Die Weltwirtschaft steht am Rande einer neuen Krise, und die US-Wirtschaftspolitik unter Präsident Trump liefert den Zündstoff. Während die Wall Street sich heute an Hoffnungen auf Fortschritte in den US-chinesischen Handelsgesprächen klammert und der S&P 500 in der Nähe seiner Rekordhochs notiert, zeichnet die Weltbank ein düsteres Bild. Ihre drastisch gesenkte Wachstumsprognose für 2025 ist ein Alarmsignal, das die tiefgreifenden Auswirkungen der amerikanischen Handelspolitik auf die globale Konjunktur unterstreicht. Doch die Turbulenzen beschränken sich nicht auf internationale Märkte: Auch innenpolitisch sorgt die Trump-Administration mit radikalen Umbauplänen für erhebliche Verwerfungen und Unsicherheit, von der geplanten Abschaffung der Katastrophenschutzbehörde FEMA bis zum Chaos im System für Studentenkredite. Ein
Blick auf die aktuellen Entwicklungen zeigt ein komplexes Geflecht aus Chancen, Risiken und tiefgreifenden Veränderungen.
Handelskonflikte würgen Globale Konjunktur ab
Die Weltbank hat am Dienstag die globale Wachstumsprognose für 2025 um empfindliche 0,4 Prozentpunkte auf nur noch 2,3 Prozent gesenkt. In ihrem halbjährlichen Bericht „Global Economic Prospects“ nannten die Experten höhere Zölle und eine gestiegene Unsicherheit als Hauptgründe für diese Korrektur, die fast 70 Prozent aller Volkswirtschaften betrifft – darunter die USA, China und Europa. Die Weltbank macht unmissverständlich die Handelspolitik von Präsident Donald Trump für diese Entwicklung verantwortlich. Dessen erratische Zollpolitik, die die effektiven US-Zölle auf den höchsten Stand seit fast einem Jahrhundert getrieben hat, hinterlässt tiefe Bremsspuren. Die Prognose für das globale Handelswachstum 2025 wurde auf magere 1,8 Prozent reduziert, ein Drittel des Niveaus der 2000er Jahre. Besonders hart trifft es die US-Wirtschaft selbst: Ihre Wachstumsaussichten für 2025 wurden um neun Zehntelprozentpunkte auf 1,4 Prozent gekappt. „Risiken für den globalen Ausblick bleiben entschieden abwärtsgerichtet", warnt die Weltbank und illustriert, dass eine weitere Erhöhung der US-Zölle um 10 Prozentpunkte das globale Wachstum 2025 um weitere 0,5 Prozentpunkte drücken könnte. Ayhan Kose, stellvertretender Chefökonom der Weltbank, verglich die Unsicherheit mit „Nebel auf einer Landebahn", der Investitionen bremse.
Das Weiße Haus wies diese Prognosen umgehend zurück und verwies auf vermeintlich starke Wirtschaftsdaten wie gestiegene Investitionen und positive Arbeitsmarktberichte. Ein Sprecher betonte, ein neues Budgetpaket werde Amerikas wirtschaftliche Wiederauferstehung unter Präsident Trump "weiter ankurbeln". Diese optimistische Selbsteinschätzung steht im krassen Gegensatz zur Sorge internationaler Beobachter.
Derweil blicken die Finanzmärkte gespannt auf die laufenden Handelsgespräche zwischen den USA und China in London. US-Handelsminister Howard Lutnick äußerte sich heute optimistisch und hoffte auf einen Abschluss noch am Dienstagabend, räumte aber ein, dass sich die Verhandlungen bis Mittwoch hinziehen könnten. Die Wall Street reagierte positiv: Der S&P 500 legte vorläufigen Daten zufolge um 0,57% auf 6.039,83 Punkte zu, der Nasdaq Composite gewann 0,64% auf 19.717,33 Zähler, und der Dow Jones Industrial Average stieg um 0,28% auf 42.881,20 Punkte. Anleger setzen darauf, dass eine Einigung die von Trump errichteten Zollbarrieren reduzieren könnte. Scott Ladner, Chief Investment Officer bei Horizon Investments, kommentierte: "Die Erwartung ist, dass sie das hinbekommen und dass die Zölle vom ‚Liberation Day‘ niemals Realität werden." Einzelwerte wie Tesla zogen an, während Microsoft nachgab. Die Anleger warten zudem auf die US-Verbraucherpreisdaten am Mittwoch, die Hinweise auf den Zinskurs der Federal Reserve geben könnten.
US-Innenpolitik: Radikaler Umbau mit Unwägbarkeiten
Nicht nur die Handelspolitik sorgt für Schlagzeilen, auch im Inneren treibt die Trump-Administration weitreichende Veränderungen voran, die für erhebliche Diskussionen und Unsicherheiten sorgen. Ein besonders drastisches Beispiel ist die angekündigte "Ausphasung" der Katastrophenschutzbehörde FEMA nach der aktuellen Hurrikansaison, die offiziell vom 1. Juni bis Ende November dauert. Präsident Trump erklärte heute bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus, man werde "viel weniger Geld" für Katastrophenhilfe ausgeben und die Mittel künftig direkt aus dem Präsidentenbüro verteilen. Die FEMA, mit einem Jahresbudget von rund 30 Milliarden US-Dollar und über 20.000 Mitarbeitern, soll damit massiv verkleinert, wenn nicht gar eliminiert werden. Homeland Security Secretary Kristi Noem unterstützte die Pläne und erklärte, FEMA müsse "in seiner jetzigen Form fundamental verschwinden". Gouverneure würden ermutigt, bei Katastrophen stärker zusammenzuarbeiten und sich auf eigene Füße zu stellen, wobei der Bund nur noch in "katastrophalen Umständen" mit Finanzmitteln einspringen solle. "Das dürfte spannend werden", kommentieren Beobachter die potenziellen Auswirkungen auf die Katastrophenvorsorge und -bewältigung in den Bundesstaaten.
Ein weiteres explosives innenpolitisches Thema ist das Chaos im System der Studentenkredite. Rund 42,7 Millionen Amerikaner schulden über 1,6 Billionen US-Dollar für ihre Ausbildung. Die Trump-Administration hat das von Ex-Präsident Biden geschaffene System zur Entlastung der Kreditnehmer torpediert. Kürzungen beim Personal des Bildungsministeriums um 50 Prozent, das Ende der Pandemie-Amnestie für säumige Zahler und die geplante Abschaffung der günstigsten Rückzahlungspläne im Rahmen des „One Big Beautiful Bill Act“ führen zu massiven Problemen. Laut internen Daten, die Reuters vorliegen, ist der Rückstau unbearbeiteter Anträge für einkommensabhängige Rückzahlungspläne von knapp 1,5 Millionen im Februar auf fast 2 Millionen Ende April gestiegen. Betroffene wie die Lehrerin Kelly Belt berichten von technischen Problemen auf den Webseiten des Ministeriums und der Unmöglichkeit, jemanden telefonisch zu erreichen. Selbst Trump-Wähler zeigen sich alarmiert. Lesa Sandberg, eine langjährige Trump-Unterstützerin, deren Schwiegertochter betroffen ist, kritisiert: "Sie treffen Karriereentscheidungen auf Basis dieser Kreditprogramme, und jetzt gibt es sie nicht mehr. Das ist einfach falsch." Tammy Sabens aus Kentucky, die ebenfalls für Trump stimmte, bereut ihre Wahl angesichts der Probleme mit ihren Studentenkrediten: "Ich wünschte, ich könnte diese Stimme zurückspulen."
Auch die Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) steht im Fokus politischer Begehrlichkeiten. Republikanische Senatoren drängen darauf, die Zinszahlungen der Fed auf Bankreserven (IORB) abzuschaffen, um massive Einsparungen für den Bundeshaushalt zu erzielen. Morgan Stanley warnt jedoch, dass dieser Schritt die versprochenen Billionen nicht liefern würde. Die Ökonomen der Bank argumentieren, dass die Fed zur Steuerung der kurzfristigen Zinsen die Reserven dann einfach in die Übernacht-Repo-Fazilität (ONRRP) verschieben würde, die vergleichbare Zinsen zahlt. "Die Eliminierung der Zinsen auf Reserven wird keine bedeutenden fiskalischen Einsparungen bringen", so Morgan Stanley. Das IORB sei ein wichtiges Instrument der Geldpolitik. Die aktuellen Verluste der Fed seien auf hohe Leitzinsen und eine große Bilanz zurückzuführen, nicht auf das IORB-Instrument selbst.
Technologiewettlauf und die Furcht vor dem Rückstand
Neben Handels- und Innenpolitik spitzt sich auch der Technologiewettlauf mit China weiter zu. David Sacks, der KI- und Krypto-Beauftragte des Weißen Hauses, warnte heute auf dem AWS-Gipfel in Washington, dass China in der Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) nur noch drei bis sechs Monate hinter den USA liege. "Es ist ein sehr enges Rennen", betonte Sacks und mahnte, dass eine übermäßige Regulierung der KI in den USA die amerikanische Innovationskraft in diesem strategisch wichtigen Sektor gefährden könnte. Diese Einschätzung verdeutlicht die schwindende technologische Kluft zwischen den beiden globalen Supermächten und fügt der komplexen Beziehung zwischen Washington und Peking eine weitere brisante Dimension hinzu.
Ausblick: Unsicherheit als neue Konstante
Die aktuellen Entwicklungen zeigen: Die Politik der Trump-Administration ist eine Kraft, die sowohl auf globaler als auch auf nationaler Ebene tiefgreifende Veränderungen anstößt und erhebliche Unsicherheit erzeugt. Ob die erhofften positiven Effekte der US-chinesischen Handelsgespräche die von der Weltbank skizzierten düsteren Aussichten für die globale Konjunktur mildern können, bleibt abzuwarten. Die innenpolitischen Reformen, von der FEMA bis zu den Studentenkrediten, bergen erheblichen sozialen und fiskalischen Sprengstoff. Der technologische Wettlauf mit China erfordert strategische Weitsicht. Für Anleger und Bürger gleichermaßen gilt: Die kommenden Monate dürften von anhaltender Volatilität und schwer kalkulierbaren politischen Entscheidungen geprägt sein. Die Frage, ob die disruptive Agenda der US-Regierung letztlich mehr Chancen oder Risiken birgt, wird die Märkte und die internationale Gemeinschaft noch lange beschäftigen.
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