Guten Tag aus Frankfurt,
was für ein Dienstag! Während ich diese Zeilen schreibe, erleben wir gerade einen dieser seltenen Momente, in denen sich die Spielregeln der Märkte neu sortieren. Gold – seit Jahrtausenden der Fels in der Brandung wirtschaftlicher Turbulenzen – taumelt. Trump twittert. Und die Welt der Rohstoffe atmet auf. Doch der Reihe nach.
Das Ende einer Zitterpartie
"Gold will not be Tariffed!" – mit diesen drei Worten beendete Donald Trump am Montag tagelange Spekulationen, die den globalen Goldmarkt in Atem gehalten hatten. Was war geschehen? Die US-Zollbehörde hatte am Freitag eine Regelung veröffentlicht, die nahelegte, dass die meistgehandelten Goldbarren in den USA künftig mit länderspezifischen Einfuhrzöllen belegt werden könnten.
Die Reaktion? Pure Erleichterung. Ross Norman, ein unabhängiger Goldmarktanalyst, brachte es auf den Punkt: "Das Potenzial für Störungen war unkalkulierbar." Besonders die Schweiz, Dreh- und Angelpunkt des globalen Goldhandels, hätte es getroffen. Doch die Erleichterung währte nur kurz: US-Goldterminkontrakte stürzten um 2,4% auf 3.407 Dollar je Unze ab, Spotgold fiel um 1,2%.
Ein Paradoxon? Nicht wirklich. Die Märkte hatten die Zölle bereits eingepreist – ihre Abwesenheit war keine positive Überraschung mehr.
Amerikas Energie-Export-Maschine
Während Gold die Schlagzeilen beherrschte, veröffentlichte die US-Energiebehörde EIA bemerkenswerte Zahlen: Die Vereinigten Staaten exportierten 2024 rund 30% ihrer gesamten Primärenergieproduktion – ein Rekord. Von den produzierten 103 Billiarden britischen Wärmeeinheiten gingen 31 Billiarden ins Ausland, fast ausschließlich fossile Brennstoffe.
Die Zahlen sprechen Bände: 55% der heimischen Rohöl- und Erdgaskondensat-Produktion, 20% des Erdgases und 25% der Kohle verließen das Land. Die Abnehmer? Nordamerika, Europa und Asien. Für uns in Europa ist das eine zweischneidige Botschaft: Einerseits zeigt es unsere Abhängigkeit von US-Energie, andererseits die Verlässlichkeit der transatlantischen Energiepartnerschaft – zumindest solange die Preise stimmen.
Wenn Inflation zur Nebensache wird
Die mit Spannung erwarteten US-Inflationsdaten für Juli sind da – und sie erzählen eine interessante Geschichte. Mit 2,7% Jahresinflation blieb der Anstieg unter den befürchteten 2,8%. Die Kerninflation allerdings sprang auf 3,1%, mehr als erwartet.
Stephen Brown von Capital Economics sieht darin keinen Grund zur Panik: "Das wird die Fed nicht davon abhalten, die Geldpolitik früher zu lockern als wir bisher erwartet hatten." Die Märkte stimmen zu: Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im September stieg auf über 90%.
Doch hier beginnt das eigentliche Drama: Trump hatte erst kürzlich die BLS-Kommissarin Erika McEntarfer gefeuert und durch E.J. Antoni vom konservativen Think Tank Heritage Foundation ersetzt. Die Begründung? Die Arbeitsmarktdaten seien manipuliert worden. Beweise? Fehlanzeige. Die Glaubwürdigkeit amerikanischer Wirtschaftsdaten steht plötzlich zur Debatte – ein gefährliches Spiel in Zeiten, in denen Vertrauen die wichtigste Währung ist.
Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei AMD?
Zollfriede auf Zeit
Die Verlängerung des Zollwaffenstillstands zwischen den USA und China bis zum 10. November mag die Märkte beruhigt haben, doch die Details zeigen, wie fragil dieser Frieden ist. Nvidia und AMD haben sich bereit erklärt, 15% ihrer China-Umsätze an die US-Regierung abzuführen – ein bemerkenswerter Präzedenzfall, der zeigt, wie Technologie zur Waffe im Handelskrieg wird.
Europa wartet derweil noch immer auf die versprochenen Executive Orders zu den Autozöllen. "Wir können keinen Zeitplan für diese Verpflichtungen nennen", räumte ein EU-Sprecher ein. Die Unsicherheit bleibt, während europäische Aluminiumhütten unter dem Druck amerikanischer Zölle ächzen.
Die deutsche Realität
Der ZEW-Index fiel im August um 18 Punkte auf 34,7 – deutlich stärker als erwartet. Die Enttäuschung über das EU-US-Handelsabkommen und Deutschlands schwaches zweites Quartal hinterlassen Spuren. Gleichzeitig erreichten die 10-jährigen Bundesanleihen mit 2,711% ein 12-Tages-Hoch. Die Märkte preisen ein, was die Politik noch nicht wahrhaben will: Die Zeiten billiger Finanzierung sind vorbei.
Der Blick nach vorn
Diese Woche wird zeigen, ob die Märkte weiter an die Unabhängigkeit der Notenbanken glauben. Trumps Druck auf die Fed, sein Umbau der Statistikbehörden und seine unberechenbare Handelspolitik schaffen ein Umfeld, in dem traditionelle Analysemuster versagen.
Gold mag heute gefallen sein, doch die Suche nach sicheren Häfen wird weitergehen – vielleicht nur woanders. Denn eines lehrt uns dieser Dienstag: In Zeiten, in denen ein Tweet Milliardenmärkte bewegt und Regierungen Konzerne besteuern wie mittelalterliche Lehnsherren, ist nichts mehr sicher. Außer die Unsicherheit selbst.
Am Donnerstag erwartet uns die EZB-Sitzung – wird Lagarde auf den Fed-Kurs einschwenken? Und am Freitag treffen sich Trump und Putin in Alaska. Was dabei herauskommt, weiß niemand. Aber dass es die Märkte bewegen wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Bleiben Sie skeptisch – und liquide!
Ihr Eduard Altmann
P.S.: Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Perrigo, Hersteller von Hustensaft und Allergietabletten, zu den Gewinnern dieser verrückten Zeit gehört? Das Unternehmen profitiert vom Trend zur Handelsmarke – wenn schon sparen, dann wenigstens bei Bioäquivalenten. Manchmal sind es die kleinen Geschichten, die die großen Trends am besten erklären.
AMD-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue AMD-Analyse vom 13. August liefert die Antwort:
Die neusten AMD-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für AMD-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 13. August erfahren Sie was jetzt zu tun ist.
AMD: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...