Märkte im Krisenmodus?

Geopolitische Konflikte und bevorstehende Zentralbankentscheidungen belasten die Märkte, während US-Steuerpläne für zusätzliche Unsicherheit sorgen.

Kurz zusammengefasst:
  • Wall Street schwächelt durch Nahost-Konflikt
  • Fed-Entscheidung erwartet, Zinssenkungen unwahrscheinlich
  • US-Steuerpläne könnten Defizit massiv erhöhen
  • Energieaktien profitieren von Ölpreisanstieg

Die globalen Finanzmärkte zeigten sich am Dienstag, dem 17. Juni 2025, von ihrer nervösen Seite. Eskalierende geopolitische Spannungen im Nahen Osten, gepaart mit der Erwartung wichtiger Zentralbankentscheidungen und neuen Details zu den potenziell milliardenschweren US-Steuerplänen, drückten auf die Stimmung der Anleger. Während sichere Häfen Zulauf fanden, gerieten Aktienindizes unter Druck. Doch was genau treibt die Märkte um und welche Signale senden die unterschiedlichen Akteure?

Geopolitische Beben und nervöse Investoren

Die Wall Street startete schwächer in den Handelstag, da der Konflikt zwischen Israel und Iran bereits in den fünften Tag ging und Sorgen vor einer Ausweitung und möglichen Engpässen bei Öllieferungen aus der Region schürte. Obwohl Marktbeobachter wie Larry Tentarelli von Blue Chip Daily Trend Report aktuell keine Panik erkennen, sondern davon ausgehen, dass die Situation eingedämmt werde, ist die Unsicherheit spürbar. US-Präsident Donald Trump heizte die Nervosität weiter an, indem er zur Evakuierung Teherans aufrief und seinen Besuch des G7-Gipfels in Kanada abbrach, um ein "echtes Ende" des Nuklearstreits zu fordern.

Die erhöhte Risikoscheu spiegelte sich in den Marktbewegungen wider: Die Kurse von US-Staatsanleihen stiegen, was die Renditen für zehnjährige Papiere um rund zwei Basispunkte auf 4,43 % drückte. Auch Gold legte leicht zu. Die Ölpreise hingegen zogen deutlich an, wobei US-Rohöl um über 2 % auf rund 73,39 US-Dollar pro Barrel stieg und Brentöl ebenfalls um mehr als 2,5 % auf über 75 US-Dollar zulegte. Davon profitierten Energieaktien wie Chevron und ExxonMobil, die zulegen konnten. Der Volatilitätsindex VIX kletterte zwar, blieb aber mit rund 20,8 Punkten deutlich unter früheren Krisenhochs. Bjarne Breinholt Thomsen von der Danske Bank wies darauf hin, dass die Märkte derzeit relativ widerstandsfähig erschienen, auch weil die Ölpreise im Jahresvergleich immer noch niedriger seien.

Zentralbanken im Scheinwerferlicht: Fed, BoC und BoJ

Neben den geopolitischen Verwerfungen blicken die Anleger gebannt auf eine Reihe von Zentralbankentscheidungen in dieser Woche. Den Auftakt machte die Bank of Japan (BoJ), die wie erwartet ihre kurzfristigen Zinssätze bei 0,5 % beließ, aber ankündigte, das Tempo beim Abbau ihrer massiven Bestände an Staatsanleihen zu verlangsamen, um Marktverwerfungen zu vermeiden.

In Kanada zeigten sich die Mitglieder des Rats der Bank of Canada (BoC) laut heute veröffentlichtem Protokoll ihrer Sitzung vom 4. Juni besorgt, dass der zugrundeliegende Inflationsdruck, angeheizt durch Handelsstörungen und Unsicherheit, länger anhalten könnte. Die BoC hatte ihren Leitzins bei 2,75 % belassen und betont, die Auswirkungen von US-Zöllen auf Kanada und die Weltwirtschaft genau beobachten zu wollen. Die Inflation ohne Berücksichtigung von Steuereffekten lag mit 2,3 % leicht über den Erwartungen. Ein Anhalten dieses Trends würde Zinssenkungen erschweren, so die Notenbanker.

Der Fokus richtet sich jedoch insbesondere auf die US-Notenbank Federal Reserve (Fed), die am morgigen Mittwoch ihre Zinsentscheidung bekannt geben wird. Es wird allgemein erwartet, dass die Fed die Zinsen unverändert lässt. Die Geldmärkte preisen derzeit Zinssenkungen von etwa 46 Basispunkten bis Ende 2025 ein, mit einer 57-prozentigen Wahrscheinlichkeit für einen ersten Schritt um 25 Basispunkte im September. Matt Rubin von Cary Street Partners betonte, dass Fed-Chef Jerome Powell weiterhin die Datenabhängigkeit der Notenbank unterstreichen werde und die aktuellen Daten eine Zinssenkung nicht rechtfertigten. Die Märkte werden zudem auf neue Projektionen der Fed zu Zinsen, Wachstum und Inflation warten, insbesondere im Hinblick auf die Auswirkungen der Handelspolitik der Trump-Regierung. Unabhängig von der kurzfristigen Geldpolitik plant die Fed, wie heute ebenfalls bekannt wurde, noch diesen Monat, am 25. Juni, über eine Lockerung der sogenannten "supplementary leverage ratio" (ergänzende Eigenkapitalquote) für Großbanken zu beraten. Dies könnte der Auftakt zu einer breiteren Überarbeitung der Bankenregeln unter der neuen Regulierungsaufseherin Michelle Bowman sein. Banken fordern seit langem Änderungen an dieser Quote, da sie ihrer Ansicht nach die Kreditvergabe einschränkt.

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Trumps Steuerpläne: Milliardenlast für den US-Haushalt

Für zusätzliche Unruhe sorgten heute neue Projektionen des überparteilichen Haushaltsbüros des US-Kongresses (CBO) zu den Steuer- und Ausgabenplänen von Präsident Trump. Dessen "One Big Beautiful Bill Act", der bereits im Mai das Repräsentantenhaus passiert hat, würde das US-Defizit über zehn Jahre um 2,8 Billionen US-Dollar erhöhen, selbst wenn man positive wirtschaftliche Wachstumseffekte berücksichtigt. Rechnet man die Zinskosten für die neue Verschuldung hinzu, steigt der Betrag auf 3 Billionen US-Dollar.

Die Republikaner im Senat arbeiten derzeit an einer überarbeiteten Version des Gesetzes, die laut Analysten die Schuldenlast noch weiter erhöhen könnte – möglicherweise auf bis zu 5 Billionen US-Dollar über ein Jahrzehnt. Grund dafür ist, dass die Senatsversion plant, mehrere Steuererleichterungen für Unternehmen dauerhaft zu machen, die in der Version des Repräsentantenhauses auslaufen würden. Analysten von Goldman Sachs erwarten, dass die Vorschläge des Senats die Kosten des Gesetzes um "mindestens einige hundert Milliarden Dollar" erhöhen werden. Diese Aussichten belasten bereits den US-Anleihemarkt, da eine deutliche Erhöhung der Staatsschulden von derzeit 36,2 Billionen US-Dollar die Renditen von US-Staatsanleihen durch ein größeres Angebot an Schuldtiteln nach oben treiben könnte. BMO Capital Markets sieht in dem Gesetzesvorhaben einen wesentlichen Treiber für die pessimistische Stimmung am Anleihemarkt ("bond-bearish narrative"). Am Ende des Tages, so die Analysten, werde es einen signifikanten Anstieg des Defizits geben, den das Finanzministerium finanzieren müsse.

Marktbewegungen: Sektoren unter Druck, Tech-Hoffnungsschimmer

Die Gemengelage aus Geopolitik, Zentralbankerwartungen und Fiskalsorgen hinterließ deutliche Spuren an den Aktienmärkten. Der Dow Jones Industrial Average, der S&P 500 und der Nasdaq Composite verzeichneten am Dienstag Verluste. Zehn der elf S&P 500-Hauptsektoren fielen, angeführt von Gesundheitswerten. Gegen den Trend stemmten sich Energiewerte. Zusätzlichen Gegenwind lieferten schwache US-Konjunkturdaten: Die Einzelhandelsumsätze für Mai fielen stärker als erwartet, und die Industrieproduktion stieg kaum.

Die vorgeschlagenen Änderungen des Senats an Trumps Steuergesetz hatten direkte Auswirkungen auf einzelne Sektoren. So gerieten Solaraktien massiv unter Druck, nachdem bekannt wurde, dass die Steuergutschriften für Solar-, Wind- und Energieprojekte bis 2028 auslaufen sollen. Aktien von Enphase Energy und Sunrun brachen daraufhin zweistellig ein, und der Invesco Solar ETF verlor deutlich. Im Gegensatz dazu profitierten Aktien von Kernkraftunternehmen wie Oklo und Nano Nuclear Energy von der geplanten Verlängerung der Steuergutschriften für Kernenergie bis 2036.

Unter den Einzelwerten fielen die Aktien von Tesla und Alphabet. Eli Lilly gaben nach der Ankündigung der bis zu 1,3 Milliarden Dollar schweren Übernahme von Verve Therapeutics nach, während die Aktien von Verve einen Kurssprung von über 70 % verzeichneten. T-Mobile-Aktien verloren an Wert, nachdem die japanische SoftBank Aktien des Mobilfunkanbieters im Wert von 4,8 Milliarden US-Dollar verkauft hatte.
Einen positiven Kontrapunkt im Tech-Sektor setzte der Automobilsoftware-Zulieferer Applied Intuition. Das Unternehmen gab heute bekannt, in einer neuen Finanzierungsrunde 600 Millionen US-Dollar eingesammelt zu haben, was zu einer Bewertung von 15 Milliarden US-Dollar führte. Die Runde, angeführt von BlackRock und Kleiner Perkins, signalisiert ein weiterhin starkes Investoreninteresse an kommerzialisierter Technologie für autonome Fahrzeuge.

Die kommenden Tage, insbesondere die morgige Zinsentscheidung der Fed und die weiteren Entwicklungen im Nahen Osten sowie bei den US-Steuerplänen, dürften die Richtung der Finanzmärkte maßgeblich beeinflussen. Die Anleger bleiben in einem angespannten Umfeld, das schnelles Reagieren auf neue Informationen erfordert.

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