Moderate Konsolidierungen starker Kursgewinne sind bullish

US-Indizes zeigen stabile Konsolidierung nach Rally, unterstützt durch positive Konjunkturdaten und sinkende Erzeugerpreise.

Kurz zusammengefasst:
  • Erzeugerpreise fallen überraschend im April
  • Einzelhandelsumsätze leicht über Erwartungen
  • Nasdaq 100 und Dow Jones halten hohes Niveau
  • DAX zeigt trotz Fehlausbruch Stärke

Moderate Konsolidierungen starker Kursgewinne sind bullish
von Sven Weisenhaus

Daytrader dürften gestern über weite Strecken wenig Freude mit den Kursen gehabt haben. Phasenweise bekam man den Eindruck, der Handel würde fast vollständig zum Erliegen kommen. Selbst das Auf und Ab zu Beginn des offiziellen US-Handels um 15:30 Uhr (MESZ) ist kein Vergleich mehr zu den wilden Kursausschlägen, die sich noch in der vergangenen Woche beobachten ließen. Das war auch vorgestern bereits der Fall.

Gelegenheit zum Durchatmen

Eine Vielzahl von Anlegern dürfte sich über die Ruhe am Markt allerdings auch freuen, bietet sie doch eine willkommene Abwechslung zu den extrem wilden Kursbewegungen der vergangenen Tage und Wochen. So kann man mal etwas durchatmen und muss nicht sekündlich mit plötzlichen Kursausschlägen rechnen.

US-Konjunkturdaten lieferten Impulse

Um 14:30 Uhr gestern kam allerdings wieder etwas mehr Schwung in den Markt. Der Grund: US-Konjunkturdaten. Und diese wurden, wie soll es derzeit auch anders sein, wieder mit steigenden Kursen quittiert. Nasdaq 100 und Dow Jones schossen immerhin um jeweils rund 100 Punkte nach oben. Allerdings war der Anstieg durchaus gerechtfertigt. Denn einige Daten fielen besser aus als erwartet – teilweise sogar deutlich.

Nächster Hinweis auf deutlich geringeren Preisdruck

So fielen zum Beispiel die Erzeugerpreise im April um -0,5 % zum Vormonat. Erwartet worden war dagegen ein Anstieg um +0,2 %, nach unveränderten Preisen im März. Die Jahresrate fiel dadurch von +3,4 % im März auf +2,4 % (Erwartung: +2,5 %).

Auch bei der Kernrate gab es positive Überraschungen: Zum Vormonat lag diese bei -0,4 %. Erwartet worden war nur eine moderate Abschwächung der Teuerung auf +0,3 %, nach +0,4 % im März. Die Jahresrate brach förmlich ein – von im März noch recht hohen +4,0 % (höchster Wert seit Februar 2023) auf +3,1 %.

Waren die Einzelhandelsumsätze positiv oder negativ?

Und obwohl nicht nur Analysten, sondern auch Verbraucher eine wesentlich höhere Teuerung erwartet haben, ließen sich Letztere nicht vom Konsum abhalten. Die Einzelhandelsumsätze legten daher im Vergleich zum Vormonat um immerhin +0,1 % zu, statt wie erwartet nur zu stagnieren (+0,0 %).

Allerdings sind das einerseits nominale Zahlen, die noch um die Inflation bereinigt werden müssten, und andererseits ist das ein deutlicher Rückgang gegenüber den +1,7 %, die noch im März in den Kassen der Händler hängen blieben. Gab es also im März Vorzieheffekte? Und lässt der Konsum aufgrund höherer Preise durch Zölle nun doch nach? Die Daten zum Mai werden es uns verraten.

Moderate Konsolidierungen der Kursgewinne

Jedenfalls konnte vor allem der Dow Jones seine Gewinne nicht halten und drehte zunächst wieder deutlich nach unten, bis zum offiziellen Beginn des US-Handels. Übergeordnet kann man sagen, läuft eine Konsolidierung der vorangegangenen Kursgewinne. Diese fällt allerdings bislang sehr moderat aus. Die Kurse können sich auf relativ hohem Niveau halten. Das ist bullish zu werten. Erst wenn die Abwärtsbewegungen deutlich mehr Tempo aufnehmen, müssen die Bullen achtsamer werden.

Beim Nasdaq 100 könnte der Grund für die Konsolidierung sein, dass er mit einer Aufwärtslinie (rot im folgenden Chart) und der oberen Linie eines alten Aufwärtstrendkanals (grün) an einen Kreuzwiderstand gelangt ist. Und dieser wurde nach einem Anstieg von +21,32 % in Rahmen der zweiten Aufwärtswelle erreicht. Daher ist es nicht verwunderlich, dass er nicht im ersten Anlauf überwunden werden konnte.

Sowohl die Aufwärtslinie als auch der alte Aufwärtstrendkanal sind allerdings von untergeordneter Bedeutung. Und daher ist zweifelhaft, ob die Welle 3 dort ein Ende findet. Die bislang trendbestätigende Konsolidierung spricht eher für weiter steigende Kurse.

Ähnliches gilt für den Dow Jones, der lediglich auf sein überwundenes 61,80er Fibonacci-Retracement zurückgesetzt hat und seitdem schon wieder nach oben gedreht ist.

Und der DAX ist zwar unter das Doppeltop vom März (rote Pfeile im folgenden Chart) zurückgefallen, nachdem er dieses im Rahmen seiner fast 30-prozentigen Rally um +1,85 % überschritten hatte, doch blieb dieser Fehlausbruch bislang ohne bearishe Konsequenzen.

Schon am 9. Mai war im Chartanalyse-Dienst „Target-Trend-Spezial“ zu lesen, dass sich das neue Rekordhoch des DAX im ersten Anlauf als nicht nachhaltig herausstellen sollte. Und genau danach sieht es aktuell aus. Das war aber nach der Kursexplosion von fast 30 % keine sonderlich gewagte Prognose. Und eigentlich war gemeint, dass der DAX deutlicher unter diese Marke zurückfallen sollte. Dass dies nicht der Fall ist, spricht dafür, dass die Rally noch nicht beendet ist.

Schlechtes Chance-Risiko-Verhältnis nach der extremen Rally

Allerdings gehe ich davon aus, dass es noch einmal zu einem kräftigeren Rücksetzer kommen wird, wenn sich die Bullen ausgetobt haben. Daher sind die aktuell noch bullishen Konsolidierungen keinesfalls ein Grund für mich, jetzt noch in den Markt einzusteigen und auf weiter steigende Kurse zu setzen. Stattdessen halte ich mich zurück, auf wenn es schwerfällt, weil man damit womöglich auf Rendite verzichtet. Aber die Chancen stehen aktuell in keinem guten Verhältnis mehr zu den Risiken. Und erfahrene Trader wissen, dass man nicht auf jeder Party mittanzen muss.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

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