Liebe Leserinnen und Leser,
stellen Sie sich vor, eine venezolanische Little-League-Mannschaft darf nicht zur Baseball-WM in South Carolina reisen. Gleichzeitig schießt Pakistan mit chinesischen Waffen französische Kampfjets vom Himmel. Und in El Salvador verwandelt sich ein einst gefeierter Demokrat in einen Autokraten. Was haben diese scheinbar zusammenhanglosen Ereignisse gemeinsam? Sie alle zeigen, wie politische Machtspiele die globalen Märkte und Investmentstrategien prägen – oft auf überraschende Weise.
Visa-Verweigerung: Wenn Sport zur Wirtschaftspolitik wird
Die Bilder hätten nicht symbolträchtiger sein können: Junge venezolanische Baseballspieler, die von ihrem Traum ausgeschlossen werden, an der Senior League Baseball World Series teilzunehmen. Trumps Einreiseverbot für Staatsangehörige aus zwölf Ländern, darunter Venezuela, trifft nicht nur Politiker und Geschäftsleute – es trifft Kinder.
Doch hinter dieser menschlichen Tragödie verbirgt sich eine größere wirtschaftliche Realität. Venezuelas Wirtschaft, einst der Stolz Lateinamerikas mit seinen gigantischen Ölreserven, liegt am Boden. Die Hyperinflation hat die Währung pulverisiert, das BIP ist seit 2013 um über 75% eingebrochen. Für europäische Unternehmen, die einst gute Geschäfte mit Venezuela machten – man denke nur an die spanischen Banken oder deutsche Maschinenbauer – ist der Markt praktisch tot.
Die Visa-Politik der USA verstärkt diese Isolation. Während Washington offiziell von einer "Überprüfung" spricht, sendet die Verweigerung ein klares Signal: Venezuela bleibt ein Paria-Staat. Für Investoren bedeutet das weiterhin rote Zahlen bei venezolanischen Staatsanleihen, die bei etwa 10 Cents pro Dollar notieren – ein Totalverlust in Zeitlupe.
Aurora Innovation: Wenn KI-Prophezeiungen wahr werden
Von der Politik zur Technologie: Die Geschichte von Aurora Innovation liest sich wie ein Lehrbuch über die Gefahren des Hypes. Das Unternehmen für autonomes Fahren verlor seit Februar satte 45% an Wert – nachdem InvestingPro’s KI-gestützte Fair-Value-Analyse vor einer massiven Überbewertung gewarnt hatte.
Was macht diese Story so brisant? Aurora verbrennt pro Quartal über 800 Millionen Dollar, ohne nennenswerte Umsätze zu generieren. Die Technologie ist faszinierend, keine Frage. Aber zwischen faszinierend und profitabel liegt oft ein Tal der Tränen – und Milliarden verbrannten Kapitals.
Für europäische Anleger ist das eine wichtige Lektion. Während US-Investoren oft bereit sind, jahrelange Verluste zu finanzieren (siehe Tesla’s frühe Jahre), sind europäische Märkte traditionell skeptischer. Die Aurora-Warnung zeigt: Diese Skepsis kann Gold wert sein. Besonders pikant: Selbst Insider verkauften Aktien im Wert von über 270.000 Dollar – wenn die eigenen Führungskräfte das sinkende Schiff verlassen, sollten Privatanleger hellhörig werden.
Korea Electric Power: Die Rehabilitation eines Underdogs
Doch es gibt auch Erfolgsgeschichten. Korea Electric Power (KEP) legte seit der Kaufempfehlung von InvestingPro um spektakuläre 66% zu. Was war passiert? Der südkoreanische Energieversorger wurde vom Markt lange Zeit stiefmütterlich behandelt – zu Unrecht, wie sich herausstellte.
Mit einem Jahresumsatz von über 65 Milliarden Dollar und einem EBITDA-Wachstum von 14 auf 16,4 Milliarden Dollar zeigt KEP, was in "langweiligen" Versorgern stecken kann. Der Gewinn je Aktie stieg von 2,99 auf 5,56 Dollar – eine Verdoppelung, die viele Tech-Aktien alt aussehen lässt.
Für europäische Energieversorger wie RWE oder E.ON ist das eine interessante Benchmark. Auch sie kämpfen mit der Energiewende, auch sie werden oft unter Wert gehandelt. Die KEP-Story suggeriert: Geduld und fundamentale Analyse zahlen sich aus – gerade in Sektoren, die nicht im Rampenlicht stehen.
Deportationen: Wenn Menschenrechte auf Realpolitik treffen
Zurück zur düsteren Seite der Politik. Die Trump-Administration deportiert Straftäter in Drittländer – nach Südsudan, Eswatini, sogar Libyen wurde angedroht. Die offizielle Begründung: Diese Kriminellen seien "so barbarisch, dass ihre Heimatländer sie nicht zurücknehmen".
Reuters‘ Recherchen zeichnen ein anderes Bild. Mindestens fünf Männer, deren Deportation nach Libyen angedroht wurde, landeten wenige Wochen später doch in ihren Heimatländern Vietnam, Laos und Mexiko. Die Drittland-Deportationen scheinen weniger eine Notwendigkeit als vielmehr ein politisches Druckmittel zu sein.
Für Investoren mag das nach einer Randnotiz klingen. Doch die Implikationen sind weitreichend. Unternehmen, die in den USA Geschäfte machen und internationale Mitarbeiter beschäftigen, müssen mit einem zunehmend unberechenbaren Immigrationssystem rechnen. Die Visa-Unsicherheit kann Projekte verzögern, Expertise abwandern lassen und Kosten in die Höhe treiben. Tech-Giganten wie Microsoft oder Google spüren das bereits – ihre Niederlassungen in Kanada und Europa profitieren.
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Pakistan vs. Indien: Der Kampf der Systeme
Die vielleicht brisanteste Story kommt aus Südasien. Pakistan schoss im Mai mindestens ein indisches Rafale-Kampfflugzeug ab – mit chinesischen J-10 Jets und PL-15 Raketen. Für Frankreichs Dassault, Hersteller der Rafale, ein PR-Desaster. Die Aktie verlor nach den Berichten an Wert, und Indonesien denkt plötzlich über chinesische Jets nach.
Was war schiefgelaufen? Indiens Geheimdienste unterschätzten die Reichweite der chinesischen PL-15 Raketen dramatisch. Sie gingen von 150 Kilometern aus – tatsächlich trafen die Raketen aus über 200 Kilometern Entfernung. Ein fataler Fehler, der die Überlegenheit westlicher Militärtechnik in Frage stellt.
Für europäische Rüstungskonzerne wie BAE Systems, Thales oder eben Dassault ist das ein Weckruf. Jahrzehntelang dominierten sie zusammen mit den USA den globalen Waffenmarkt. Doch China holt auf – nicht nur technologisch, sondern auch kommerziell. Die Kombination aus konkurrenzfähiger Technik und politischen Allianzen (Pakistan ist Chinas engster Verbündeter in der Region) schafft neue Realitäten.
Besonders brisant: Pakistan vernetzte verschiedene Systeme – schwedische Überwachungsflugzeuge, chinesische Kampfjets, eigene Datenlinks – zu einer schlagkräftigen "Kill Chain". Diese Systemintegration, lange eine westliche Domäne, beherrschen nun auch andere. Die Folgen für die globale Rüstungsindustrie sind noch gar nicht absehbar.
El Salvador: Die Demokratie stirbt mit donnerndem Applaus
Zum Abschluss ein Blick nach Mittelamerika, wo sich ein beunruhigendes Schauspiel entfaltet. Nayib Bukele, El Salvadors Präsident, hat sich gerade die Möglichkeit zur unbegrenzten Wiederwahl gesichert. In nur drei Stunden peitschte seine Partei eine Verfassungsänderung durch das Parlament.
Bukele ist in El Salvador extrem populär. Seine harte Hand gegen die berüchtigten Mara-Gangs hat die Mordrate dramatisch gesenkt. Doch der Preis ist hoch: Masseninhaftierungen ohne ordentliche Verfahren, Einschüchterung von Journalisten, Flucht von Menschenrechtlern. "Die Demokratie ist heute in El Salvador gestorben", kommentierte eine Oppositionspolitikerin.
Für Investoren stellt sich die Frage: Ist Stabilität ohne Demokratie nachhaltig? El Salvadors Bitcoin-Experiment – das Land führte als erstes die Kryptowährung als gesetzliches Zahlungsmittel ein – zeigt bereits Risse. Die Wirtschaft bleibt abhängig von Überweisungen der Diaspora in den USA. Und was passiert, wenn Bukele eines Tages nicht mehr da ist? Autokratien haben die unangenehme Eigenschaft, Nachfolgekrisen zu produzieren.
Ausblick: Die neue Weltunordnung
Was lehren uns diese Geschichten? Die Welt wird multipolarer, unberechenbarer, politischer. Die klaren Linien des Kalten Krieges sind längst Geschichte. Heute konkurrieren nicht nur Staaten, sondern Systeme: westliche Demokratien gegen autoritäre Modelle, US-Technologie gegen chinesische Alternativen, regelbasierte Ordnung gegen Machtpolitik.
Für Anleger bedeutet das: Diversifikation ist wichtiger denn je. Nicht nur zwischen Anlageklassen, sondern auch geografisch und politisch. Die Zeiten, in denen man sich auf die Stabilität westlicher Demokratien verlassen konnte, sind vorbei. Neue Risiken erfordern neue Strategien.
In der kommenden Woche rücken die US-Arbeitsmarktdaten (Freitag) in den Fokus. Fed-Chef Powell wird genau hinschauen – die Zinswende hängt davon ab. Aus Europa kommen die Inflationszahlen der Eurozone (Donnerstag). Und in Asien blicken alle auf Chinas Caixin-PMI (Freitag) – zeigt die zweitgrößte Volkswirtschaft endlich Erholungszeichen?
Bleiben Sie wachsam. In einer Welt, in der Baseballspieler zu politischen Spielbällen werden und Kampfjets die Weltordnung herausfordern, ist nichts mehr sicher – außer der Wandel selbst.
Mit nachdenklichen Grüßen
Ihr Eduard Altmann
P.S.: Manchmal frage ich mich, ob wir gerade Zeugen einer historischen Zeitenwende werden – oder ob sich die Geschichte nur reimt, wie Mark Twain es formulierte. Was denken Sie?
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