Kapitalmärkte im Warteschleifenmodus: Warum sich gerade alles um Oktober entscheidet
Liebe Leserinnen und Leser,
heute Nachmittag herrscht an den Märkten eine merkwürdige Stille – die Ruhe vor gleich mehreren Stürmen. Während sich in Washington der politische Shutdown-Streit zur Farce entwickelt, warten Investoren weltweit gebannt auf die morgigen US-Arbeitsmarktdaten. Doch das eigentlich Beunruhigende spielt sich woanders ab: Die Warnungen vor einem drastischen Einbruch des Welthandels 2026 sind mehr als nur düstere Prognosen. Sie zeigen, dass die Rechnung für den eskalierenden Handelskrieg früher oder später bezahlt werden muss – und Europa könnte dabei zwischen alle Stühle geraten.
Der Shutdown-Poker: Wenn Politik zur Geiselnahme wird
Was sich derzeit in Washington abspielt, würde in jedem anderen entwickelten Land als Staatskrise gelten. Präsident Trump nutzt den teilweisen Regierungsstillstand als Druckmittel gegen die Demokraten und droht unverhohlen mit dauerhaften Kürzungen. Sein neuester Schachzug: New York wird der Geldhahn zugedreht – 18 Milliarden Dollar für Infrastrukturprojekte eingefroren.
Die Begründung ist so durchsichtig wie perfide: Die demokratischen Spitzenpolitiker Chuck Schumer und Hakeem Jeffries stammen aus New York. Was Trump als „beispiellose Gelegenheit“ für Einschnitte feiert, trifft in Wahrheit Millionen Pendler, die täglich auf U-Bahn und Nahverkehr angewiesen sind. 3,4 Millionen U-Bahn-Fahrten pro Tag – das ist die Lebensader einer Metropole, die Trump nun aus reiner Rachsucht abschnürt.
Russell Vought, Trumps Haushaltschef und Architekt des radikalen „Project 2025“, lässt bereits durchblicken, welche „von Demokraten geführten Einrichtungen“ als nächstes dran sind. Die Botschaft ist klar: Wer sich Trump widersetzt, dem wird der Geldhahn zugedreht. Das ist nicht nur schlechter Stil – es ist ein Angriff auf die Grundfesten der amerikanischen Demokratie.
Allianz Trade schlägt Alarm: 2026 wird das Jahr der Handelskriegs-Quittung
Während Washington sich in destruktiven Spielchen ergeht, richtet Allianz Trade den Blick auf das große Ganze – und die Prognosen sind alarmierend. Der Welthandel, der 2025 noch um magere 2 Prozent wachsen soll, bricht 2026 auf mickrige 0,6 Prozent ein. Das ist kein normaler Abschwung, das ist ein Kollaps in Zeitlupe.
Die Gründe liest sich wie eine Chronik angekündigter Katastrophen: Vorgezogene Hamsterkäufe haben 2025 künstlich gestützt, doch wenn die Lager voll sind und die Zölle greifen, folgt der Kater. Besonders bitter für Deutschland: Unser exportorientiertes Modell wird zwischen amerikanischem Protektionismus und chinesischer Konkurrenz zerrieben. Das prognostizierte Wachstum von 1,0 Prozent für 2026 ist keine Erholung – es ist Stagnation mit Schönheitspflaster.
Ana Boata von Allianz Trade bringt es auf den Punkt: Die KI-Investitionen haben die US-Wirtschaft bisher gepuffert, aber dieser Effekt verpufft. Was folgt, ist ein „De-Dollarisierungs-Schock“ mit 35 Prozent Wahrscheinlichkeit und eine mögliche Staatsschuldenkrise mit immerhin 20 Prozent. Die Frage ist nicht ob, sondern wann und wie hart es kommt.
Medizintechnik zwischen KI-Hype und Realität
Inmitten all der Krisen gibt es auch Lichtblicke – wenn auch mit Fragezeichen. Die Krebsforschung erlebt gerade eine Revolution durch Künstliche Intelligenz und digitale Pathologie. Anatomage präsentiert virtuelle Skelette, die sich bewegen lassen, Helfie AI verspricht Früherkennung per Smartphone. Die Vision: Prävention statt Behandlung, personalisierte Medizin für alle.
Doch der Teufel steckt im Detail. Evident’s Pramana-System für das Moffitt Cancer Center soll bis 2027 vollständig digital arbeiten – ein ambitioniertes Ziel in einer Branche, die für ihre Trägheit berüchtigt ist. Wenn die International Energy Agency wirklich 1,8 Billionen Dollar Einsparpotenzial durch Digitalisierung sieht, warum geht es dann so schleppend voran?
Die Antwort liefert Margaret Difilippo von Zifo Technologies: „AI Anxiety“ grassiert in der Biopharma-Branche. Führungskräfte fürchten Fehler in regulierten Prozessen mehr als verpasste Innovationen. Eine ganze Generation von Wissenschaftlern muss erst überzeugt werden, dass KI nicht ihr Feind, sondern ihr Werkzeug ist. Das kostet Zeit – Zeit, die Patienten nicht haben.
Die unterschätzte Revolution: StarStone Wealth und die KI-gestützte Vermögensverwaltung
Während alle Welt auf ChatGPT und Midjourney starrt, vollzieht sich in der Vermögensverwaltung eine stille Revolution. StarStone Wealth unter Professor Alexander Braun hat ein neues Modul seines Optivara Systems vorgestellt – und die Features lesen sich wie das Wunschkonzert eines modernen Investors: mehrsprachige Benutzeroberfläche, Extremszenario-Simulationen, KI-gestützte Portfoliooptimierung.
Was nach Marketing-Buzzwords klingt, adressiert ein reales Problem: Die traditionelle Vermögensverwaltung ist zu träge für volatile Märkte. Brauns „Nichtlineares Liquiditätsmodell“ verspricht, was Anleger seit Jahren suchen: eine Brücke zwischen akademischer Theorie und praktischer Anwendung. Die Expansion nach Asien zeigt, wo die Musik spielt – nicht mehr nur in London und New York.
Der Blick nach vorn: Was Oktober noch bringt
Die kommenden Tage werden richtungsweisend. Morgen stehen nicht nur die US-Arbeitsmarktdaten an (Prognose: magere 51.000 neue Jobs), sondern auch der ISM-Index für das nicht-verarbeitende Gewerbe. In Europa warten alle auf die Einzelhandelsumsätze am Montag – sie werden zeigen, ob die Konsumenten noch bei Laune sind.
Besonders brisant: Am 7. Oktober kommen die deutschen Auftragseingänge für August. Nach den desaströsen Zahlen der letzten Monate könnte hier die nächste Hiobsbotschaft lauern. Und dann ist da noch Hannover Rück, die am 9. Oktober zum Investorentag lädt – in Zeiten steigender Klimarisiken dürfte das mehr als nur Routine werden.
Die große Frage bleibt: Kann sich Europa aus der Zange zwischen US-Protektionismus und chinesischer Expansion befreien? Die Anzeichen sind gemischt. Cityvarasto aus Finnland hat gerade seinen Börsengang deutlich überzeichnet abgeschlossen – ein Zeichen, dass Anleger noch Vertrauen haben. Andererseits warnt Belgiens Premier De Wever eindringlich vor den Risiken eingefrorener russischer Vermögenswerte. Seine Befürchtung: „Wir könnten euch in die Ewigkeit schicken“ – das meint Moskau wörtlich.
Oktober 2025 wird als der Monat in die Geschichte eingehen, in dem die Weichen gestellt wurden. Die Frage ist nur: in welche Richtung? Die Antworten liefern nicht Politiker oder Notenbanker, sondern die harten Daten der kommenden Tage. Bleiben Sie wachsam – und halten Sie Ihr Pulver trocken.
Mit nachdenklichen Grüßen aus einer unruhigen Wirtschaftswelt
Eduard Altmann
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Übrigens: Während Europa noch rätselt, wie es dem Handelsstreit trotzen soll, baut sich im Technologiebereich ein gegenteiliger Trend auf. Der aktuelle Chip-Boom könnte für Anleger in den kommenden Quartalen zu einer der wenigen echten Wachstums-Inseln werden. Wer einen tieferen Blick auf die Hintergründe und eine konkrete Aktienidee werfen möchte, findet dazu fundierte Analysen hier: Die neue Nvidia – Chancen und Risiken im Chip-Sektor.