Liebe Leserinnen und Leser,
während Sie diese Zeilen lesen, könnte in Schottland gerade Geschichte geschrieben werden. Ursula von der Leyen trifft Donald Trump auf dessen Golfplatz – nicht zum Small Talk, sondern zu Verhandlungen, die über Europas wirtschaftliche Zukunft entscheiden. 15 Prozent Zölle oder 30 Prozent? Kompromiss oder Konfrontation? Die Nervosität in Brüssel ist greifbar, und das aus gutem Grund. Doch während alle Augen auf Turnberry gerichtet sind, brodelt es an anderen Fronten: Die Ukraine-Krise eskaliert, Israel pausiert erstmals seine Militäroperationen, und an den Märkten bereiten sich Anleger auf eine Woche voller Zentralbankentscheidungen vor. Lassen Sie uns die Puzzleteile zusammenfügen.
Der große Poker: Europa am Verhandlungstisch
Die Ausgangslage könnte dramatischer kaum sein. Über 70 Prozent der EU-Exporte in die USA sind bereits mit Zöllen belegt – Stahl und Aluminium mit 50 Prozent, Autos mit zusätzlichen 25 Prozent. Und Trump droht, ab 1. August alles auf 30 Prozent hochzuschrauben. Das wäre wirtschaftlicher Selbstmord auf beiden Seiten des Atlantiks.
Was mich optimistisch stimmt: Beide Seiten wollen offensichtlich einen Deal. Trump sprach von einer 50:50-Chance, von der Leyen reiste persönlich nach Schottland. Die Konturen eines möglichen Kompromisses zeichnen sich ab – 15 Prozent als Basiszoll, angelehnt an das Japan-Abkommen. Für Europa wäre das bitter, aber verkraftbar. Besonders wenn Ausnahmen für Pharma, Luft- und Raumfahrt sowie Spirituosen durchsetzbar wären.
Die große Frage bleibt: Wie viel ist von der Leyen bereit zu geben? Mehr US-Flüssiggas kaufen? Verstärkte Investitionen in Amerika versprechen? Die EU hat Trumpfkarten in der Hand – 93 Milliarden Euro an vorbereiteten Gegenzöllen sind kein Pappenstiel. Doch eines ist klar: Scheitern die Gespräche heute, stehen wir vor dem größten Handelskrieg seit den 1930er Jahren.
Märkte im Spannungsfeld: Zwischen Hoffen und Bangen
Die Finanzmärkte zeigen eine bemerkenswerte Gelassenheit angesichts der Unsicherheit. Der S&P 500 klettert von Rekord zu Rekord, die Volatilität ist auf dem niedrigsten Stand seit Monaten. Doch Vorsicht – genau diese Ruhe könnte trügerisch sein.
Die kommende Woche wird es in sich haben: Fed-Entscheidung am Mittwoch, US-Arbeitsmarktdaten am Freitag, und dazwischen Quartalsberichte der Tech-Giganten Apple, Microsoft, Amazon und Meta. Mit Bewertungen beim 22,6-fachen der erwarteten Gewinne – weit über dem historischen Durchschnitt – ist wenig Raum für Enttäuschungen.
Besonders spannend finde ich die Rückkehr der "Meme-Stocks". Kohl’s und Opendoor explodieren förmlich – ein klares Warnsignal für überschäumende Risikobereitschaft. Wenn Privatanleger wieder auf hoch geshortete Aktien setzen, ist das oft ein Vorbote für Korrekturen. Die Parallele zu 2021 drängt sich auf.
Geopolitische Brandherde: Wenn Krisen eskalieren
Die Drohnenangriffe auf St. Petersburg während Putins Marineparade zeigen: Der Ukraine-Konflikt erreicht eine neue Eskalationsstufe. Erstmals musste Russland seine prestigeträchtige Militärparade aus Sicherheitsgründen absagen. 291 abgeschossene Drohnen an einem Tag – das sind Dimensionen, die selbst erfahrene Beobachter erschrecken.
Gleichzeitig überrascht Israel mit der Ankündigung täglicher Feuerpausen in Gaza. Nach monatelangem internationalem Druck ein wichtiges Signal, auch wenn die humanitäre Lage katastrophal bleibt. 133 Tote durch Unterernährung, davon 87 Kinder – diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.
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Was beide Konflikte verbindet: Die Eskalationsspirale dreht sich weiter, während die Diplomatie versagt. Für uns Anleger bedeutet das: Geopolitische Risiken bleiben auf absehbare Zeit erhöht. Gold und sichere Häfen dürften weiter gefragt bleiben.
Zentralbanken unter Zugzwang: Die Fed zwischen Trump und Powell
Die Spannungen zwischen Trump und Fed-Chef Powell erreichen neue Höhen. Trumps öffentliche Beschimpfungen ("Dummkopf") und die Drohungen seiner Anhänger im Fed-Board schaffen eine toxische Atmosphäre. Dabei steht die Notenbank vor einem Dilemma: Hält sie die Zinsen hoch, würgt sie möglicherweise die Wirtschaft ab. Senkt sie zu früh, könnten Trumps Zölle die Inflation wieder anfachen.
Ich erwarte, dass Powell standhaft bleibt. Die Fed wird am Mittwoch die Füße stillhalten und auf mehr Klarheit bei den Zöllen warten. Für uns Europäer ist das durchaus positiv – ein starker Dollar hilft unseren Exporten. Allerdings nur, wenn der Handelskrieg nicht eskaliert.
Mein Fazit: Die Ruhe vor dem Sturm nutzen
Liebe Leserinnen und Leser, selten war eine Börsenwoche so vollgepackt mit potenziellen Wendepunkten. Die Handelsgespräche heute könnten die Weichen für Jahre stellen. Ein Deal würde die Märkte beflügeln, ein Scheitern könnte die aktuelle Rally jäh beenden.
Was tun? Ich rate zur Vorsicht. Die hohen Bewertungen, die niedrige Volatilität und die aufkeimende Meme-Stock-Euphorie sind klassische Spätzyklus-Signale. Gewinne mitzunehmen ist keine Schande. Besonders bei US-Tech-Werten würde ich vorsichtig agieren – die Messlatte für die anstehenden Earnings liegt gefährlich hoch.
Gleichzeitig bieten sich Chancen. Sollten die EU-US-Gespräche erfolgreich verlaufen, könnten europäische Exportwerte profitieren. Auch Japan-Aktien bleiben nach dem Trump-Deal interessant. Und für Mutige: Die Türkei-Story von Finanzminister Simsek klingt nach einer spannenden Turnaround-Wette.
Eine Frage beschäftigt mich besonders: Erleben wir gerade den letzten Akt der Globalisierung, wie wir sie kennen? Trumps bilaterale Deals fragmentieren die Weltwirtschaft. Für uns Europäer wird es Zeit, eigene Stärke zu zeigen. Die heutigen Verhandlungen sind nur der Anfang.
Bleiben Sie wachsam – und halten Sie heute Abend die Nachrichtenticker im Auge!
Mit gespannten Grüßen aus einem Europa im Umbruch,
Ihr Eduard Altmann
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