Micron vollzieht derzeit eine historische Neuausrichtung. Nach fast drei Jahrzehnten stellt der US-Speicherriese seine bekannte Endkundenmarke Crucial ein, um sich vollständig auf die industrielle Infrastruktur zu konzentrieren. Der Grund für diesen drastischen Schritt ist eindeutig: Die Ressourcen werden dringend für den boomenden KI-Sektor benötigt, wo die Nachfrage das Angebot längst übersteigt.
Das Ende der Marke Crucial
Am 3. Dezember 2025 verkündete das Unternehmen das Aus für sein Consumer-Geschäft. Der Verkauf von Speicherprodukten an Endkunden über Einzelhändler wird im Februar 2026 endgültig eingestellt. Sumit Sadana, Chief Business Officer bei Micron, bezeichnete dies als „schwierige Entscheidung“, die jedoch notwendig sei, um die Versorgung strategischer Großkunden sicherzustellen.
Dieser Rückzug ist eine direkte Folge des massiven Ausbaus der globalen KI-Infrastruktur. Die Produktionskapazitäten, die bisher für SSDs und Arbeitsspeicher im Privatkundenbereich gebunden waren, fließen nun in margenstärkere Segmente. Bestehende Garantien für Crucial-Produkte bleiben jedoch bestehen, und betroffene Mitarbeiter sollen intern auf neue Positionen verteilt werden.
HBM als neuer Wachstumsmotor
An die Stelle des Consumer-Geschäfts tritt High-Bandwidth Memory (HBM). Diese spezialisierte Speichertechnologie, bei der Chips vertikal gestapelt werden, ist für KI-Beschleuniger von Nvidia und AMD unverzichtbar. Die Zahlen belegen die Relevanz dieser Sparte:
* Der HBM-Umsatz erreichte im letzten Quartal rund 2 Milliarden US-Dollar.
* Die hochgerechnete Jahresrate liegt bei fast 8 Milliarden US-Dollar.
* Die gesamte HBM-Produktion von Micron ist bereits bis ins Jahr 2026 ausverkauft.
Marktbeobachter sehen darin einen fundamentalen Wandel. Micron entwickelt sich weg von einem Anbieter zyklischer Massenware hin zu einem kritischen Zulieferer für den säkularen Wachstumstrend Künstliche Intelligenz.
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Analysten sehen weiteres Potenzial
Trotz des bereits beachtlichen Kursanstiegs von über 130 Prozent seit Jahresanfang bleibt die Stimmung an der Wall Street optimistisch. Mehrere Investmentbanken haben ihre Kursziele als Reaktion auf die Strategieanpassung und die Preissetzungsmacht bei Speicherchips angehoben:
- Morgan Stanley: Zielerhöhung auf 338 US-Dollar („Overweight“)
- Wolfe Research: Zielerhöhung auf 300 US-Dollar („Outperform“)
- Wells Fargo: Zielerhöhung auf 300 US-Dollar („Buy“)
Der Konsens unter den Analysten ist mit 26 Kaufempfehlungen bei insgesamt 29 Bewertungen eindeutig positiv. Als einziger US-basierter Speicherhersteller genießt Micron zudem einen strategischen Vorteil gegenüber den Konkurrenten SK Hynix und Samsung, besonders vor dem Hintergrund geopolitischer Lieferketten-Überlegungen.
Spannung vor den Quartalszahlen
Der nächste wichtige Impuls steht unmittelbar bevor: Am 17. Dezember präsentiert der Konzern seine Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2026. Die Erwartungen sind hoch. Analysten rechnen mit einem Umsatzsprung von rund 44 Prozent auf über 12,5 Milliarden US-Dollar. Beim Gewinn pro Aktie wird sogar eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr auf etwa 3,77 US-Dollar prognostiziert. Ob Micron diese hohen Erwartungen erfüllen und die Transformation in den Bilanzen bestätigen kann, wird die kurzfristige Richtung der Aktie bestimmen.
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