Ethereum steht nach der jüngsten Zinsentscheidung der US-Notenbank an einem spannenden Punkt. Kurzfristig sorgt die Nervosität an den Märkten für Schwankungen, gleichzeitig greifen Großinvestoren zu und die Blockchain selbst hat mit dem Fusaka-Upgrade einen großen technischen Schritt gemacht. Im Kern geht es jetzt darum, ob diese Fundamentalfaktoren ausreichen, um die aktuelle Konsolidierung in neue Stärke zu drehen.
Zinswende, Volatilität und Derivate-Druck
Zu Wochenbeginn hatte Ethereum ein Drei-Wochen-Hoch in der Nähe von 3.400 US‑Dollar erreicht, bevor die Dynamik wieder nachließ. Heute notiert ETH mit rund 3.201 US‑Dollar spürbar unter diesem Niveau und liegt damit gut 30 % unter dem 52‑Wochen-Hoch, aber noch knapp 16 % über dem jüngsten Jahrestief – ein klares Zeichen für eine laufende Konsolidierungsphase.
Auslöser der jüngsten Schwäche ist vor allem die US-Notenbank. Die Fed hat am Mittwoch zwar wie erwartet den Leitzins um 25 Basispunkte gesenkt und damit den niedrigsten Stand seit mehr als drei Jahren markiert. Fed-Chef Jerome Powell dämpfte jedoch Hoffnungen auf eine schnelle Serie weiterer Senkungen. Die Folge: Die Risikobereitschaft an den Finanzmärkten ging zurück, Kryptowährungen gerieten unter Druck.
Parallel dazu kam es zu umfangreichen Liquidationen im Derivatemarkt. In den vergangenen 24 Stunden wurden gehebelte Positionen in Milliardenhöhe aufgelöst, allein bei Ethereum-Shorts waren es rund 120 Millionen US‑Dollar während der Rally zu Wochenbeginn. Die aktuelle, annualisierte Funding-Rate von etwa 9 % bei ETH-Perpetuals signalisiert jedoch ein relativ ausgeglichenes Kräfteverhältnis zwischen Long- und Short-Positionen – extrem einseitige Spekulation ist derzeit also nicht zu erkennen.
Wale, ETF-Gelder und knapperes Angebot
Großinvestoren kaufen zu
Trotz der kurzfristigen Schwäche zeigt der Blick auf die Blockchain-Daten ein anderes Bild. Nach Auswertungen von Santiment, zitiert von Analyst Ali Martinez, haben große Ethereum-Adressen in den vergangenen vier Wochen mehr als 800.000 ETH eingesammelt. Das ist ein deutliches Zeichen, dass ein Teil der institutionellen und sehr vermögenden Anleger den Rücksetzer eher als Einstiegsgelegenheit sieht.
Unterstrichen wird das von einzelnen großen Futures-Positionen: Ein prominenter Großinvestor hat eine Long-Position über 38,3 Millionen US‑Dollar mit einem Hebel von 7 eröffnet. Die Liquidationsschwelle liegt bei 2.907 US‑Dollar – deutlich unter dem aktuellen Kurs, aber klar innerhalb der im Markt diskutierten Unterstützungszone. Solche Positionierungen deuten auf Vertrauen in das langfristige Potenzial hin, auch wenn kurzfristige Schwankungen einkalkuliert werden.
Börsenbestände auf Zehnjahrestief
Auf der Angebotsseite wird das Bild noch interessanter. Zentrale Krypto-Börsen halten nur noch 8,7 % des umlaufenden ETH-Bestands – der niedrigste Wert seit dem Launch von Ethereum vor rund zehn Jahren. In den vergangenen sieben Wochen sind die Bestände dort um 16,4 % geschrumpft.
Das abfließende ETH landet überwiegend in:
- Staking-Protokollen
- DeFi-Anwendungen
- Layer‑2‑Netzwerken
- privaten Wallets
Dadurch sinkt der unmittelbar verfügbare Bestand für den Handel. Der direkte Verkaufsdruck am Spotmarkt wird geringer, was bei stabiler oder steigender Nachfrage tendenziell stützend für den Preis wirkt.
ETF-Zuflüsse und neue Produkte
Auch auf der institutionellen Seite bleibt das Interesse hoch. Der US-Spot-ETH-ETF verzeichnete in den vergangenen zwei Handelssitzungen Zuflüsse von insgesamt 213 Millionen US‑Dollar. BlackRock allein kaufte ETH im Wert von 56,5 Millionen US‑Dollar. Zusätzlich hat der Vermögensverwalter einen Antrag für einen Staking-ETH-ETF (Ticker ETHB) eingereicht, mit dem Investoren über das ETF-Vehikel Erträge aus Staking generieren könnten.
Auf der Retail-Seite hat Robinhood am Dienstag, 9. Dezember, in New York Ethereum-Staking gestartet und plant eine Ausweitung auf die gesamten USA. Das ist ein weiterer Schritt, der Staking für Privatanleger zugänglicher macht und damit zusätzliche Nachfrage nach „gebundenem“ ETH schafft. In Europa hat WisdomTree zudem ein vollständig gestaktes ETH-ETP (LIST) aufgelegt, das mit rund 50 Millionen US‑Dollar verwaltetem Vermögen an den Start gegangen ist.
Fusaka-Upgrade: Technischer Schub für das Netzwerk
PeerDAS und mehr Kapazität
Am 3. Dezember ist das Fusaka-Upgrade live gegangen – nach „The Merge“ die bedeutendste technische Erneuerung im Ethereum-Netzwerk. Kernstück ist PeerDAS (Peer Data Availability Sampling). Statt komplette Datenpakete herunterzuladen, können Validatoren künftig stichprobenartig Daten prüfen. Das entlastet die Infrastruktur deutlich.
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Zu den wichtigsten technischen Verbesserungen zählen:
- Erhöhung des Block-Gas-Limits auf 60 Millionen Einheiten, was mehr Transaktionen pro Block ermöglicht
- Ausbau der Datenblob-Kapazität für Layer‑2‑Rollups um bis zu das Achtfache
- geringere Hardware-Anforderungen für Validatoren, was mehr Dezentralisierung unterstützt
- Verbesserungen der EVM mit neuen Opcodes und erweiterter Signaturkurven-Unterstützung
Für Nutzer sind vor allem die Effekte bei den Gebühren spannend. Die höhere Datenkapazität für Rollups erlaubt es Layer‑2‑Netzwerken, mehr Informationen günstiger auf Ethereum zu posten, was die Kosten pro Transaktion deutlich senken dürfte.
Layer‑2-Aktivität zieht an
Die ersten Auswirkungen zeigen sich bereits in den Nutzungsdaten: Auf Base stiegen die Transaktionen seit dem Upgrade um 108 %, bei Polygon lag das Plus bei 81 %. Das deutet darauf hin, dass geringere Gebühren und bessere Performance das Layer‑2‑Ökosystem weiter anziehen lassen.
Parallel dazu sind die 30‑Tage-Netzwerkgebühren auf Ethereum um 62 % gefallen – ein Teil davon ist auf die Effizienzgewinne durch Fusaka zurückzuführen. Zugleich behauptet Ethereum im DeFi-Segment eine Marktanteil von 68 % und dominiert damit weiter klar vor anderen Blockchains.
Besonders beeindruckend: Stablecoin-Transaktionsvolumina auf Ethereum erreichten im vierten Quartal 2025 rund 6 Billionen US‑Dollar. Damit liegt das Netzwerk über dem kombinierten Zahlungsvolumen von Visa und Mastercard – ein deutlicher Hinweis auf die Rolle von Ethereum als Abwicklungsinfrastruktur für digitale Dollar.
Staking, On-Chain-Daten und technischer Ausblick
Staking-Kennzahlen und Netzwerkinflation
Der aktuelle Ethereum-Staking-Report zeigt:
- Insgesamt 35,63 Millionen gestakte ETH
- Staking-Quote von 29,52 % des umlaufenden Angebots
- Wöchentliche Netzwerkinflation von rund 17.927 ETH
- Durchschnittliche Staking-Rendite von etwa 2,8–3,3 % p.a.
Die relativ hohe Staking-Quote bindet einen großen Teil des Angebots langfristig und reduziert die frei handelbare Menge zusätzlich zu den sinkenden Börsenbeständen.
Wichtige Kursmarken und ETH/BTC-Verhältnis
Charttechnisch rücken klare Marken in den Fokus. Auf der Unterseite sehen Analysten Unterstützungen bei:
- 3.200 US‑Dollar
- 3.100 US‑Dollar
- der Zone zwischen 2.900 und 3.000 US‑Dollar
Auf der Oberseite gelten 3.300–3.400 US‑Dollar als erste Widerstandszone, darüber folgen 3.570 und 3.700 US‑Dollar. Ein nachhaltiger Anstieg zurück über 3.400 US‑Dollar würde den Weg in Richtung der höheren Ziele öffnen, während erneute Rückschläge oberhalb von 3.100 US‑Dollar das Konsolidierungsszenario bestätigen würden.
Auffällig ist zudem die Entwicklung des ETH/BTC-Paares: Nach einem drei Monate andauernden Abwärtstrend hat ETH gegenüber Bitcoin nach oben ausgebrochen und den stärksten Stand seit Ende Oktober erreicht. Diese relative Stärke deutet darauf hin, dass der Markt Altcoins – und insbesondere Ethereum – aktuell wieder etwas höhere Chancen auf der Oberseite einräumt als Bitcoin.
Fazit: Viel Fundamentalfantasie trotz Schwankungen
Unter dem Strich prallen bei Ethereum derzeit zwei Kräfte aufeinander: Kurzfristig belasten die restriktivere Fed-Kommunikation und hohe Volatilität im Derivemarkt den Kurs. Dem stehen starke Fundamentaldaten gegenüber – von massiver Wal- und ETF-Nachfrage über historisch niedrige Börsenbestände bis hin zu einem großen technischen Upgrade, das Gebühren senkt und Kapazitäten erhöht.
Für die nächsten Wochen gelten insbesondere die Marken um 3.200 und 3.400 US‑Dollar als zentrale Orientierungsgrößen. Ob sich daraus ein neuer Aufwärtstrend entwickelt, hängt maßgeblich davon ab, ob das Zusammenspiel aus Fusaka-Effekten, wachsendem Layer‑2‑Ökosystem und anhaltenden institutionellen Zuflüssen die aktuelle Unsicherheit an den Makromärkten überlagern kann.
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