmenetz Görlitz–Zgorzelec
- Geplante CO₂-Einsparung: bis zu 50.000 Tonnen jährlich ab 2030
- Konzern-EBITDA Q1–Q3 2025: +10 % auf 7,4 Milliarden Euro
- Bestätigte Investitionspläne: rund 42 Milliarden Euro bis 2028
- Aktie: Schlusskurs gestern bei 15,60 Euro, YTD rund +35 %
- RSI (14 Tage): 17,4 – tief im überverkauften Bereich
Infrastrukturprojekte untermauern Wachstumsstrategie
Im regulierten Netzgeschäft meldet die ungarische Tochter einen sichtbaren Fortschritt. Das neue Hochleistungsumspannwerk in Kaposfüred ist vollständig automatisiert und fernsteuerbar. Es erhöht die Versorgungssicherheit in der Region Kaposvár und steht exemplarisch für den Fokus auf stabile, planbare Erträge im Bereich Energy Networks.
Parallel konkretisiert der Konzern im Segment Energy Infrastructure Solutions das Projekt „United Heat“. Zusammen mit Veolia und lokalen Stadtwerken soll ein dekarbonisiertes Fernwärmenetz die Städte Görlitz in Deutschland und Zgorzelec in Polen verbinden. Ab 2030 sind Einsparungen von bis zu 50.000 Tonnen CO₂ pro Jahr vorgesehen – ein Vorhaben, das direkt auf die Wachstumsambitionen im Bereich grüner Wärme einzahlt.
Beide Projekte sind Teil der bereits kommunizierten „Growth Strategy“, die Investitionen von rund 42 Milliarden Euro bis 2028 vorsieht. Nach den Neunmonatszahlen im November, in denen das bereinigte EBITDA um 10 % auf 7,4 Milliarden Euro zulegte, untermauert der aktuelle Newsflow die laufende Umsetzung dieser Pläne.
Charttechnik: Überverkauft trotz starker Basis
Trotz der positiven Nachrichten aus dem operativen Geschäft geriet die Aktie in den vergangenen Handelstagen unter leichten Verkaufsdruck. Auf Sicht von 30 Tagen ergibt sich ein moderater Rückgang von 2,68 %, nachdem der Titel seit Jahresanfang um 35,61 % zugelegt hat. Gestern schloss die Aktie bei 15,60 Euro und liegt damit rund 5 % unter dem 52‑Wochen-Hoch von 16,47 Euro, aber knapp 48 % über dem Tief von 10,56 Euro.
Auffällig ist vor allem das technische Bild:
Der 14‑Tage-RSI liegt bei 17,4 und signalisiert damit eine deutlich überverkaufte Situation. Gleichzeitig notiert der Kurs nur leicht unter dem 50‑Tage-Durchschnitt von 15,76 Euro und geringfügig über der 200‑Tage-Linie bei 15,39 Euro. Die Zone um diese langfristige Durchschnittslinie wirkt damit als wichtige Unterstützung.
Aus Marktsicht treffen die aktuellen Gewinnmitnahmen – nach kräftiger Rally im Jahresverlauf – also auf ein Umfeld, in dem sowohl Fundamentaldaten als auch die mittelfristige Trendstruktur intakt erscheinen. Analysten wie Bernstein halten an einem Kursziel von 17,00 Euro fest, was vom aktuellen Niveau spürbares Aufwärtspotenzial signalisiert.
Einordnung und Ausblick
Die jüngsten Infrastrukturmeldungen fügen sich schlüssig in das Gesamtbild eines Versorgers ein, der seinen Schwerpunkt auf Netze und kundennahe Lösungen legt und damit weniger abhängig von volatilen Erzeugungsmargen ist. Die Investition in Ungarn und das Wärmeprojekt an der deutsch-polnischen Grenze sind konkrete Bausteine der Wachstumsagenda und stützen die Prognose.
Für die nächsten Wochen rücken zwei Themen in den Vordergrund:
Zum einen bleibt die technische Reaktion auf die überverkaufte Lage spannend – eine Stabilisierung im Bereich der 200‑Tage-Linie wäre ein wichtiges Signal für eine Bodenbildung. Zum anderen werden weitere Details zu den Netzentgelt-Verhandlungen entscheidend sein, da sie die langfristige Rendite neuer Infrastrukturvorhaben wie in Ungarn direkt beeinflussen.
Operativ zeigt sich das Management zuversichtlich und hat sowohl die Prognose für das Gesamtjahr 2025 als auch den Ausblick bis 2028 bestätigt. Für 2025 peilt E.ON weiterhin ein bereinigtes EBITDA von 9,6 bis 9,8 Milliarden Euro an – ein Rahmen, in den sich die aktuellen Projektmeldungen und die Kurskonsolidierung logisch einordnen.
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