Gerresheimer Aktie: Stagnation voraus?

Der Verpackungsspezialist Gerresheimer verliert den MDAX-Status und sieht sich mit schweren Bilanzvorwürfen konfrontiert. Die Aktie notiert nahe ihrem Jahrestief.

Kurz zusammengefasst:
  • Offizieller Abstieg aus dem MDAX bestätigt
  • Short-Seller wirft aggressive Bilanzpolitik vor
  • BaFin untersucht bereits Konzernabschluss 2024
  • Aktienkurs fällt auf rund 28 Euro

Die Gerresheimer-Aktie durchlebt die schwerste Krise ihrer jüngeren Geschichte. Innerhalb von 48 Stunden trafen das Unternehmen gleich zwei empfindliche Schläge: der Abstieg aus dem MDAX und vernichtende Vorwürfe eines Short-Sellers. Am Freitag notierte die Aktie nahe ihrem Jahrestief bei knapp 28 Euro – ein Minus von über 60 Prozent seit Jahresbeginn.

Die Fakten im Überblick:

  • MDAX-Abstieg ab 22. Dezember bestätigt
  • Short-Seller wirft aggressive Bilanzierungsmethoden vor
  • BaFin-Untersuchung läuft seit September 2025
  • Interims-CEO seit Ende Oktober im Amt
  • Kurs unter 28 Euro, nahe 52-Wochen-Tief

Index-Rauswurf und Leerverkäufer-Attacke

Die Deutsche Börse bestätigte am Freitagabend offiziell: Gerresheimer muss den MDAX verlassen. Ab dem 22. Dezember wird der Verpackungsspezialist nur noch im SDAX gelistet sein. Die gesunkene Marktkapitalisierung ließ dem Unternehmen keine Wahl. Passiv gemanagte Fonds, die den MDAX abbilden, müssen nun ihre Bestände abstoßen – zusätzlicher Verkaufsdruck ist programmiert.

Noch schwerer wiegt jedoch die zeitgleiche Attacke von Morpheus Research. Das Analysehaus veröffentlichte einen Report, der dem Konzern „aggressive Bilanzierungsmethoden“ unterstellt. Im Zentrum der Kritik stehen sogenannte Bill-and-Hold-Transaktionen, bei denen Umsätze erfasst werden, bevor die Ware tatsächlich ausgeliefert wurde. Morpheus wirft Gerresheimer vor, damit das organische Wachstum künstlich aufgebläht zu haben.

Zusätzlich attackiert der Short-Seller die Übernahme von Bormioli Pharma im Dezember 2024. Die rund 800 Millionen Euro teure Akquisition sei strategisch fragwürdig und deutlich überteuert gewesen.

BaFin prüft Konzernabschluss 2024

Die Vorwürfe treffen auf vorgeschädigtes Terrain. Seit September untersucht die BaFin den Konzernabschluss 2024, speziell die Umsatzrealisierung bei Bill-and-Hold-Geschäften. Eine vom Unternehmen beauftragte externe Prüfung bestätigte bereits im Oktober Unregelmäßigkeiten: Bei Verträgen im Volumen von rund 3 Millionen Euro waren die Voraussetzungen für eine sofortige Umsatzverbuchung nicht erfüllt.

Parallel befindet sich Gerresheimer in einer Führungskrise. Interims-CEO Uwe Röhrhoff übernahm Ende Oktober die Geschäfte, nachdem sein Vorgänger Dietmar Siemssen das Unternehmen verlassen hatte. Röhrhoff steht nun vor der Herausforderung, gleichzeitig einen operativen Turnaround zu stemmen und die Bilanzvorwürfe zu entkräften.

Die UBS reagierte mit Zurückhaltung. Die Schweizer Bank bestätigte ihr „Neutral“-Rating mit einem Kursziel von 29 Euro. Die Analysten bemängeln die mangelnde Transparenz, sehen aber viele negative Nachrichten bereits im Kurs eingepreist.

Vertrauenskrise dominiert die Bewertung

Der Absturz von über 80 Euro im März auf unter 28 Euro spiegelt einen massiven Vertrauensverlust wider. Während das operative Geschäft mit Spritzen für Abnehm-Medikamente grundsätzlich läuft, wiegen die bilanziellen Unsicherheiten schwer. Der SDAX-Abstieg ist dabei weniger Ursache als Folge der monatelangen Talfahrt.

Die nächsten Wochen werden zeigen, ob Röhrhoff die Krise in den Griff bekommt. Am 22. Dezember steht zunächst die technische Index-Umstellung an. Mittelfristig muss das Management die Bilanzvorwürfe lückenlos aufklären und die Integration von Bormioli Pharma transparent darstellen. Bis dahin bleibt die Aktie hochvolatil.

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