Hin und Her: Mein Blick auf Jobs, Trump & die Märkte

Robuste US-Jobzahlen, Trumps Haushaltskürzungen und ungelöste Handelsstreits prägen die aktuelle Marktlage. Wie reagieren Anleger auf die widersprüchlichen Signale?

Kurz zusammengefasst:
  • US-Arbeitsmarkt übertrifft Erwartungen mit 177.000 neuen Jobs
  • Trumps Haushaltsentwurf sieht massive Kürzungen vor
  • Handelskonflikte mit China, Japan und Europa bleiben ungelöst
  • Geopolitische Spannungen belasten die globale Wirtschaft

Liebe Leserinnen und Leser,

Freitagnachmittag – Zeit, die Woche Revue passieren zu lassen. Und was für eine Woche das wieder war! Wir wurden überschüttet mit Wirtschaftsdaten, politischen Manövern und widersprüchlichen Signalen von den globalen Handelsfronten. Da melden die USA überraschend robuste Arbeitsmarktzahlen, fast zeitgleich legt Präsident Trump einen Haushaltsentwurf vor, der massive Kürzungen vorsieht, und im ewigen Handelsstreit scheint sich China plötzlich gesprächsbereit zu zeigen – oder doch nicht? Man könnte meinen, die Märkte wüssten selbst nicht mehr, ob sie nun hoffen oder bangen sollen. Versuchen wir, etwas Ordnung in dieses vermeintliche Chaos zu bringen.

US-Arbeitsmarkt: Ein Silberstreif am Horizont – oder trügt der Schein?

Beginnen wir mit der wohl wichtigsten Zahl des Tages: dem US-Arbeitsmarktbericht für April. Und siehe da, die amerikanische Wirtschaft hat im letzten Monat 177.000 neue Stellen geschaffen – deutlich mehr als die erwarteten 130.000 bis 140.000. Die Arbeitslosenquote verharrt bei soliden 4.2%. Auf den ersten Blick eine gute Nachricht, die zeigt, dass der Kern der US-Wirtschaft trotz aller Turbulenzen noch läuft.

Doch kratzt man an der Oberfläche, kommen Zweifel auf. Ist diese Stärke nachhaltig? Wir dürfen nicht vergessen: Dieser Bericht blickt zurück. Die vollen Auswirkungen der jüngsten, drastischen Zollerhöhungen und der damit verbundenen Unsicherheit sind hier vermutlich noch gar nicht abgebildet. Unternehmen wie General Motors oder Fluggesellschaften klagen bereits laut über die Belastungen durch die Handelspolitik und haben ihre Prognosen gesenkt. Sie zögern vielleicht noch mit Entlassungen, weil Fachkräfte knapp sind, aber wie lange noch? Die zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit, die sich bereits in schwächeren Stimmungsindikatoren und dem überraschenden BIP-Rückgang im ersten Quartal zeigte, könnte sich erst in den kommenden Monaten voll auf dem Arbeitsmarkt niederschlagen. Ich bleibe daher vorsichtig optimistisch – der heutige Report ist ein Lichtblick, aber noch keine Entwarnung.

Trumps Welt: Sparen, drohen, verhandeln?

Gleichzeitig gibt uns Präsident Trump einen Einblick in seine Prioritäten. Sein Haushaltsentwurf für 2026 sieht drastische Kürzungen vor: Rund 163 Milliarden Dollar sollen bei nicht-militärischen Ausgaben (abseits von Pflichtprogrammen) gestrichen werden – ein Minus von über 20 Prozent! Dafür sollen die Budgets für Verteidigung (+13%) und Heimatschutz (+65%) massiv aufgestockt werden. Der von Elon Musk geleiteten "Effizienzbehörde" DOGE sei Dank? Die Botschaft ist klar: Militär und Grenze zuerst, der Rest muss bluten. Ob das durch den republikanisch kontrollierten, aber intern zerstrittenen Kongress geht, steht auf einem anderen Blatt. Der Kampf um den Haushalt dürfte die politische Unsicherheit weiter anheizen.

Und dann die Handelsfronten – ein tägliches Verwirrspiel:

  • China: Peking lässt verlauten, man "evaluiere" ein Gesprächsangebot aus Washington bezüglich der Zölle. Die Bedingung: Die USA müssten aufrichtig sein und die einseitigen Abgaben vorher aufheben. Gleichzeitig beendet die Trump-Regierung aber gerade erst wieder Zollfreiheiten für bestimmte Kleinsendungen aus China und Hongkong. Ein Schritt vor, zwei zurück? Es wirkt, als tasteten sich beide Seiten ab, ohne wirklich vom Fleck zu kommen. Der Ölpreis reagierte heute prompt positiv auf die Nachricht möglicher Gespräche, bleibt aber unter Druck wegen der fundamentalen Nachfragesorgen.
  • Japan: Tokio scheint frustriert. Berichten zufolge zeigen sich die US-Unterhändler bei Zöllen auf Autos, Stahl und Aluminium wenig kompromissbereit. Japan deutet sogar an, seine riesigen Bestände an US-Staatsanleihen als Druckmittel in den Verhandlungen einzusetzen – ein bemerkenswerter Schritt.
  • Europa: Die EU versucht es pragmatischer. Handelskommissar Sefcovic schlägt vor, das US-Handelsdefizit durch zusätzliche Käufe von US-Waren im Wert von 50 Milliarden Euro (LNG, Soja etc.) auszugleichen, um im Gegenzug die drohenden Zölle abzuwenden. Ob Washington darauf eingeht? Fraglich. Die europäischen Zentralbanken (EZB, Bank of England) scheinen sich derweil auf weitere Zinssenkungen vorzubereiten, auch um die wirtschaftlichen Folgen des Handelsstreits abzufedern.

Das große Ganze? Die Handelskonflikte schwelen weiter, belasten die globale Wirtschaft (wie die durchwachsenen europäischen PMIs erneut zeigen) und sorgen für Verunsicherung bei Unternehmen und Investoren. Selbst Tech-Giganten wie Apple und Amazon warnten diese Woche bei ihren Quartalszahlen vor den Kosten und Störungen durch die Zollpolitik.

Krisenherde ohne Ende: Ein Blick auf die Geopolitik

Als wäre das wirtschaftliche Umfeld nicht schon komplex genug, bleiben die geopolitischen Spannungen hoch:

  • Naher Osten: Israel fliegt Luftangriffe nahe dem syrischen Präsidentenpalast in Damaskus – eine klare "Botschaft" im Kontext der jüngsten Gewalt zwischen Sunniten und Drusen, die Israel als Vorwand für verstärkte Interventionen nutzt. Gleichzeitig gibt es hinter den Kulissen offenbar Bewegung im Atomstreit mit dem Iran. Berichten zufolge verhandeln die USA und Teheran über ein "JCPOA 2.0" – ein Abkommen, das den alten Deal im Kern erhält, aber Laufzeiten verlängert und Kontrollen verschärft. Der Knackpunkt bleibt Irans Recht auf Urananreicherung, das Israel und Hardliner in den USA komplett stoppen wollen. Eine Einigung wäre ein diplomatischer Drahtseilakt für Trump.
  • Osteuropa: In Belarus wird überraschend ein inhaftierter US-Bürger freigelassen – eine Geste an die Trump-Administration? Derweil bleibt die Lage in der Ukraine verfahren. Die Frage einer möglichen Landabtretung im Austausch für Frieden spaltet das Land weiterhin tief, wie Umfragen zeigen.
  • NATO: Als Reaktion auf Trumps Forderungen schlägt NATO-Chef Rutte offenbar vor, dass die Mitglieder ihre Verteidigungsausgaben auf 3,5% des BIP erhöhen und weitere 1,5% für "verteidigungsnahe" Posten ausgeben, um das von Trump geforderte 5%-Ziel irgendwie zu erreichen – ein Versuch, den US-Präsidenten zufriedenzustellen, ohne die europäischen Budgets komplett zu sprengen.

Diese Krisenherde wirken zwar oft weit weg, können aber jederzeit die Märkte erschüttern oder die Handelsdynamiken verschieben. Das Beispiel Iran zeigt, wie eng Geopolitik und Wirtschaft (Ölpreis, Sanktionen) verwoben sind.

Mein Fazit zum Wochenende

Was nehme ich aus dieser ereignisreichen Woche mit? Die Märkte bleiben gefangen zwischen den eher robusten (wenn auch vielleicht trügerischen) Wirtschaftsdaten und der enormen Unsicherheit, die von der Politik ausgeht – sei es durch den US-Haushalt, die unberechenbare Handelspolitik oder die schwelenden geopolitischen Konflikte. Die Hoffnung auf eine Deeskalation im Handelsstreit keimt immer wieder kurz auf, wird aber oft schnell wieder enttäuscht.

Für uns als Anleger bedeutet das: Ruhe bewahren und nicht auf jede Schlagzeile reagieren. Die positiven US-Jobdaten sind ermutigend, aber die Risiken, insbesondere durch die Handelspolitik, bleiben hoch. Eine solide Diversifizierung über Anlageklassen und Regionen ist wichtiger denn je. Achten Sie auf Qualität und versuchen Sie, Unternehmen zu identifizieren, die auch in einem schwierigeren Umfeld bestehen können.

Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende und Zeit, die Gedanken zu sortieren!

Herzlichst,
Ihr Eduard Altmann

Freitag, 02. Mai 2025

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