Funktionale Sicherheit im Aufwind: Der unterschätzte Milliardenmarkt
Liebe Leserinnen und Leser,
während die Schlagzeilen von KI-Chips und Quantencomputern dominiert werden, wächst im Schatten der Tech-Giganten ein Markt heran, der für unsere vernetzte Zukunft entscheidend sein könnte: Funktionale Sicherheit. Was nach trockenem Ingenieurs-Kauderwelsch klingt, entpuppt sich als 13-Milliarden-Dollar-Opportunity bis 2031. Doch beginnen wir mit einer ganz anderen Baustelle – dem schwächelnden US-Arbeitsmarkt, der heute für Aufsehen sorgte.
Amerikas Job-Maschine stottert gefährlich
Die Zahlen aus Washington schockierten selbst hartgesottene Analysten: Nur 22.000 neue Stellen schuf die US-Wirtschaft im August – erwartet waren 75.000. „Das ist kein Soft Landing mehr, das ist ein Bremsmanöver kurz vor der Klippe“, kommentierte ein Händler an der Wall Street. Die Arbeitslosenquote kletterte auf 4,3 Prozent.
Was steckt dahinter? Die Antwort liegt in Donald Trumps Handelspolitik. Seine Zölle haben die durchschnittliche US-Zollrate auf den höchsten Stand seit 1934 getrieben. Unternehmen zögern mit Neueinstellungen, die Unsicherheit lähmt Investitionen. Besonders pikant: Trump feuerte kurzerhand die Chefin der Arbeitsmarktstatistik und warf ihr – ohne Beweise – Manipulation vor.
Für Jerome Powell und die Fed wird die Luft dünn. Die Märkte preisen eine Zinssenkung im September bereits mit 113 Prozent Wahrscheinlichkeit ein – das bedeutet, einige Händler spekulieren sogar auf einen Jumbo-Schritt von 50 Basispunkten. Die Renditen langlaufender US-Treasuries fielen prompt, der Dollar-Index sackte um 0,5 Prozent ab.
Der versteckte Champion: Funktionale Sicherheit als Milliardengeschäft
Während die Märkte auf jeden Arbeitsmarktdatenpunkt starren, vollzieht sich abseits der Aufmerksamkeit eine stille Revolution. The Insight Partners prognostiziert dem Markt für funktionale Sicherheit ein Wachstum von 7,9 Prozent jährlich – von heute 7,6 auf 13 Milliarden Dollar bis 2031.
Der Clou: Es geht nicht um Cybersecurity, sondern um die physische Sicherheit automatisierter Systeme. Wenn in einer Smart Factory ein Roboter außer Kontrolle gerät oder in einem autonomen Fahrzeug die Bremsen versagen, können Menschen sterben. Die ISO 26262 für Automotive-Systeme und IEC 61508 für Industrieanlagen sind keine Empfehlungen – sie sind Pflicht.
„Jede Automatisierung erhöht das Risiko von Systemausfällen“, erklärt ein Siemens-Manager auf der Hannover Messe. „Wir reden hier nicht von Blue Screens, sondern von realen Gefahren.“ Die Integration von KI macht die Sache noch komplexer: Maschinen treffen Entscheidungen in Millisekunden, deren Konsequenzen irreversibel sein können.
Interessant für europäische Anleger: Während US-Tech-Konzerne bei Consumer-KI dominieren, haben europäische Industriekonzerne wie Siemens, Schneider Electric und ABB bei funktionaler Sicherheit die Nase vorn. Sie profitieren von Europas strengeren Sicherheitsstandards – was oft als Wettbewerbsnachteil gilt, erweist sich hier als Trumpf.
Deutschlands Auftragsbücher: Die Nachfrage springt nicht an
Die deutsche Industrie kämpft weiter mit der Auftragsflaute. Im Juli brachen die Bestellungen um 2,9 Prozent ein – Ökonomen hatten mit einem Plus von 0,7 Prozent gerechnet. Commerzbank-Chefvolkswirt Ralph Solveen gibt teilweise Entwarnung: „Das Fehlen von Großaufträgen verzerrt das Bild. Die Kernentwicklung zeigt ein leichtes Plus.“
Dennoch bleibt die Lage angespannt. Die Unsicherheit über Trumps Zollpolitik trifft deutsche Exporteure hart. Maschinenbauer berichten von zurückhaltenden Kunden, Automobilzulieferer verschieben Investitionen. Die Parallelen zum schwachen US-Arbeitsmarkt sind unübersehbar: Protektionismus und Unsicherheit lähmen die Wirtschaft diesseits und jenseits des Atlantiks.
Innovation zwischen Staubsauger-Robotern und Wellness-Autos
Die IFA 2025 in Berlin offenbart, wohin die Reise geht: Vernetzte Geräte werden intelligent, autonom und – hoffentlich – sicher. LG’s Spielraum-Konzept verwandelt das Auto in einen „AI-powered mobility space“ mit eingebauter Wellness-Funktion. Klingt nach Science-Fiction, ist aber ernst gemeint.
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Noch bodenständiger präsentiert sich der Markt für Roboter-Staubsauger. Lefant will mit seinem M5-Modell den europäischen Markt erobern – kompaktes Design für beengte Wohnverhältnisse inklusive. Was nach Kleinkram klingt, ist ein Milliardengeschäft: Allein Lefant hat über 10 Millionen Geräte verkauft.
Der gemeinsame Nenner all dieser Innovationen? Sie alle benötigen funktionale Sicherheitssysteme. Ein außer Kontrolle geratener Staubsauger mag harmlos klingen – bis er die Treppe hinunterstürzt oder Haustiere verletzt. Die Home Connectivity Alliance arbeitet bereits an Standards, aber die Komplexität explodiert: Jedes vernetzte Gerät ist ein potenzielles Sicherheitsrisiko.
Frankreichs Finanzjonglage und Europas Schuldenkrise
Der Elefant im europäischen Wohnzimmer heißt Staatsverschuldung. Frankreichs Renditen für zehnjährige Staatsanleihen liegen mittlerweile über denen Griechenlands – eine Ironie der Geschichte. Premierminister Bayrou stellt sich nächsten Mittwoch einer Vertrauensabstimmung, die er vermutlich verlieren wird.
Diese Woche erlebten wir ein „kleines Beben“ am Anleihemarkt, wie es Arthur Brunner von der ICF Bank nennt. Die Rendite dreißigjähriger Bundesanleihen kletterte auf den höchsten Stand seit 2011. Nur die erfolgreiche Platzierung japanischer Staatsanleihen beruhigte die Märkte vorübergehend. Frankreichs Schuldenquote von 120 Prozent des BIP könnte ohne Konsolidierung auf 150 Prozent steigen – Griechenland lässt grüßen.
Der Blick nach vorn: Was die kommende Woche bringt
Die Würfel sind gefallen: Die Fed wird am 17. September die Zinsen senken – die Frage ist nur, um wie viel. Die EZB tagt bereits nächsten Donnerstag, eine Zinssenkung gilt als unwahrscheinlich. Der Kontrast könnte den Euro unter Druck setzen.
Spannend wird Bayrous Vertrauensabstimmung am Mittwoch. Sollte er scheitern, dürfte der Renditeaufschlag französischer Staatsanleihen weiter steigen. Die Märkte testen, wie viel fiskalische Disziplinlosigkeit sie Europa durchgehen lassen.
Die eigentliche Frage ist eine andere: Erleben wir gerade den Anfang vom Ende der Globalisierung? Trumps Zölle, schwache Arbeitsmärkte, stockende Auftragsbücher – all das deutet auf eine Zeitenwende hin. Gleichzeitig explodiert der Bedarf an Sicherheitstechnologie für eine immer stärker automatisierte Welt. Vielleicht liegt genau hier die Chance für Europa: Nicht im Wettrennen um die schnellste KI, sondern in der Kunst, sie sicher zu machen.
Ein Wochenende zum Durchatmen bleibt uns, bevor die Notenbanker wieder das Ruder übernehmen. Nutzen Sie es weise.
Ihr Eduard Altmann
PS: Falls Ihr Staubsauger-Roboter dieses Wochenende Amok läuft – denken Sie an die Marktchancen für funktionale Sicherheit. Manchmal verstecken sich die besten Investments in den alltäglichsten Problemen.
Anzeige: Apropos Marktchancen – während europäische Konzerne bei funktionaler Sicherheit im Vorteil sind, zeichnet sich im Chip-Sektor ein ähnliches Szenario ab. Viele unterschätzen derzeit die Rolle eines europäischen Halbleiterunternehmens, das im Wettbewerb mit Nvidia und Co. auftaucht. Wer tiefer einsteigen möchte, findet hier eine Analyse zu „Die neue Nvidia“ – und welche Aktie als heimlicher Profiteur des Chip-Krieges gilt.
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