Liebe Leserinnen und Leser,
die Welt hält den Atem an. Nach tagelanger Spannung haben die USA in der Nacht tatsächlich zugeschlagen – drei iranische Atomanlagen liegen in Trümmern. Während ich diese Zeilen schreibe, rätseln die Märkte noch über die wahren Konsequenzen. Der Ölpreis springt wild hin und her, der Dollar zeigt unerwartete Schwäche. Gleichzeitig pokern die US-Senatoren um Trumps Steuerreform, und in den Vorstandsetagen der Tech-Giganten wird an der Zukunft gebastelt. Was für ein Montag! Lassen Sie uns gemeinsam Ordnung in dieses Chaos bringen.
Der große Knall: USA greifen Irans Atomprogramm an
Es ist passiert. Nach tagelangem Säbelrasseln flogen in der Nacht 75 Präzisionsbomben und über zwei Dutzend Tomahawk-Marschflugkörper gen Iran. Die Ziele: Fordow, Natanz und Isfahan – das Herzstück des iranischen Atomprogramms. Trump feiert auf Truth Social: "Bullseye!" und spricht von "monumentalem Schaden" tief unter der Erde.
Was mich besonders beunruhigt: Die Rhetorik eskaliert beidseitig. Teherans Militärsprecher Ebrahim Zolfaqari nennt Trump einen "Spieler" und droht unverhohlen: "Sie mögen diesen Krieg beginnen, aber wir werden ihn beenden." Das klingt nicht nach baldiger Entspannung. Die iranischen Revolutionsgarden sprechen von "ewigen Konsequenzen" und erweiterten Zielen für Vergeltungsschläge.
Noch rätseln Experten über das wahre Ausmaß der Zerstörung. Die Internationale Atomenergiebehörde meldet zwar keine erhöhte Strahlung, aber was wirklich in den unterirdischen Anlagen passiert ist, weiß niemand genau. Eine hochrangige iranische Quelle behauptet, das meiste hochangereicherte Uran sei vorher in Sicherheit gebracht worden. Stimmt das? Oder ist es Propaganda?
Straße von Hormus: Das 100-Dollar-Öl-Szenario
Die Märkte reagieren erstaunlich gelassen – noch. Brent kletterte nur moderat auf knapp 76 Dollar. Aber täuschen Sie sich nicht: Die wahre Gefahr lauert in der Straße von Hormus. Schon jetzt berichten Schifffahrtsexperten von chaotischen Szenen: Tanker drehen um, zickzacken durchs Meer, pausieren ihre Fahrt. Die Frachtraten für Supertanker haben sich binnen einer Woche verdoppelt!
Besonders brisant: Irans Parlament hat bereits grünes Licht für eine Blockade der Meerenge gegeben. Zwar braucht es noch die Zustimmung des Nationalen Sicherheitsrats, aber allein die Drohung zeigt die Brisanz. Durch diese schmale Wasserstraße fließen 20 Prozent des globalen Öls. Goldman Sachs warnt bereits: Bei einer einmonatigen Blockade könnten wir 110 Dollar pro Barrel sehen.
Was viele übersehen: Es geht nicht nur um Öl. Auch ein Viertel des weltweiten Flüssiggas-Handels passiert diese Nadelöhr. Für uns in Europa, ohnehin schon von Energiesorgen geplagt, wäre das katastrophal. Die niederländischen TTF-Gaspreise nähern sich bereits wieder der kritischen 74-Euro-Marke – dem Niveau, bei dem 2022 die Nachfrage einbrach.
Politisches Chaos in Washington
Als hätte die Welt nicht genug Probleme, tobt in Washington ein innenpolitischer Sturm. Demokraten sprechen von Amtsenthebung, republikanische Hardliner wie Thomas Massie kritisieren die fehlende Kongress-Autorisierung für den Angriff. Sogar Trumps Erzkonservativer Steve Bannon fordert "tiefere Erklärungen".
Gleichzeitig versucht der Senat, Trumps "One Big Beautiful Bill" durchzupeitschen – ein Mammutprojekt aus Steuersenkungen und Ausgabenkürzungen. Die Uhr tickt: Bis zum 4. Juli soll das Gesetz stehen. Aber der Widerstand wächst. Das überparteiliche Haushaltsbüro warnt vor 2,8 Billionen Dollar zusätzlicher Verschuldung. Senator Ron Johnson nennt eine Verabschiedung diese Woche schlicht unmöglich.
Das Timing könnte schlechter nicht sein. Mitten in einer internationalen Krise streiten sich die Republikaner über Medicaid-Kürzungen und grüne Steuergutschriften. Die Märkte brauchen Stabilität – Washington liefert das Gegenteil.
Marktreaktionen: Verwirrung allerorten
Die Finanzmärkte zeigen ein verwirrendes Bild. Der Dollar, normalerweise Krisengewinner, schwächelt. Analysten rätseln: Liegt es an Trumps Unberechenbarkeit? An der Sorge vor ausufernder Staatsverschuldung? Oder wittern die Märkte bereits das Ende der Dollar-Dominanz?
Noch kurioser: Gold, der klassische sichere Hafen, verliert minimal. Stattdessen pumpen Anleger Geld in japanische Staatsanleihen – ausgerechnet in das Land mit der höchsten Verschuldung der Welt. Die Logik dahinter: Japan importiert fast sein gesamtes Öl aus dem Nahen Osten und wäre von einer Eskalation besonders betroffen.
Die Aktienmärkte zeigen sich erstaunlich robust. Asiatische Börsen verloren nur moderat, europäische Futures deuten auf einen schwachen, aber nicht katastrophalen Start hin. Entweder preisen die Märkte ein schnelles Ende der Krise ein – oder sie unterschätzen die Risiken gewaltig.
Lichtblicke im Chaos
Nicht alles ist düster. Fed-Gouverneur Christopher Waller überraschte mit taubenhaften Tönen und plädierte für Zinssenkungen ab Juli. Das könnte die Märkte stützen, falls die Krise nicht eskaliert. Auch die Geschäftsklimaindizes zeigen Lebenszeichen: Deutschland meldet überraschend eine Rückkehr zum Wachstum, getrieben von einer Erholung im verarbeitenden Gewerbe.
Besonders spannend finde ich die Entwicklungen im Tech-Sektor. Waymo startet Testfahrten in New York – eine Mammutaufgabe angesichts von Schnee und dem Manhattan-Verkehr. Microsoft pumpt 200 Millionen in militärische KI-Projekte. Und DeepSeek? Die chinesische KI-Sensation entpuppt sich laut US-Regierung als militärisches Trojanisches Pferd. Die Tech-Welt wird zum geopolitischen Schlachtfeld.
Mein Fazit: Ruhe bewahren, Chancen nutzen
Liebe Leserinnen und Leser, wir stehen an einem Scheideweg. Die Iran-Krise kann binnen Stunden eskalieren oder sich in wochenlangen Verhandlungen verlieren. Die Märkte schwanken zwischen Panik und erstaunlicher Gelassenheit. Was tun?
Mein Rat: Bleiben Sie wachsam, aber verfallen Sie nicht in Panik. Die aktuellen Marktpreise bieten noch keine Schnäppchen, aber auch keine Übertreibungen. Halten Sie Liquidität bereit – bei echter Eskalation kommen die Kaufgelegenheiten. Besonders interessant könnten Energieaktien werden, falls die Ölpreise tatsächlich explodieren.
Beobachten Sie diese Woche besonders drei Dinge: Erstens, jede Nachricht aus der Straße von Hormus. Zweitens, Irans konkrete Reaktion – Rhetorik oder Taten? Drittens, die Fed-Aussagen von Powell am Dienstag und Mittwoch. In Krisenzeiten zählt jedes Wort der Notenbanker doppelt.
Eine spannende, hoffentlich nicht zu turbulente Woche wünscht Ihnen
Ihr Eduard Altmann