Microsoft steht bei seinem großen KI-Vorststoß unter doppeltem Druck. Einerseits kritisieren US-Behörden die Risiken von Chatbots, andererseits fragen sich Investoren, wann milliardenschwere Infrastrukturprojekte Rendite bringen. Der jüngste Kursrückgang zeigt: Die Euphorie rund um KI bekommt erste Risse – ohne dass die grundsätzliche Wachstumsstory verschwunden wäre.
Regulierung bremst die KI-Euphorie
Auslöser der Schwächephase ist ein offener Brief einer parteiübergreifenden Gruppe von US-Justizministern an Microsoft und andere Tech-Konzerne wie Meta, Google und Apple. Die Staatsanwälte warnen darin vor „schmeichelnden und realitätsfernen“ Antworten generativer KI-Chatbots und sehen erhebliche Risiken für die psychische Gesundheit von Nutzern, insbesondere Minderjährigen.
Im Fokus des Schreibens stehen unter anderem:
– Berichte über problematische Interaktionen von Chatbots mit Kindern
– Forderungen nach deutlich stärkeren Kinder- und Nutzerschutzmechanismen
– Der Ruf nach unabhängigen Prüfungen der KI-Produkte durch staatliche Stellen
Microsoft und Google äußerten sich laut Reuters zunächst nicht zu dem Brief, Meta und Apple reagierten ebenfalls nicht umgehend. Politisch ist das Thema brisant: Während die Regierung versucht, eigenständige KI-Gesetze der Bundesstaaten einzuschränken, erhöhen viele Staatsanwälte den Druck. Für Microsoft bedeutet das zusätzliche Unsicherheit für ein Geschäftsfeld, das als wichtigster Wachstumstreiber gilt.
Rekordinvestitionen in KI-Infrastruktur
Parallel zu der regulatorischen Debatte schraubt Microsoft seine KI-Investitionen noch einmal deutlich nach oben. In dieser Woche kündigte der Konzern neue Projekte im Gesamtvolumen von 23 Milliarden US-Dollar an – ein Signal, wie ernst es der Konzern mit seiner KI-Strategie meint, aber auch ein Risiko mit Blick auf Kapitalbindung und Renditeerwartungen.
Großprojekt in Indien
Den größten Brocken machen 17,5 Milliarden Dollar für Indien aus, verteilt über die Jahre 2026 bis 2029. CEO Satya Nadella stellte bei einem Besuch im Land die bisher größte Asien-Investition von Microsoft vor. Geplant sind unter anderem:
- Aufbau der größten Hyperscale-Präsenz des Unternehmens in Indien, mit einem neuen Rechenzentrum ab Mitte 2026
- Ausbau der Cloud-Region „India South Central“ in Hyderabad zur größten Hyperscale-Region des Landes
- Integration von Microsoft-KI in zentrale Arbeits- und Jobplattformen wie e-Shram und den National Career Service, die insgesamt rund 310 Millionen informelle Arbeiter erreichen sollen
- Verdopplung der Weiterbildungsziele: Bis 2030 sollen 20 Millionen Menschen in KI-Kompetenzen geschult werden
- Verarbeitung von Microsoft 365 Copilot-Daten direkt im Land bis Ende 2025
Die neuen Zusagen bauen auf einer bereits im Januar 2025 angekündigten Investition von 3 Milliarden Dollar in Indien auf und unterstreichen, dass Microsoft den Markt als strategischen KI- und Cloud-Hub sieht.
Milliarden für Kanada
Zusätzlich plant Microsoft Investitionen von über 7,5 Milliarden kanadischen Dollar (rund 5,4 Milliarden US-Dollar) in Kanada in den kommenden zwei Jahren. Diese Mittel sind Teil eines größeren KI- und Cloud-Pakets von insgesamt 19 Milliarden kanadischen Dollar bis 2027 und zielen ebenfalls auf den Ausbau von Rechenzentren und Infrastruktur.
Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Microsoft?
Damit reiht sich Microsoft in den Branchen-Trend ein: Laut Reuters steuern US-Cloudanbieter insgesamt auf mehr als 400 Milliarden Dollar KI-bezogene Rechenzentrumsinvestitionen in diesem Jahr zu. Das schürt Hoffnungen auf langfristiges Wachstum – nährt aber zugleich die Sorge vor einer möglichen „Capex-Blase“ im KI-Sektor.
Was Anleger derzeit umtreibt
Für Investoren stellen sich gleich mehrere Fragen rund um diese aggressiven Ausbaupläne. Im Kern geht es um drei Punkte:
- Zeithorizont der Rendite: Die Infrastruktur entsteht jetzt, die vollen Erträge dürften aber erst Jahre später sichtbar werden.
- Wettbewerbsdruck: Rivalen wie Alphabet, Amazon und andere Hyperscaler investieren ähnlich offensiv in KI.
- Monetarisierung von KI: Der Markt erwartet, dass Microsoft seine KI-Dienste – etwa in Azure, 365 Copilot und anderen Produkten – nachhaltig bepreisen und skalieren kann.
Die jüngste Kursentwicklung deutet darauf hin, dass der Markt kurzfristig vorsichtiger wird. Die Aktie liegt mit rund 404 Euro aktuell spürbar unter ihrem 50-Tage-Durchschnitt von 432 Euro und gut 13 % unter dem 52‑Wochen-Hoch – ein Zeichen, dass ein Teil der hohen KI-Erwartungen vorerst aus dem Kurs gewichen ist.
Analysten zwischen Optimismus und Bewertungsfrage
Trotz der jüngsten Rücksetzer bleibt der Analystenkonsens klar positiv. Die große Mehrheit der Experten rechnet weiterhin mit zweistelligen Gewinnzuwächsen in den kommenden Jahren und sieht auf Sicht von zwölf Monaten deutliches Kurspotenzial. Die gängigen Kursziele liegen gebündelt im Bereich von 560 bis 650 Dollar, was vom aktuellen Niveau aus zweistellige Aufwärtsspielräume impliziert.
Ganz einheitlich ist das Bild aber nicht. Eine Analyse von Forbes vom 10. Dezember kommt beispielsweise zu dem Schluss, dass der faire Wert von Microsoft eher bei rund 350 Dollar je Aktie liegen könnte. Begründung: Die aktuelle Bewertung spiegelt sehr hohe Erwartungen an Wachstum und Profitabilität wider, die nicht ohne Risiko sind – gerade angesichts regulatorischer Unsicherheiten und gewaltiger KI-Investitionen.
Fundamentale Lage und Ausblick
Operativ bleibt Microsoft stark unterwegs. Für das laufende Quartal (bis Dezember 2025) erwarten Analysten:
- Einen Gewinn je Aktie von 3,86 Dollar nach 3,23 Dollar im Vorjahreszeitraum
- Einen Umsatzanstieg auf 80,3 Milliarden Dollar nach 69,6 Milliarden Dollar (+15,3 %)
Für das gesamte Geschäftsjahr 2026 werden 15,72 Dollar Gewinn je Aktie prognostiziert. Treiber ist vor allem die Azure-Cloud, der Analysten weiterhin Wachstumsraten von über 20 % zutrauen – obwohl Microsoft selbst damit rechnet, dass die Kapazitäten noch mindestens bis zur ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2026 angespannt bleiben.
Konkrete Wegmarken für die nächsten Monate sind der Quartalsbericht Ende Januar 2026, die zuletzt am 2. Dezember beschlossene Quartalsdividende von 0,83 Dollar je Aktie sowie die für den 1. Juli 2026 angekündigte Preiserhöhung für Microsoft 365 mit erweiterten Sicherheits- und Verwaltungsfunktionen. Entscheidend wird sein, ob Microsoft in diesen Updates glaubhaft zeigen kann, dass die gewaltigen KI-Investitionen in steigende Umsätze und Margen übersetzt werden – und wie viel Spielraum das Unternehmen dabei in einem zunehmend kritischeren politischen Umfeld behält.
Microsoft-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Microsoft-Analyse vom 11. Dezember liefert die Antwort:
Die neusten Microsoft-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Microsoft-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 11. Dezember erfahren Sie was jetzt zu tun ist.
Microsoft: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...
