Liebe Leserinnen und Leser,
stellen Sie sich vor, jemand droht Ihnen mit einer Waffe – und Sie gähnen nur. Genau das passiert gerade an den Finanzmärkten. In wenigen Tagen läuft Trumps ultimative Zollfrist ab, doch die Börsen notieren seelenruhig nahe ihrer Allzeithochs. Ist das die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm oder haben die Märkte längst durchschaut, dass der Kaiser deutlich weniger Kleider trägt als behauptet? Heute nehme ich Sie mit hinter die Kulissen dieser erstaunlichen Gelassenheit – und zeige Ihnen, warum gerade diese Sorglosigkeit zum Problem werden könnte.
Die Zoll-Posse: Viel Lärm um nichts?
"Briefe werden verschickt", verkündet Finanzminister Scott Bessent vollmundig im CNN-Interview. An 100 kleinere Länder, mit denen die USA kaum Handel treiben. Die großen Fische? 18 wichtige Handelspartner, die für 95 Prozent des US-Handelsdefizits verantwortlich sind. Und genau hier wird es interessant: Niemand will Namen nennen, niemand will sich festlegen.
Die Märkte interpretieren dieses Herumlavieren als Schwäche. Der Dollar-Index hat das schlechteste erste Halbjahr seit 1973 hingelegt – ein Vertrauensverlust, wie ihn die Weltwährung selten erlebt hat. Investoren wittern, dass Trump pokert, aber keine guten Karten hat. Vietnam bekam seinen Deal, Großbritannien auch. Der Rest? Wartet ab.
Was mich besonders stutzig macht: Die angedrohten 70 Prozent Strafzölle tauchen in keinem offiziellen Dokument auf. Bessent selbst verweist nur auf die April-Liste. Ein klassischer Trump-Move: Erst maximal drohen, dann zurückrudern. Die Börsen haben dieses Muster durchschaut und preisen entsprechend ein Nicht-Ereignis ein.
Texas versinkt: Die vergessene Katastrophe
Während wir über Prozentpunkte debattieren, kämpfen in Texas Menschen um ihr Leben. 43 Tote, 27 vermisste Mädchen aus einem christlichen Feriencamp, 850 Gerettete – die Zahlen sind erschütternd. Der Guadalupe River stieg innerhalb weniger Stunden um neun Meter. Das ist keine Naturkatastrophe mehr, das ist ein Systemversagen.
Besonders brisant: Der nationale Wetterdienst hatte nur eine "moderate" Flutwarnung ausgegeben. Trump hat Tausende Stellen bei der Wetterbehörde gestrichen. Der Zusammenhang? Offiziell bestritten, inoffiziell offensichtlich. Wenn man an der falschen Stelle spart, zahlen Menschen mit ihrem Leben.
Für uns Anleger stellt sich die unbequeme Frage: Wie bewertet man Klimarisiken, wenn selbst die Frühwarnsysteme versagen? Versicherungsaktien könnten zur Falle werden. Die nächste Flut, der nächste Sturm – sie kommen bestimmt. Und die Rechnung zahlen am Ende wir alle.
Pommes-Krise bei Lamb Weston: Ein Lehrstück über Überkapazitäten
Die Aktie von Lamb Weston, dem Pommes-Giganten, kämpft mit massiven Problemen. 34 Prozent Kursverlust in einem Jahr sprechen eine deutliche Sprache. Das Problem? Die Branche schwimmt in Überkapazitäten. Bei 90 Prozent Auslastung – historisch niedrig – tobt ein brutaler Preiskampf.
Was auf den ersten Blick nach einer belanglosen Randnotiz klingt, offenbart bei genauerem Hinsehen ein Grundproblem unserer Zeit: Zu viel Angebot trifft auf zu wenig Nachfrage. Restaurant-Besuche gehen zurück, die Menschen sparen. Selbst Fast-Food wird zum Luxus. Wenn die Amerikaner weniger Pommes essen, stimmt etwas gewaltig nicht.
Die Kooperation mit aktivistischen Investoren zeigt die Verzweiflung. JANA Partners und Continental Grain sollen es richten. Doch was können neue Aufsichtsräte ändern, wenn das Geschäftsmodell kriselt? Für mich ein klares Warnsignal: Finger weg von Unternehmen in gesättigten Märkten mit Überkapazitäten.
Eisenbahn-Blues: CSX kämpft mit hausgemachten Problemen
CSX steht stellvertretend für die Malaise der US-Infrastruktur. 45 Millionen Dollar Zusatzkosten durch Bauprojekte, Staus und schlechtes Wetter – im ersten Quartal! Die Aktie notiert zum niedrigsten KGV aller Bahnbetreiber. Ein Schnäppchen? Mitnichten.
Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Lamb Weston?
Die Probleme sind strukturell. Das Schienennetz ist marode, Investitionen wurden jahrelang verschleppt. Jetzt rächt sich die Sparwut. Analysten erwarten, dass CSX 2025 materiell schlechter abschneidet als die Konkurrenz. Das "One, Big, Beautiful, Bill Act" soll helfen – irgendwann. Bis dahin bleiben die Züge stehen.
Interessant ist der Vergleich mit Europa: Während wir über Hochgeschwindigkeitstrassen debattieren, kämpfen die Amerikaner mit Verspätungen im Güterverkehr. Ein Wettbewerbsvorteil für unsere Logistiker? Durchaus möglich. DB Cargo und Konsorten könnten profitieren.
Tech-Sektor: Zwischen KI-Hype und Ethik-Debakel
TScan Therapeutics zeigt exemplarisch die Extreme im Biotech-Sektor. Von 11,66 auf 2,31 Dollar – ein Absturz um 80 Prozent. Die Gründe? Enttäuschende Studiendaten, schwindende Kassenbestände. Die typische Geschichte eines Hoffnungsträgers, der zur Enttäuschung mutiert.
Gleichzeitig warnen die BRICS-Staaten vor unkontrollierter KI-Nutzung. Die Ironie: Während der Westen von KI-Revolution träumt, fürchten Schwellenländer den Datenmissbrauch. Faire Bezahlung für Trainingsdaten fordern sie – ein frommer Wunsch angesichts der Praktiken von OpenAI und Co.
Die Diskrepanz zwischen Hype und Realität war selten größer. Milliardenbewertungen für Unternehmen ohne Gewinne, während profitable Mittelständler ignoriert werden. Diese Verzerrung kann nicht ewig anhalten. Ich setze auf eine Normalisierung – mit schmerzhaften Folgen für die Highflyer.
Mein Fazit: Die gefährliche Sorglosigkeit
Liebe Leserinnen und Leser, die Märkte spielen ein gefährliches Spiel. Sie ignorieren Warnzeichen, unterschätzen Risiken und vertrauen darauf, dass schon alles gut gehen wird. Diese Sorglosigkeit erinnert fatal an 2007. Damals glaubte auch jeder, die Party gehe ewig weiter.
Was tun? Ich rate zu gesunder Skepsis. Die Zoll-Deadline mag glimpflich ablaufen – oder auch nicht. Texas zeigt, wie schnell Naturkatastrophen zuschlagen können. Überkapazitäten drücken auf die Margen. Und die Tech-Blase? Sie wird irgendwann platzen, die Frage ist nur wann.
Meine Strategie: Qualität statt Quantität. Unternehmen mit soliden Geschäftsmodellen, vernünftigen Bewertungen und wenig Verschuldung. Langweilig? Vielleicht. Aber wenn die Musik aufhört zu spielen, sind das die letzten, die noch stehen.
Eine Frage beschäftigt mich zum Schluss: Haben wir aus der Geschichte gelernt? Die aktuelle Markteuphorie lässt mich zweifeln. Bereiten Sie sich auf turbulentere Zeiten vor – sie kommen bestimmt.
Mit nachdenklichen Grüßen und dem Rat zur Vorsicht,
Ihr Eduard Altmann
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