Geopolitisches Beben: Von Bukarest bis Tel Aviv – mein Blick aufs Wochenende

Wahlen in Rumänien, Eskalation im Nahen Osten und Trumps widersprüchliche Aussagen – die wichtigsten geopolitischen Risiken im Überblick.

Kurz zusammengefasst:
  • Rumänien wählt nationalistischen Präsidentschaftskandidaten
  • Raketenangriff nahe Tel Avivs Flughafen
  • Trump polarisiert mit kontroversen Äußerungen
  • OPEC+ plant Ölproduktionssteigerung

Liebe Leserinnen und Leser,

Wochenende, Zeit zum Durchatmen? Nicht wirklich, wenn man die Nachrichten verfolgt. Die Weltpolitik scheint keine Pause zu kennen, und was am Freitag noch wie Hintergrundrauschen wirkte, kann am Montag schon die Märkte bewegen. Dieses Wochenende brodelt es an vielen Ecken – von Wahlen mit potenziell disruptivem Ausgang bis hin zu militärischen Eskalationen. Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick darauf werfen, was uns da gerade um die Ohren fliegt.

Osteuropa – Neue Fronten im alten Konflikt?

Rumänien wählt heute einen Präsidenten, und der Favorit in der ersten Runde, George Simion, ist ein Mann ganz nach dem Geschmack von Donald Trump: euroskeptisch, nationalistisch, kritisch gegenüber der Ukraine-Hilfe. Pikant: Er schließt nicht aus, seinen Vorgänger im Geiste, den wegen Extremismus-Vorwürfen gesperrten Calin Georgescu, zurück an die Macht zu bringen – notfalls als Premier über Umwege. Sollte Simion am Ende Präsident werden (auch wenn Umfragen einen Sieg im zweiten Wahlgang gegen gemäßigtere Kandidaten keineswegs garantieren), bekäme die EU einen weiteren unbequemen Partner an ihrer Ostflanke. Das erinnert fatal an Entwicklungen in Ungarn oder der Slowakei und könnte Investoren verschrecken, gerade wenn Georgescu mit seinen Nationalisierungsplänen wieder auftaucht. Ein echter Testfall für den Vormarsch des "MAGA-Style"-Nationalismus in Europa, der von den USA genau beobachtet wird.

Gleichzeitig sendet Wladimir Putin gemischte Signale. Einerseits betont er in einem Interview, er hoffe, keine Atomwaffen in der Ukraine einsetzen zu müssen. Andererseits prahlt er mit Russlands Stärke, den Krieg zu einem für Russland passenden, "logischen Ende" zu bringen. Währenddessen schlagen russische Drohnen erneut in Kyiv ein, verletzen Zivilisten und setzen Wohnhäuser in Brand – die brutale Realität des Krieges hält unvermindert an, trotz des von Russland vorgeschlagenen kurzen Waffenstillstands für die anstehenden Weltkriegs-Gedenkfeiern. Und als wäre das nicht genug an strategischer Symbolik, kündigt sich Chinas Präsident Xi Jinping für die kommenden Tage zum Besuch in Moskau an, um an ebenjenen Feierlichkeiten teilzunehmen und die "strategische Partnerschaft" zu vertiefen. Die Achse Moskau-Peking verfestigt sich weiter, während der Westen noch über die richtige Strategie debattiert.

Naher Osten – Raketen und Verzweiflung

Die Lage im Nahen Osten bleibt brandgefährlich. Heute früh schlug eine von Huthi-Rebellen aus dem Jemen abgefeuerte Rakete nahe dem israelischen Hauptflughafen Ben Gurion ein. Passagiere rannten in Panik, obwohl es offenbar kaum Verletzte gab. Einige Airlines haben Flüge gestrichen. Auch wenn der materielle Schaden begrenzt blieb und Israels Luftabwehr meist funktioniert, ist die Botschaft klar: Der Konflikt weitet sich aus, der Flughafen Tel Aviv ist nicht mehr tabu, und die Huthis lassen sich auch durch US-Angriffe nicht abschrecken. Premierminister Netanyahu schwört Vergeltung. Wann endet diese Spirale?

Gleichzeitig erreichen uns erschütternde Nachrichten aus Gaza. Angesichts einer katastrophalen Versorgungslage infolge der seit zwei Monaten andauernden israelischen Blockade und zunehmender Plünderungen durch bewaffnete Banden greift die Hamas offenbar zu drastischen Maßnahmen: Sie hat laut Quellen aus ihrem Umfeld mutmaßliche Rädelsführer hingerichtet, teilweise unter dem Vorwurf der Kollaboration mit Israel. Ein Zeichen tiefster Verzweiflung und des drohenden Zusammenbruchs jeglicher Ordnung. Und vor Malta wird ein Hilfsschiff der "Freedom Flotilla Coalition", das angeblich von Drohnen getroffen wurde, nach Angaben der NGO am Weiterfahren nach Gaza gehindert – ein weiteres trauriges Kapitel im Ringen um humanitäre Hilfe, bei dem sich die Seiten gegenseitig Blockade und Verweigerung vorwerfen.

Trump – Zwischen Provokation und Pragmatismus?

Und dann ist da natürlich noch Donald Trump, der auch am Wochenende für Schlagzeilen sorgt. Seine neuesten Eskapaden? Ein KI-generiertes Bild von sich selbst als Papst auf seinem Social-Media-Kanal, das selbst der konservative New Yorker Kardinal Dolan nur noch peinlich findet ("brutta figura"). Eine Aussage im NBC-Interview, er sei sich nicht sicher, ob Menschen in den USA – auch Nicht-Bürger oder illegal Eingereiste – überhaupt ein Anrecht auf ein rechtsstaatliches Verfahren ("Due Process") hätten, ein Grundpfeiler der Verfassung! Solche Aussagen lassen einen erschaudern, gerade im Kontext seiner aggressiven Rhetorik und Politik gegen Migranten.

Andererseits überrascht er im selben Interview mit der klaren Aussage, Fed-Chef Jerome Powell nicht vor Ablauf seiner Amtszeit 2026 entlassen zu wollen – obwohl er ihn gleichzeitig als "total stiff" (total steif/langweilig) bezeichnet und ihm unterstellt, die Zinsen nur nicht zu senken, weil er kein "Fan" von Trump sei. Ein Funken Pragmatismus oder nur taktisches Kalkül, um die Märkte nicht weiter zu verunsichern, nachdem seine früheren verbalen Attacken auf Powell die Börsen bereits abstürzen ließen? Schwer zu sagen. Dieses ständige Hin und Her zwischen radikaler Rhetorik und vereinzelten moderateren Momenten macht seine Politik so unberechenbar. Auch die Frage nach einer dritten Amtszeit wischte er eher beiläufig als verfassungsrechtlich unmöglich vom Tisch – vorerst.

Ein kurzer Blick auf die Märkte & mein Fazit

Angesichts dieser Gemengelage wirken die reinen Marktnachrichten fast schon nebensächlich. Die OPEC+ wird ihre Ölproduktion offenbar weiter beschleunigt hochfahren und die freiwilligen Kürzungen bis Oktober zurücknehmen, wenn Mitglieder wie Irak und Kasachstan ihre Quoten nicht einhalten. Das könnte den Ölpreis weiter unter Druck setzen – eine Reaktion auf mangelnde Disziplin und vielleicht auch auf die Sorge vor einer schwächeren globalen Nachfrage. Und Analysten von BCA Research raten provokativ: ‚Raus aus US-Assets, rein nach Europa und Bitcoin!‘ Sie sehen die US-Tarifpolitik als stagflationär für die USA, aber deflationär für den Rest der Welt, und glauben, dass Europa unterbewertet ist und Bitcoin von der Dollarskepsis profitiert. Eine kühne These, die zum Nachdenken anregt, besonders der Bitcoin-Preisziel von über 200.000 Dollar.

Mein Fazit für dieses Wochenende: Die geopolitischen Risiken köcheln nicht nur, sie kochen an vielen Stellen hoch. Die Wahl in Rumänien mit ihren Implikationen für die EU, die ungelöste Eskalation im Nahen Osten, Putins Muskelspiele im Schatten des Ukraine-Krieges und Trumps anhaltende Unberechenbarkeit – all das schafft ein Umfeld enormer Unsicherheit. Gerade in solchen Zeiten ist es wichtig, nicht in Panik zu verfallen, aber die Augen offenzuhalten und breit aufgestellt zu sein. Die Welt ist komplexer und fragiler geworden.

Ich wünsche Ihnen trotz allem einen ruhigen Restsonntag und einen guten Start in die neue Woche!

Herzlichst,
Ihr Eduard Altmann

Sonntag, 04. Mai 2025

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