Globale Wirtschaftstrends 2025: Zwischen Rekordzahlen und Handelskonflikten

Analyse der kontrastierenden Wirtschaftslage: Sberbanks Milliardengewinne, Trumps Zolldrohungen gegen die EU und Asiens Kampf zwischen Investitionsanreizen und Absatzkrisen.

Kurz zusammengefasst:
  • Sberbank verzeichnet Milliardengewinn trotz Hochzinsphase
  • Europas Wirtschaft unter Druck durch US-Zollandrohungen
  • Japan forciert Investitionsanreize gegen Deflation
  • Thailands Automobilindustrie in anhaltender Absatzkrise

Die globalen Wirtschaftsmärkte zeigen Anfang 2025 ein gemischtes Bild aus Rekordgewinnen und wachsenden Herausforderungen. Während Russlands Bankenriese Sberbank trotz hoher Zinsen einen Rekordgewinn von 1,58 Billionen Rubel (18,1 Milliarden Dollar) für das Jahr 2024 vermeldet, formulieren andere Volkswirtschaften vorsichtigere Prognosen. Die Drohung des US-Präsidenten Donald Trump, 25-prozentige Strafzölle gegen die EU zu verhängen, sorgt besonders in exportorientierten Ländern wie Italien, Deutschland und der Schweiz für Besorgnis. Gleichzeitig kämpfen Automobilbranchen in Asien mit Absatzproblemen, während Japan mit einer Rekordlohnforderung und neuen Investitionsanreizen versucht, die jahrzehntelange Deflation endgültig hinter sich zu lassen.

Russlands Bankensektor im Spannungsfeld hoher Zinsen

Die russische Großbank Sberbank hat für das vergangene Jahr einen Rekordgewinn von 1,58 Billionen Rubel (18,1 Milliarden Dollar) verkündet – ein Anstieg von 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Trotz des hohen Leitzinses von 21 Prozent konnte der Finanzriese sein Kreditportfolio im Unternehmensbereich um beachtliche 19 Prozent steigern, während das Privatkundengeschäft unter dem Druck der hohen Zinsen moderater um 12,7 Prozent wuchs.

Der Nettozinsertrag erreichte 3 Billionen Rubel, was einem Anstieg von 17 Prozent entspricht. Allerdings sank die Eigenkapitalrendite (ROE) um 1,3 Prozentpunkte auf 24 Prozent. Für 2025, also das laufende Jahr, rechnet die Bank mit einem ROE von über 22 Prozent. Die Sberbank dominiert den russischen Bankensektor mit fast 110 Millionen Privatkunden und mehr als 3 Millionen Firmenkunden.

Die Gewinne im russischen Bankensektor erreichten 2024 insgesamt einen Rekord von 4 Billionen Rubel, obwohl die russische Zentralbank für 2025 einen Rückgang auf 3 bis 3,5 Billionen Rubel erwartet. Als Grund werden wachsende Kreditrisiken und sinkende Margen genannt – ein Trend, der sich auch in anderen Ländern mit hohen Zinssätzen abzeichnet.

Europas Industrie unter Druck: Handelskonflikte und schwache Konjunktur

Die europäischen Volkswirtschaften stehen vor einem herausfordernden Jahr. Besonders besorgniserregend sind die von US-Präsident Trump angekündigten 25-prozentigen „reziproken“ Zölle auf EU-Importe, darunter Automobile. Italiens Wirtschaftsverband Confindustria bezeichnete diese Drohung als „Angriff auf europäische Unternehmen und Arbeitsplätze“ und warnte: „Es ist eine dunkle Stunde.“

Die Bank of Italy schätzt, dass eine vollständige Umsetzung der angedrohten Zölle, kombiniert mit Gegenmaßnahmen der EU, das Wirtschaftswachstum in der Eurozone um einen halben Prozentpunkt reduzieren könnte, wobei Deutschland und Italien am stärksten betroffen wären. Die Europäische Kommission hat bereits angekündigt, „entschlossen und sofort gegen ungerechtfertigte Handelshemmnisse vorzugehen.“

Die italienische Wirtschaft zeigt bereits jetzt Schwächezeichen: Das Geschäftsklima sank im Februar auf 94,8 Punkte, verglichen mit 95,7 im Januar. Nur der Industriesektor verzeichnete einen marginalen Anstieg. Das Verbrauchervertrauen stieg zwar leicht auf 98,8 Punkte, doch die jüngsten Wirtschaftsdaten waren überwiegend schwach. Die Industrieproduktion fiel im Dezember deutlich unter den Erwartungen, während das BIP im vierten Quartal 2024 stagnierte. Für das Gesamtjahr 2024 wird ein Wachstum von 0,5 bis 0,7 Prozent erwartet – weit unter dem Regierungsziel von 1,2 Prozent.

In der Schweiz gibt es hingegen positivere Signale: Die Wirtschaft wuchs im vierten Quartal 2024 um 0,5 Prozent, was die Erwartungen von 0,2 Prozent übertraf. Der Chemie- und Pharmasektor verzeichnete ein besonders starkes Wachstum von 2,7 Prozent, während andere Industriebereiche weitgehend stagnierten. Trotz des starken Jahresendspurts erreichte das schweizerische BIP wegen eines schwachen Jahresbeginns im Gesamtjahr 2024 nur ein Wachstum von 0,9 Prozent – ein Rückgang gegenüber 1,2 Prozent im Jahr 2023 und deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt von 1,8 Prozent.

Asiens Wirtschaftsmächte zwischen Deflationsbekämpfung und Branchenkrise

In Japan versucht Premierminister Shigeru Ishiba mit seinem wirtschaftspolitischen Beratergremium, die einheimischen Investitionen anzukurbeln. Das Panel forderte am Donnerstag „mutige politische Maßnahmen“, um die jährlichen Kapitalinvestitionen bis 2040 auf 200 Billionen Yen (1,34 Billionen Dollar) zu verdoppeln. Nach Jahrzehnten der Deflation überschritten die jährlichen Kapitalausgaben in der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt im vergangenen März erstmals seit 32 Jahren wieder die Schwelle von 100 Billionen Yen.

Parallel dazu fordern japanische Gewerkschaften des verarbeitenden Gewerbes Rekordlohnerhöhungen für 2025. Die Japan Council of Metalworkers‘ Unions (JCM), die rund 2 Millionen Arbeitnehmer bei führenden Unternehmen wie Toyota Motor und Panasonic vertritt, berichtet, dass ihre Mitglieder durchschnittlich eine Erhöhung des monatlichen Grundgehalts um 14.149 Yen (95 Dollar) anstreben – der höchste Wert seit Beginn der vergleichbaren Datenerfassung im Jahr 2014. Diese Forderung liegt 14 Prozent über der durchschnittlichen Grundgehaltserhöhung, die im Februar letzten Jahres gefordert wurde. Japans größte Gewerkschaftsgruppe Rengo strebt für 2025 eine Gesamtlohnsteigerung von mindestens 5 Prozent an, wobei das Grundgehalt um mindestens 3 Prozent steigen soll.

In Thailand kämpft derweil die Automobilindustrie mit einer massiven Krise. Die Produktion ist im Januar zum 18. Monat in Folge gesunken, mit einem Rückgang von über 24 Prozent im Jahresvergleich. Im vergangenen Jahr fiel die Autoproduktion insgesamt um 10 Prozent auf ein Vierjahrestief, wobei die Inlandsverkäufe um 26 Prozent und die Exporte um 8,8 Prozent zurückgingen. Die Regierung erwägt nun ein Fahrzeug-Eintauschprogramm, bei dem Verbraucher alte Fahrzeuge gegen einen Rabatt beim Kauf eines neuen Fahrzeugs eintauschen können. „Die Autohersteller drängen stark darauf, weil sie Autos verkaufen wollen“, sagte Sompol Tanadumrongsak, Präsident des thailändischen Verbands der Automobilzulieferer.

Ausblick: Zwischen Technologiewandel und politischer Unsicherheit

Während die Weltwirtschaft mit verschiedenen Herausforderungen kämpft, setzen viele Unternehmen auf Technologieinvestitionen als Zukunftsstrategie. Die Sberbank präsentiert sich zunehmend als Technologieunternehmen und hat erhebliche Investitionen in Bereiche wie künstliche Intelligenz (KI) getätigt. CEO German Gref bezeichnete 2024 als wichtigen Meilenstein für die Sberbank, da KI in mehr Bankensysteme integriert wurde und sich das Unternehmen in Technologiebereichen schneller entwickelt habe als erwartet.

Auch in Japan werden Technologieinvestitionen als Schlüssel zur wirtschaftlichen Erholung gesehen. Das wirtschaftspolitische Beratergremium fordert die japanische Regierung auf, geplante Subventionen und andere finanzielle Anreize für grüne Energie, Halbleiter und künstliche Intelligenz umzusetzen, um Investitionen von Unternehmen anzulocken.

Die politischen Unsicherheiten bleiben jedoch ein Risikofaktor für die globale Wirtschaft. Neben den Handelsspannungen zwischen den USA und der EU sorgen auch Skandale wie der in Argentinien, wo Präsident Javier Milei in eine Kryptowährungs-Affäre verwickelt ist, für Verunsicherung an den Märkten.

Für die kommenden Monate wird entscheidend sein, wie sich die Handelskonflikte zwischen großen Wirtschaftsblöcken entwickeln und ob es gelingt, den Inflationsdruck zu bekämpfen, ohne die Konjunktur abzuwürgen. Besonders exportorientierte Volkswirtschaften wie Deutschland, die Schweiz und Japan beobachten die internationalen Entwicklungen mit besonderer Aufmerksamkeit.

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  • Mein Name ist Felix Baarz, und ich blicke auf über fünfzehn Jahre Erfahrung als Wirtschaftsjournalist zurück. Seit jeher faszinieren mich die Mechanismen und Dynamiken der globalen Finanzmärkte sowie die komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhänge, die unsere Welt formen. Mit dieser Leidenschaft habe ich mir einen Namen als Experte für internationale Finanzmärkte gemacht und widme mich mit großem Engagement der Aufgabe, auch die komplexesten Themen verständlich und greifbar für meine Leser aufzubereiten.

    Meine Wurzeln liegen in Köln, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Schon früh weckte meine Neugier für wirtschaftliche Themen und internationale Entwicklungen mein Interesse an Journalismus. Nach meinem Studium begann ich meine Karriere als Wirtschaftsredakteur bei einer angesehenen deutschen Fachpublikation. Hier legte ich den Grundstein für meine berufliche Laufbahn, doch meine Neugier zog mich schon bald in die weite Welt hinaus.

    Ein Wendepunkt in meinem Leben war der Umzug nach New York, wo ich sechs Jahre lang lebte und einen Einblick in führende Medienhäuser bekam.

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