Handelskrieg: Börsen zittern!

Die Eskalation der US-Handelspolitik belastet die Weltwirtschaft und führt zu erhöhter Volatilität an den Finanzmärkten. Experten warnen vor Wachstumsverlangsamung und Inflation.

Kurz zusammengefasst:
  • US-Zölle auf Stahl und Aluminium verdoppelt
  • OECD senkt US-Wachstumsprognose deutlich
  • EZB erwartet weitere Zinssenkungen
  • Schwellenländer unter Finanzierungsdruck

Die globalen Finanzmärkte sind am Dienstag, den 03. Juni 2025, fest im Griff der eskalierenden Handelspolitik der Trump-Administration. Wie ein Damoklesschwert schweben neue Zollandrohungen und diplomatische Spannungen über der Weltwirtschaft und sorgen für erhebliche Nervosität unter Anlegern. Während Washington seinen konfrontativen Kurs verschärft und Verbündete wie Gegner gleichermaßen unter Druck setzt, fragen sich Investoren: Steht uns eine tiefgreifende Korrektur bevor oder können die Notenbanken gegensteuern? Die Unsicherheit ist greifbar, und die Auswirkungen zeigen sich bereits deutlich in Wirtschaftsdaten und an den Börsen.

US-Wirtschaft im Fadenkreuz der Zollpolitik

Die Vereinigten Staaten, unter der Führung von Präsident Donald Trump, treiben ihre aggressive Handelspolitik weiter voran. Jüngste Ankündigungen, die Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte auf 50 Prozent zu verdoppeln, haben die Sorgen vor einer weiteren Eskalation des Handelskrieges befeuert. Diese Maßnahmen kommen zu einer Zeit, in der die Trump-Administration Berichten zufolge von Handelspartnern bis Mittwoch ultimativ "beste Angebote" für Neuverhandlungen fordert, um eine Reihe von maßgeschneiderten Abkommen bis zum Auslaufen einer selbstgesetzten 90-Tage-Pause für umfassende Zölle im Juli zu sichern. Bislang wurde jedoch nur ein größeres Abkommen mit Großbritannien bekanntgegeben, während die Europäische Union angab, kein entsprechendes Aufforderungsschreiben aus Washington erhalten zu haben.

Diese protektionistische Agenda bleibt nicht ohne Folgen. Fed-Gouverneurin Lisa Cook warnte am Dienstag, dass es Anzeichen dafür gebe, dass die Handelspolitik die US-Wirtschaft bereits belaste. Sie verwies auf einen Rückgang der Industrieproduktion und bei Aufträgen für langlebige Güter sowie eine Investitionszurückhaltung der Unternehmen angesichts der hohen Unsicherheit. "Ich sehe die US-Wirtschaft zwar immer noch in einer soliden Position, aber die erhöhte Unsicherheit birgt Risiken sowohl für die Preisstabilität als auch für die Arbeitslosigkeit", so Cook. Sie erwartet eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und sieht die Handelspolitik als Treiber für potenziell höhere Inflation und eine Abkühlung am Arbeitsmarkt. Die US-Notenbank Federal Reserve, die ihre Leitzinsen voraussichtlich auf ihrer Sitzung am 17. und 18. Juni im aktuellen Korridor von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen wird, sieht sich mit einem zunehmend undurchsichtigen Ausblick konfrontiert.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stützt diese Einschätzung und hat ihre Wachstumsprognose für die USA in diesem Jahr bereits von 2,2 Prozent auf 1,6 Prozent gesenkt, wobei sie explizit auf die Belastungen durch den Handelskrieg hinwies. An den US-Börsen zeigten sich die Anleger am Dienstag entsprechend vorsichtig. Der Dow Jones Industrial Average und der S&P 500 tendierten leicht schwächer. Die Nervosität wird durch die laufenden Rechtsstreitigkeiten um die Zölle, wie etwa die Klage Kaliforniens, die nun zur Berufung zugelassen wurde, weiter genährt. Auch die innenpolitische Debatte um ein neues, umfangreiches Steuer- und Ausgabengesetz, das laut Kritikern das Haushaltsdefizit und die bereits hohe Staatsverschuldung von 36,2 Billionen Dollar weiter erhöhen könnte, trägt zur Verunsicherung bei. Die Märkte warten gespannt auf neue Wirtschaftsdaten, insbesondere den JOLTS-Bericht zu offenen Stellen, der noch im Laufe des Tages erwartet wird und Aufschluss über die Lage am Arbeitsmarkt geben soll. Ökonomen rechnen mit einem leichten Rückgang der offenen Stellen auf 7,110 Millionen im April.

Zusätzlich zu diesen makroökonomischen Spannungen berichtete die New Yorker Federal Reserve Bank am Dienstag, dass die Federal Reserve im Jahr 2024 unrealisierte Verluste auf ihre Anleihebestände in Höhe von 1,06 Billionen US-Dollar verzeichnete, eine leichte Steigerung gegenüber den 948,4 Milliarden Dollar im Vorjahr. Diese Buchverluste, bedingt durch höhere Marktzinsen, beeinflussen zwar nicht direkt die Geldpolitik, da die Fed die Anleihen bis zur Fälligkeit hält, illustrieren aber das angespannte Zinsumfeld. Die Bilanzsumme der Fed ist von ihrem Höchststand von 9 Billionen Dollar im Jahr 2022 inzwischen auf 6,7 Billionen Dollar geschrumpft und soll sich laut Marktteilnehmern bis Januar 2026 bei 6,2 Billionen Dollar stabilisieren.

Europa: Zwischen Rezessionsangst und EZB-Hoffnung

Auch die europäischen Aktienmärkte blieben am Dienstag von den globalen Handelsspannungen nicht unberührt. Der pan-europäische STOXX 600 schloss nahezu unverändert, wobei leichte Gewinne in Deutschland und Frankreich Verlusten in Spanien gegenüberstanden. Die Anleger agieren im Spannungsfeld zwischen sich eintrübenden Wirtschaftsindikatoren und den anhaltenden Sorgen über die globalen Handelskonflikte. Die OECD hatte in ihrer jüngsten Prognose ebenfalls ihre globalen Wachstumsaussichten gesenkt und explizit auf die eskalierende und unverhältnismäßige wirtschaftliche Belastung hingewiesen, die Trumps Handelskrieg für die US-Wirtschaft darstelle.

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Ein Lichtblick für die europäischen Märkte kommt von der Inflationsfront. Die Teuerungsraten im Euroraum haben sich zuletzt abgekühlt und liegen nun komfortabel unter dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB). Dies nährt die Erwartung, dass die EZB ihren Kurs der monetären Lockerung fortsetzen wird. Nachdem die Zinsen seit letztem Juni bereits siebenmal gesenkt wurden, rechnen die Geldmärkte fest mit einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte auf dann 2,0 Prozent bei der EZB-Sitzung an diesem Donnerstag. Marktteilnehmer preisen bis Jahresende sogar noch mindestens zwei weitere Zinsschritte ein. "Die Daten nehmen etwas Druck von der EZB hinsichtlich ihres dualen Mandats und bestärken die Märkte in ihrer Erwartung weiterer Zinssenkungen," kommentierte Daniela Hathorn, Senior Market Analyst bei Capital.com.

Dennoch bleibt die Unsicherheit hoch. In den Niederlanden sorgte der Zusammenbruch der Regierungskoalition nach dem Rückzug der Partei von Geert Wilders für politische Turbulenzen und trieb die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen zeitweise auf 2,745 Prozent. In der Schweiz wiederum fielen die Konsumentenpreise im Mai überraschend ins Minus, was die erste Deflation seit über vier Jahren markiert. Sektorbezogen gerieten Medienaktien und Rohstoffwerte unter Druck, letztere im Einklang mit fallenden Kupferpreisen. Gesundheitswerte wurden durch eine Herabstufung von GSK durch Berenberg belastet. Positiv stach hingegen UBS hervor, nachdem Jefferies die Aktie auf "Buy" hochgestuft hatte. Auch der Energiesektor konnte zulegen, gestützt von steigenden Ölpreisen.

Globale Auswirkungen und der Druck auf Schwellenländer

Die protektionistische Handelspolitik der USA und die damit verbundenen geopolitischen Risiken wirken sich weltweit aus und setzen insbesondere Schwellenländer unter Druck. Marie Diron, Leiterin der Abteilung für Staats- und Sub-Souveränitätsrisiken bei Moody’s, betonte die Notwendigkeit für afrikanische Länder, liquide lokale Schuldenmärkte in ihren Heimatwährungen zu entwickeln. Dies sei entscheidend, um sich vor globaler Volatilität und sprunghaften ausländischen Investoren zu schützen. Länder wie Benin und die Elfenbeinküste, die ihre lokalen Finanzierungsmöglichkeiten gestärkt hätten, kämen aktuell besser durch die unruhigen Zeiten.

Diron wies darauf hin, dass die Finanzierungsquellen für viele afrikanische Staaten knapper und an strengere Bedingungen geknüpft würden. Reichere Nationen kürzten Entwicklungshilfe, und auch die Mittel aus China, einst eine wichtige Quelle für Länder wie Angola und Sambia, flössen inzwischen netto ab, da Rückzahlungen fällig würden und neue Kredite zögerlicher vergeben würden. Sinkende Ölpreise, wobei Moody’s erwartet, dass Brent-Rohöl nahe 65 Dollar pro Barrel verharren wird, schmälern zusätzlich die Einnahmen von Ölproduzenten. Zwar versuchten multilaterale Entwicklungsbanken, Finanzierungslücken zu schließen, doch die bereitgestellten Summen reichten bei weitem nicht aus, um den jährlichen Finanzierungsbedarf Afrikas von geschätzten 400 Milliarden Dollar zu decken.

Die Ölpreise selbst zeigten sich am Dienstag fester und setzten ihre Gewinne vom Vortag fort. Brent-Rohöl stieg um rund 0,7 Prozent auf über 65 Dollar pro Barrel, während US-West Texas Intermediate (WTI) um 0,8 Prozent auf 63 Dollar zulegte. Treiber waren neben den anhaltenden Spannungen im Nahen Osten auch die Vereinbarung der OPEC+, die Fördersteigerungen im Juli auf dem Niveau der Vormonate zu belassen, was einige Marktteilnehmer positiv überraschte.

Ausblick: Nervosität dürfte anhalten

Die kommenden Tage und Wochen versprechen an den Finanzmärkten weiterhin hohe Volatilität. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht die weitere Entwicklung der US-Handelspolitik. Die von der Trump-Administration gesetzte Frist für Handelsangebote bis Mittwoch dieser Woche sowie ein erwartetes Telefonat zwischen US-Präsident Trump und seinem chinesischen Amtskollegen könnten neue Impulse setzen. Es bleibt abzuwarten, ob es zu einer weiteren Eskalation der Handelskonflikte kommt oder ob doch noch diplomatische Lösungen gefunden werden können. Die Rede von Fed-Gouverneurin Cook hat deutlich gemacht, dass die wirtschaftlichen Risiken real sind. Anleger weltweit werden die Situation genauestens beobachten müssen, denn die Frage, ob die aktuellen Verwerfungen nur eine vorübergehende Atempause oder der Beginn eines tiefergreifenden Abschwungs sind, ist weiterhin offen. Sicher ist nur: Der Handelskrieg bleibt vorerst das bestimmende Thema, das die Richtung an den Börsen maßgeblich beeinflussen wird.

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