Handelskrieg, Friedensabkommen und ein spektakulärer Kunstraub
Liebe Leserinnen und Leser,
während in Washington der längste Regierungsstillstand seit Jahren die Schlagzeilen beherrscht, zeigt sich Donald Trump auf seiner Asienreise als Dealmaker der alten Schule. Vier Handelsabkommen an einem Tag, ein Waffenstillstand zwischen Thailand und Kambodscha – und die große Frage: Gelingt nächste Woche der Durchbruch mit China? Derweil sorgt in Paris ein dreister Juwelenraub im Louvre für Aufregung, und die deutsche Geflügelwirtschaft kämpft mit der schlimmsten Vogelgrippe-Welle seit Jahren.
Trump in Kuala Lumpur: Die Rückkehr der Handelsdiplomatie
Sechs Stunden nach der Landung in Malaysia hatte Donald Trump bereits vier Handelsabkommen unterzeichnet – ein Tempo, das selbst hartgesottene Diplomaten überraschte. Die Deals mit Thailand, Malaysia, Kambodscha und Vietnam sind allerdings mehr als reine Symbolpolitik. Sie markieren Washingtons Versuch, sich aus der wirtschaftlichen Umklammerung Chinas zu befreien.
Besonders brisant: Die Vereinbarungen zu Seltenen Erden. Malaysia verpflichtete sich, keine Exportbeschränkungen für kritische Mineralien zu verhängen – ein direkter Schlag gegen Chinas Quasi-Monopol in diesem Sektor. Für europäische Unternehmen, die verzweifelt nach alternativen Lieferketten suchen, könnte dies neue Optionen eröffnen. Allerdings bleiben die US-Zölle mit 19 bis 20 Prozent auf Importe aus diesen Ländern bestehen. Trump verspricht den südostasiatischen Partnern eine „100-prozentige“ Unterstützung, verlangt aber seinen Preis.
Der eigentliche Coup gelang Trump jedoch abseits der Handelsgespräche. Als Vermittler zwischen Thailand und Kambodscha inszenierte er sich als Friedensstifter – komplett mit US-Flaggen und der Aufschrift „Delivering Peace“ im Hintergrund. Die beiden Nachbarländer hatten sich im Juli die schwersten Gefechte seit Jahren geliefert, 48 Menschen starben. Dass Trump nun sogar für den Friedensnobelpreis nominiert wurde, mag übertrieben erscheinen. Doch die Botschaft ist klar: Amerika ist zurück auf der Weltbühne.
Der große China-Poker: Kommt der Deal?
„Ich denke, wir werden ein gutes Abkommen mit China schließen“, sagte Trump in Kuala Lumpur – und klang dabei überraschend optimistisch. Tatsächlich sprechen beide Seiten von einem „erfolgreichen Rahmen“ für das Treffen zwischen Trump und Xi Jinping am kommenden Donnerstag in Südkorea. Die Uhr tickt: Am 1. November sollen neue 100-Prozent-Strafzölle auf chinesische Waren in Kraft treten.
US-Finanzminister Scott Bessent deutete an, dass diese Drohung vom Tisch sein könnte. Auch Chinas geplante Exportkontrollen für Seltene Erden stehen zur Disposition. Was wie technische Details klingt, hat massive Auswirkungen: Ohne chinesische Seltene Erden keine Smartphones, keine E-Autos, keine Windräder. Die EU beobachtet die Verhandlungen mit angehaltenem Atem – jede Eskalation würde auch europäische Lieferketten treffen.
Interessant ist Trumps Andeutung eines möglichen Xi-Besuchs in den USA. Washington oder Mar-a-Lago? Die Symbolik wäre enorm. Schon 2017 empfing Trump Xi auf seinem Golfanwesen in Florida. Eine Wiederholung würde signalisieren: Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt können miteinander – trotz aller Spannungen um Taiwan, Hongkong und die Ukraine.
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Kanada im Visier: Trump erhöht den Druck
Während sich mit China eine Entspannung abzeichnet, eskaliert Trump den Handelskonflikt mit dem nördlichen Nachbarn. Zusätzliche zehn Prozent Zölle auf kanadische Waren kündigte er per Truth Social an – angeblich wegen einer „irreführenden Werbekampagne“. Die Gespräche zwischen beiden Ländern endeten abrupt, ein Treffen mit Kanadas Premier Mark Carney kam nicht zustande.
Für deutsche Unternehmen mit Nordamerika-Geschäft wird die Lage unübersichtlicher. Die integrierten Lieferketten zwischen USA und Kanada – vom Automobil- bis zum Energiesektor – geraten unter Druck. Besonders pikant: Kanada ist einer der wichtigsten Öllieferanten der USA. Höhere Zölle könnten die Energiepreise treiben.
Louvre-Raub: Die Kronjuwelen sind weg
102 Millionen Euro Schaden, acht gestohlene Schmuckstücke, eine beschädigte Krone vor dem Museum – der Juwelenraub im Louvre liest sich wie ein Hollywood-Drehbuch. Die Täter kamen mit einem Kran, schlugen ein Fenster ein und entkamen auf Motorrädern. Mitten am Tag, während das meistbesuchte Museum der Welt voller Touristen war.
Zwei Verdächtige wurden am Samstagabend gefasst, einer wollte gerade nach Algerien fliegen. Doch von Frankreichs Kronjuwelen – darunter ein Diadem der Königin Marie-Amélie – fehlt weiterhin jede Spur. Für Frankreich ist es mehr als ein Kriminalfall. Es ist eine nationale Demütigung. Wie konnten vier Männer die Sicherheit des Louvre so leicht überwinden?
Die Pariser Staatsanwaltschaft ist wütend über durchgesickerte Informationen. 100 Ermittler suchen fieberhaft nach den Juwelen. Die beschädigte Krone der Kaiserin Eugénie – Ehefrau Napoleons III. – wurde von den Tätern fallen gelassen. Ein schwacher Trost für ein Land, das seine kulturellen Schätze nicht schützen konnte.
Deutschland: Die Vogelgrippe-Krise spitzt sich zu
400.000 getötete Hühner, Enten und Gänse – die Vogelgrippe wütet in Deutschland so schlimm wie seit Jahren nicht. Besonders Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg trifft es hart. Allein in Märkisch-Oderland mussten 130.000 Tiere gekeult werden, der Schaden für einen einzigen Betrieb: eine halbe Million Euro.
Die Kraniche im Linumer Teichland verenden zu Hunderten, der Höhepunkt des Vogelzugs steht noch bevor. Das Friedrich-Loeffler-Institut warnt: Die Situation ist „sehr dynamisch“, weitere Ausbrüche sind zu erwarten. Für Verbraucher bedeutet das: Eier und Geflügel könnten knapp und teuer werden.
Der Streit um Entschädigungen läuft bereits. Agrarminister Alois Rainer (CSU) will die Obergrenze von 50 auf 110 Euro pro Tier anheben. Die Grünen kontern: Das eigentliche Problem sei die Massentierhaltung. „Zehntausende Tiere auf engstem Raum – im Seuchenfall eine Katastrophe“, sagt Tierschutzbeauftragte Zoe Mayer.
Die deutsche Geflügelwirtschaft steht vor einem Dilemma. Aufstallungspflicht würde Freilandhaltung unmöglich machen – ein Verkaufsargument für bewusste Konsumenten. Ohne Schutzmaßnahmen drohen weitere Millionenverluste. „Wir riskieren die Versorgungssicherheit“, warnt der Branchenverband.
Ausblick: Eine Woche der Weichenstellungen
Die kommenden Tage werden zeigen, ob Trumps Optimismus in Sachen China berechtigt ist. Das Treffen mit Xi am Donnerstag könnte die Weltwirtschaft in ruhigeres Fahrwasser führen – oder den Handelskrieg eskalieren lassen. Für europäische Unternehmen steht viel auf dem Spiel: Lieferketten, Absatzmärkte, Technologiezugang.
In Washington geht derweil der Shutdown in die vierte Woche. Eine anonyme 130-Millionen-Dollar-Spende soll Soldatengehälter sichern – ein Novum in der US-Geschichte. Trump nennt den Spender einen „Patrioten“, Kritiker sprechen von gefährlicher Privatisierung staatlicher Aufgaben. Die Ratingagentur Scope hat die USA bereits herabgestuft. Die Begründung liest sich wie eine Generalabrechnung mit Trumps Regierungsstil.
Auch Gaza bleibt ein Pulverfass. Trump fordert die sofortige Herausgabe der verbliebenen toten Geiseln. Die Hamas will mitregieren, die Waffenruhe wackelt. Über 90 Palästinenser starben seit dem 10. Oktober trotz Feuerpause.
Was bleibt von dieser turbulenten Woche? Die Erkenntnis, dass Handelspolitik wieder zur Machtpolitik geworden ist. Dass ein Präsident, der zu Hause im Shutdown-Chaos versinkt, international als Dealmaker brillieren kann. Und dass selbst der Louvre nicht sicher ist, wenn es um Frankreichs Kronjuwelen geht.
Bis nächste Woche – möge sie ruhiger werden, aber das ist wohl Wunschdenken.
Ihr Eduard Altmann
P.S.: Die gefassten Louvre-Räuber wohnten übrigens im Seine-Saint-Denis-Vorort von Paris – einem der ärmsten Viertel Frankreichs. Die gestohlenen Juwelen gehörten einst Marie-Amélie, der letzten Königin Frankreichs. Manchmal schreibt die Geschichte ihre eigenen Drehbücher.
