Ein großes Problem für deutsche Anleger?

Neues US-Gesetz könnte Steueraufschläge für deutsche Investoren bringen und US-Anlagen unattraktiver machen. Experten warnen vor Marktverwerfungen.

Kurz zusammengefasst:
  • US-Gesetz plant Steuererhöhungen für ausländische Anleger
  • Deutsche Investoren könnten bis zu 35% Steuern zahlen
  • US-Anleihen und Aktien verlieren an Attraktivität
  • Marktrisiko durch mögliche Verwerfungen steigt

Der legendäre Hedgefonds-Manager Ray Dalio, ehemaliger Chef von Bridgewater Associates und Autor einiger Börsenbücher warnt aktuell vor unangenehmen bis dramatischen Folgen, sollten die USA ihr Defizit nicht reduzieren. Die Schulden werden aber unter dem amtierenden Präsidenten Trump weiter und vor allem deutlich nach oben klettern. Bislang waren die US-Schulden nie ein wirkliches Problem, da andere Länder das Leben der USA „auf Pump“ mit dem Ankauf von Anleihen unterstützt haben. Solange davon auszugehen ist, dass die USA ihre Schulden begleichen, wird das auch in Zukunft kein Problem sein. Oder?

Der „One Big Beautiful Bill Act“ hat es in sich!

Das neue US-Gesetz, welches nach dem Repräsentantenhaus nun auch noch den Senat passieren muss, umfasst knapp über 1.000 Seiten. Interessant für deutsche (und auch andere ausländische) Anleger ist besonders die „Section 899“. Die darin enthaltenen Regelungen zielen auf ausländische Investoren – die aus Ländern kommen, von dessen Steuerpolitik sich die USA unter Donald Trump unfair behandelt fühlen. Wenngleich Deutschland nicht explizit genannt ist, dürfte es neben anderen europäischen Ländern aktuell doch die Kriterien erfüllen, um davon betroffen zu sein.

Steueraufschläge für Zinsen, Dividenden und Lizenzgebühren

„Section 899“ sieht für die betroffenen Anleger zunächst einen Steueraufschlag von fünf Prozent vor, der allerdings jedes Jahr bis zum Maximalbetrag von 20 Prozent ansteigen kann. Deutsche Anleger profitierten bei US-Anlagen durch ein Doppelbesteuerungsabkommen mit den USA von einer verminderten Quellensteuer von 15 Prozent (ohne Doppelbesteuerungsabkommen 30 Prozent). Bei einer anfänglichen Erhebung der neuen Steuer würde der Gesamtbetrag für deutsche Anleger auf 20 Prozent steigen und könnte sogar bis auf 35 Prozent ausgebaut werden.

US-Anlagen unattraktiver?

Damit werden – je nach Herkunftsland – US-Anlagen unattraktiver. Sollte dieses Gesetz tatsächlich beschlossen werden, könnten darunter auch Zinsen auf US-Staatsanleihen fallen. Dies würde den bereits erkennbaren Trend aus dem US-Dollar zusätzlich verstärken. Vor allem aber dürfte es deutliche Spuren am Aktien- und Anleihemarkt haben. Da der US-Aktienmarkt aktuell durchaus ambitioniert bewertet ist, ist das Risiko entsprechend hoch, dass es mit dem neuen Gesetz dann zu entsprechenden Verwerfungen kommen kann. Das Risiko ist zwar noch nicht akut, sollte aber nicht unterschätzt werden.

Stephan Feuerstein
Hebelzertifikate-Trader
http://www.hebelzertifikate-trader.de

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Autor

  • Stephan Feuerstein ist seit mittlerweile mehr als 30 Jahren an der Börse aktiv. Nach einem naturwissentlichen und – darauf aufbauend – einem betriebswirtschaftlichen Studium startete seine berufliche Karriere beim damaligen "Optionsschein-Magazin".
    Später floss seine Expertise unter anderem auch beim Magazin "Traders" sowie bei "Eberts Terminmarkt-Magazin" mit ein. Darüber sind seine fachkundigen Artikel in vielen Börsenmagazinen und Kundenjournalen von Banken und Emittenten zu finden. Bei Vorträgen und Schulungen gibt er Einblicke in die Geheimnisse des Trades, zu welchen er im Laufe der seiner langjährigen Tätigkeit als Trader umfangreiche Erfahrungen aufbauen konnte. Das über mehr als drei Jahrzehnte aufgebaute Wissen über das Trading und das Zusammenspiel der Märkte, aber auch tiefgehende Kenntnisse zur Risikobewertung und zum Money-Management sind die Bausteine für den langfristigen Erfolg beim Handeln an den Märkten.

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