Liebe Leserinnen und Leser,
während sich die Finanzelite in den kommenden Tagen in Wyoming zur alljährlichen Jackson Hole-Konferenz versammelt, scheint Donald Trump bereits jetzt seine eigene Geldpolitik zu betreiben – allerdings nicht mit Zinssätzen, sondern mit gezielten Personalattacken. Der Dollar reagierte prompt allergisch auf Trumps Ruf nach dem Rücktritt von Fed-Gouverneurin Lisa Cook. Ein Vorgeschmack darauf, was uns erwartet, wenn Politik und Geldpolitik weiter verschmelzen?
Die Fed im Kreuzfeuer: Wenn Präsidenten Personalentscheidungen erzwingen wollen
Der Dollar erlebte gestern einen bemerkenswerten Schwächeanfall, nachdem Trump Fed-Gouverneurin Lisa Cook zum Rücktritt aufforderte. Der Vorwurf: angeblicher Hypothekenbetrug, für den bislang keine Beweise vorliegen. Doch der wahre Grund dürfte tiefer liegen. Trump bereitet offenbar systematisch den Boden für eine dovischere Fed vor – eine Notenbank nach seinem Geschmack.
Marc Chandler von Bannockburn Global Forex bringt es auf den Punkt: „Der Markt hat mit seinem Geldbeutel abgestimmt – er mag es nicht, wenn der Präsident sich in die Federal Reserve einmischt.“ Der Dollar-Index verlor 0,16 Prozent, während der Euro auf 1,1664 Dollar kletterte. Besonders pikant: Sollte Powell nach Ablauf seiner Amtszeit als Fed-Chef im Mai im Board of Governors bleiben, könnte Trump deutlich weniger Einfluss auf die Besetzung der Positionen haben als erhofft.
Die Märkte preisen bereits eine 85-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im September ein. Doch die eigentliche Frage lautet: Wie viel Unabhängigkeit bleibt der Fed noch, wenn jede Personalentscheidung zum politischen Kampfplatz wird?
Krypto-Kapitalflucht: Eine Milliarde Dollar verlässt Bitcoin und Ethereum
Was für eine Wende: Noch vor einer Woche feierten Krypto-Enthusiasten Bitcoins neues Allzeithoch bei 124.400 Dollar. Gestern dann der Kater – fast eine Milliarde Dollar floss aus Bitcoin- und Ethereum-ETFs ab. Bei Bitcoin waren es 523 Millionen, bei Ethereum sogar 422 Millionen Dollar. Der zweitgrößte Tagesabfluss des Monats.
Die institutionellen Investoren nehmen offenbar Gewinne mit. Bitcoin ist seit April um über 200 Prozent gestiegen – da liegt Gewinnmitnahme nahe. Doch es geht um mehr: Die Unsicherheit über die September-Zinsentscheidung der Fed wächst. Noch vor einer Woche waren sich Analysten fast sicher, dass starke Zinssenkungen kommen. Jetzt liegt die Wahrscheinlichkeit bei nur noch 70 Prozent.
Bitcoin korrigierte auf 113.000 Dollar, Ethereum auf 4.200 Dollar. Beide Kryptos stehen damit unmittelbar über wichtigen Unterstützungsmarken. Die spannende Frage: Handelt es sich um eine gesunde Konsolidierung oder den Beginn einer tieferen Korrektur? Die makroökonomische Unsicherheit spricht eher für Letzteres.
Neuseelands Notenbank prescht vor – Schweden bleibt auf der Bremse
Ein Tag, zwei Zentralbanken, zwei völlig unterschiedliche Signale: Neuseeland senkte überraschend deutlich die Zinsen um 25 Basispunkte auf 3,00 Prozent – der niedrigste Stand seit drei Jahren. Der Neuseeland-Dollar stürzte daraufhin um über ein Prozent auf 0,5831 US-Dollar ab. Die Notenbanker in Wellington warnen vor „heimischen und globalen Gegenwind“ für das Wachstum.
Ganz anders in Stockholm: Die schwedische Riksbank hielt die Zinsen bei 2,00 Prozent und signalisierte Vorsicht. Die Krone gewann leicht auf 9,59 zum Euro. Zwei kleine Volkswirtschaften, die zeigen, wie unterschiedlich die globale Geldpolitik derzeit tickt.
Für Europa besonders relevant: Beide Länder gelten als Frühindikator für die EZB-Politik. Dass Neuseeland so aggressiv senkt, während Schweden zögert, zeigt die Zerrissenheit der Notenbanker weltweit. Wachstumssorgen treffen auf hartnäckige Inflationsängste – ein Dilemma, das auch Christine Lagarde in Frankfurt nur zu gut kennt.
Cloud-Security: Der 187-Milliarden-Dollar-Markt von morgen
Während sich alle Welt um Zinsen und Krypto sorgt, vollzieht sich in der Tech-Welt eine stille Revolution: Der Markt für Cloud-Sicherheit explodiert förmlich. Von heute 47,8 Milliarden soll er bis 2032 auf 187,1 Milliarden Dollar wachsen – ein jährliches Plus von 18,6 Prozent.
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Die Treiber? Künstliche Intelligenz und die wachsende Komplexität von Cyberangriffen. Microsoft dominiert mit Lösungen, die von der Vorstandsetage bis zum Home-Office reichen. Doch der wahre Kampf tobt woanders: Beim Übergang von alter IT-Infrastruktur in die Cloud hapert es. Viele Unternehmen kleben noch an veralteten Systemen, die sich nur schwer mit modernen Cloud-Security-Lösungen verheiraten lassen.
Besonders brisant für Europa: Unsere strengen Datenschutzregeln machen Cloud-Security zur Chefsache. GDPR-Compliance treibt die Nachfrage, erhöht aber auch die Komplexität. Ein Paradoxon, das findige Anbieter zu Gold spinnen könnten – wenn sie die richtigen Lösungen liefern.
Automobilindustrie goes FinTech: Kraken schluckt KI-Trading-Plattform
Die Krypto-Börse Kraken hat sich die Assets der israelischen Capitalise.ai einverleibt – eine Plattform, die natürliche Sprache in ausführbare Trading-Strategien verwandelt. Stellen Sie sich vor: Sie sagen Ihrem Computer „Kaufe Bitcoin, wenn der Dollar fällt und verkaufe, wenn Musk twittert“ – und er macht es. Science-Fiction? Nicht mehr lange.
Die Integration soll noch dieses Jahr in Kraken Pro starten. Das Besondere: Die Technologie funktioniert nicht nur mit Krypto, sondern auch mit Aktien, Devisen und Futures. Eine All-in-One-Lösung für den modernen Trader, der keine Zeit für Programmierung hat.
Der Deal zeigt, wohin die Reise geht: Trading wird demokratisiert. Nicht mehr nur Profis mit teurer Bloomberg-Terminal können komplexe Strategien fahren. Bald reicht ein Kraken-Account und die Fähigkeit, einen verständlichen Satz zu formulieren. Für traditionelle Broker könnte das zum Problem werden.
Blick nach vorn: Jackson Hole und die Woche der Wahrheit
Morgen beginnt das Treffen der Notenbanker in Jackson Hole. Alle Augen richten sich auf Fed-Chef Powell, der am Freitag spricht. Wird er gegen die Markterwartungen einer September-Zinssenkung anreden? Oder gibt er grünes Licht für die Lockerung?
Die Vorzeichen sind gemischt: Die Fed-Minutes von heute Abend dürften wenig Neues bringen – sie stammen noch aus der Zeit vor den schwachen Arbeitsmarktdaten. Interessanter werden die morgigen Einkaufsmanagerindizes aus Europa und den USA. Sie geben einen ersten Eindruck, wie es um die Wirtschaft im August bestellt ist.
Für uns in Europa besonders relevant: Die EZB schaut genau hin, was Powell sagt. Eine dovische Fed könnte auch Lagarde Spielraum für weitere Zinssenkungen geben. Eine hawkische Überraschung hingegen würde den Euro unter Druck setzen und die Inflation wieder anfachen.
Jackson Hole war schon oft der Ort, an dem die Weichen für die Geldpolitik der kommenden Monate gestellt wurden. Dieses Jahr, mit Trump im Nacken und einer wackelnden Weltwirtschaft, könnte die Konferenz wichtiger denn je werden.
Die Notenbanker pokern hoch – und wir alle sind Teil des Spiels.
Herzliche Grüße aus der Redaktion
Eduard Altmann
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