Friedensgespräche beflügeln Ölmarkt – während Home Depot die Konsumstimmung trübt

Diplomatische Fortschritte im Ukraine-Konflikt senken Rohölnotierungen, während schwache Zahlen von Home Depot Konsumzurückhaltung in den USA signalisieren. Zollpolitik belastet indische Shrimps und afroamerikanische Unternehmen.

Kurz zusammengefasst:
  • Brent-Öl fällt um ein Prozent auf 65,98 Dollar
  • Home Depot verfehlt Gewinn- und Umsatzerwartungen
  • Indische Shrimps durch US-Zölle praktisch unverkäuflich
  • Bitcoin konsolidiert bei 115.640 Dollar nach Rekordhoch

Liebe Leserinnen und Leser,

während in Washington die Diplomatie-Maschinerie auf Hochtouren läuft und Trump erstmals konkrete Sicherheitsgarantien für die Ukraine ins Spiel bringt, zeigt sich an den Märkten ein faszinierendes Paradoxon: Die Hoffnung auf Frieden drückt die Ölpreise, doch gleichzeitig offenbaren die enttäuschenden Zahlen von Home Depot, dass der amerikanische Konsument bei Renovierungen zunehmend den Rotstift ansetzt. Ein Dienstagmittag voller Widersprüche – und genau die richtige Zeit, um die Zusammenhänge zu durchleuchten.

Ukraine-Diplomatie: Zwischen Hoffnung und harten Realitäten

Die gestrige Begegnung zwischen Donald Trump und Wolodymyr Zelensky im Weißen Haus markiert möglicherweise einen Wendepunkt – oder zumindest den Versuch eines solchen. Nach monatelangem Säbelrasseln sprach Trump erstmals von konkreten US-Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Was steckt dahinter? Laut Financial Times könnte Kiew im Gegenzug Waffenkäufe im Wert von 100 Milliarden Dollar anbieten, finanziert durch europäische Hilfsgelder. Ein Deal nach Trump’schem Geschmack: Amerika verkauft, Europa zahlt, die Ukraine bewaffnet sich.

Doch der Teufel steckt im Detail. Putin zeigt sich bislang unbeeindruckt und fordert weiterhin die Übergabe der gesamten Donbas-Region – ein Preis, den Zelensky kaum zu zahlen bereit sein dürfte. Die von Trump ins Spiel gebrachten trilateralen Gespräche, möglicherweise bereits in zwei Wochen in Alaska, könnten dennoch Bewegung in die festgefahrene Situation bringen.

Die Märkte reagieren bereits: Brent-Öl fiel heute um knapp ein Prozent auf 65,98 Dollar. Die Logik dahinter ist bestechend: Ein Friedensabkommen würde die Sanktionen gegen russisches Öl aufheben und damit das globale Angebot schlagartig erhöhen. Commerzbank-Analysten sprechen von „erneuerten Hoffnungen für ein baldiges Kriegsende“ – wobei die Betonung auf „Hoffnung“ liegt.

Interessant ist dabei die Rolle Indiens: Trumps Handelsberater Peter Navarro kritisierte gestern scharf Neu-Delhis Käufe von verbilligtem russischem Öl als „Kriegsfinanzierung“. Gleichzeitig zeigen aktuelle Daten, dass chinesische Raffinerien bereits 15 Ladungen russisches Öl für Oktober und November geordert haben, während die indische Nachfrage nachlässt. Die geopolitischen Verschiebungen sind bereits in vollem Gange.

Home Depot: Wenn der Heimwerker-Boom zum Flüstern wird

Die Quartalszahlen von Home Depot trafen heute Morgen wie ein kalter Luftzug auf die Wall Street: Mit einem bereinigten Gewinn je Aktie von 4,68 Dollar verfehlte der Baumarkt-Gigant die Erwartungen (4,72 Dollar erwartet), auch der Umsatz von 45,3 Milliarden Dollar blieb unter den prognostizierten 45,44 Milliarden. Die Aktie sackte prompt um 2,5 Prozent ab.

Was CEO Ted Decker als „Momentum bei kleineren Heimwerkerprojekten“ verkauft, ist in Wahrheit ein Alarmsignal: Die Amerikaner verzichten auf große Renovierungen und beschränken sich auf DIY-Kleinprojekte. Die Gründe liegen auf der Hand: Hypothekenzinsen von durchschnittlich 6,58 Prozent – zwar der niedrigste Stand seit Oktober, aber immer noch weit über dem Vor-Corona-Niveau – und die allgemeine Unsicherheit über Trumps Zollpolitik lassen Hausbesitzer zögern.

Die Ironie dabei: Während Home Depot betont, keine Preiserhöhungen aufgrund von Zöllen vornehmen zu wollen, warnt das Management gleichzeitig, dass manche Produkte ganz aus dem Sortiment verschwinden könnten. Mehr als die Hälfte der Waren stammt zwar aus Nordamerika, doch die globalen Lieferketten sind so verflochten, dass selbst ein „America First“-Konzern wie Home Depot nicht immun gegen Handelskriege ist.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache über den Zustand des US-Immobilienmarktes: Baubeginne für Einfamilienhäuser stiegen im Juli zwar um 2,8 Prozent, doch mit 939.000 Einheiten auf Jahresbasis bewegt man sich weiterhin auf niedrigem Niveau. Der Bestand an neuen Häusern erreicht Werte, die zuletzt 2007 – kurz vor der Finanzkrise – gesehen wurden. Mehr als ein Drittel der Bauunternehmen senkt bereits die Preise, um überhaupt Käufer zu finden.

Bitcoin in der Warteschleife: Zwischen Fed-Hoffnung und Friedens-Spekulation

Mit 115.640 Dollar dümpelt Bitcoin heute knapp über der psychologisch wichtigen 115.000er-Marke – weit entfernt vom Rekordhoch von 124.000 Dollar der Vorwoche. Die Kryptowährung ist gefangen zwischen geopolitischen Unsicherheiten und der Hoffnung auf Fed-Zinssenkungen.

Die Bernstein-Analysten sehen dennoch rosige Zeiten voraus: Sie prognostizieren einen „langen Krypto-Bullenmarkt“ bis 2027, mit Bitcoin bei 200.000 Dollar innerhalb der nächsten 6-12 Monate. Gautam Chhugani und sein Team sprechen von einer „digitalen Asset-Revolution, unterstützt durch regulatorische Reformen“ unter Trump. Die Kursziele für Krypto-Aktien wurden entsprechend angehoben: Coinbase auf 510 Dollar, Robinhood auf 160 Dollar.

Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Home Depot?

Doch die kurzfristige Realität sieht anders aus: Die Märkte preisen für September nur noch eine 83-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte ein – die Hoffnung auf einen größeren Schritt ist verflogen. Fed-Gouverneurin Michelle Bowman, die als mögliche Powell-Nachfolgerin gehandelt wird, dürfte heute Nachmittag weitere Hinweise liefern. Ihre bisherige Position – mindestens drei Zinssenkungen in diesem Jahr – liegt deutlich über den aktuellen Markterwartungen von nur zwei Schritten.

Zölle als Damoklesschwert: Von Shrimps bis Schönheitsprodukten

Die wahren Kosten von Trumps Zollpolitik zeigen sich nicht in abstrakten Handelsbilanz-Statistiken, sondern in sehr konkreten Geschichten. In Andhra Pradesh, Indiens Shrimp-Hochburg, stehen 300.000 Farmer vor dem Ruin. Mit 50 Prozent Strafzöllen (25% bereits aktiv, weitere 25% ab 27. August) sind indische Shrimps auf dem US-Markt praktisch unverkäuflich. Die Exporteure haben die Preise für die Farmer um 20 Prozent gesenkt – bei gleichbleibenden Kosten für Futter, Strom und Pacht ein Todesurteil für viele Betriebe.

V. Srinivas aus dem Dorf Veeravasaram, der 45.800 Dollar Schulden angehäuft hat, überlegt bereits, auf Fischzucht umzusteigen. „Diese Preise bringen keine Gewinne mehr“, sagt er – eine Untertreibung angesichts der Tatsache, dass die Gewinnmargen selbst in guten Zeiten nur bei 20-25 Prozent lagen. Ecuador, mit nur 15 Prozent Zöllen belastet, steht bereit, die Marktanteile zu übernehmen. José Antonio Camposano von Ecuadors Aquakultur-Kammer beobachtet die Situation genau: „Indien ist in den USA hochkonzentriert, genau wie China für uns. Da könnten wir Boden gutmachen.“

Noch dramatischer trifft es afroamerikanische Beauty-Unternehmerinnen. In Smyrna, Georgia, kämpft Dajiah Blackshear-Calloway um ihr Haar-Salon. Die Preise für vietnamesische Haar-Extensions sind von 190 auf 290 Dollar gestiegen, chinesischer Haar-Kleber von 8 auf 14,99 Dollar. „Wir werden auf jeder Ebene getroffen“, sagt sie. Ihre Lösung: Kunden bringen ihr eigenes Haar mit – ein Quick Weave ohne Material kostet 140 Dollar, mit Material 400 Dollar.

Die Brookings Institution sieht hier ein systemisches Problem: Schwarze Unternehmer starten oft mit weniger Kapital und operieren in Branchen mit geringen Margen. André Perry vom Think Tank warnt: „Die Vermögenslücke bringt schwarze Unternehmer in prekäre finanzielle Positionen, wenn Zölle ihre Gewinnmargen auffressen.“

Ausblick: Jackson Hole und die große Zins-Show

Der Blick richtet sich nun auf Jackson Hole, wo ab Donnerstag die Elite der Notenbanker zusammenkommt. Jerome Powells Rede am Freitag wird mit Spannung erwartet – kann er die Märkte von einer aggressiveren Zinspolitik überzeugen? Die jüngsten Daten sprechen dagegen: Die Erzeugerpreise stiegen stärker als erwartet, die Inflationssorgen bleiben virulent.

Parallel dazu wird die Earnings-Parade der Einzelhändler fortgesetzt: Morgen Lowe’s, später in der Woche Walmart und Target. Nach Home Depots Enttäuschung dürfte jede Nuance in den Geschäftszahlen und Prognosen seziert werden. Die große Frage: Ist der amerikanische Konsument nur vorsichtig oder bereits erschöpft?

Die kommenden Tage versprechen Antworten – oder zumindest neue Fragen. Während Trump seine Friedens-Diplomatie vorantreibt und die Fed um die richtige Geldpolitik ringt, zeigt sich an den Märkten die ganze Komplexität unserer vernetzten Weltwirtschaft. Von indischen Shrimp-Farmern über afroamerikanische Friseurinnen bis zu den Chefetagen der Wall Street – alle sind Spielfiguren in einem Spiel, dessen Regeln sich täglich zu ändern scheinen.

Bleiben Sie kritisch, bleiben Sie neugierig – und vergessen Sie nicht: In Zeiten wie diesen ist Flexibilität das wertvollste Asset.

Ihr Eduard Altmann

P.S.: S&P Global hat übrigens gestern Abend das US-Rating bei AA+ bestätigt – die Zolleinnahmen würden die fiskalischen Kosten von Trumps Steuersenkungen ausgleichen, so die Begründung. Eine bemerkenswerte Einschätzung, wenn man bedenkt, wer letztendlich diese Zölle bezahlt: der amerikanische Konsument.

Home Depot-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Home Depot-Analyse vom 19. August liefert die Antwort:

Die neusten Home Depot-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Home Depot-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 19. August erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

Home Depot: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...

Neueste News

Alle News