SAP steht an einer interessanten Weggabelung: Die Jahresperformance ist schwach, der Abstand zum Hoch deutlich – gleichzeitig zählt der Softwarekonzern für mehrere große Häuser zu den Favoriten für 2026. Im Zentrum steht die Frage, ob KI- und Cloud-Geschäft stark genug sind, um den aktuellen Kursdämpfer in eine neue Aufwärtsbewegung zu drehen.
Schwächere Performance, Nähe zum Jahrestief
Die Aktie notiert mit rund 209 Euro deutlich unter dem 52‑Wochen-Hoch von gut 280 Euro, der Abstand beträgt mehr als 25 Prozent. Seit Jahresbeginn liegt das Minus bei knapp 12 Prozent, auf Zwölfmonatssicht sind es gut 13 Prozent.
Charttechnisch wirkt der Titel ausgebremst:
– Abstand zum 50‑Tage-Durchschnitt: rund -4 %
– Abstand zum 200‑Tage-Durchschnitt: rund -13 %
– RSI um 52 signalisiert weder Überkauf noch Überverkauf
Damit bleibt SAP im DAX ein Underperformer, zumal der Kurs nur wenige Prozent über dem jüngsten 52‑Wochen-Tief liegt. Die Schwäche steht im Kontrast zur starken Entwicklung der letzten Jahre, in denen sich der Kurs langfristig deutlich verbessert hat.
Bank of America: Top-Pick für 2026
Trotz des Rückgangs zählt SAP für die Bank of America zu den „25 Aktien für 2026“. Die Investmentbank verknüpft ihre positive Sicht klar mit KI- und Effizienzthemen. Erwartet werden:
- Stärkere kommerzielle Dynamik durch Integration von KI-Funktionen in das Produktportfolio
- Weiter steigende operative Marge durch Effizienzprogramme
- Anhaltend robustes Cloud-Wachstum als Kern des Geschäftsmodells
Das durchschnittliche Analystenkursziel von 286,42 Euro impliziert ein theoretisches Aufwärtspotenzial von rund 36 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau. Vor diesem Hintergrund sehen Marktbeobachter die aktuelle Konsolidierung eher als Atempause in einer längerfristigen Transformationsstory.
Wedbush und JPMorgan: Positive Grundtendenz
Auch von US-Seite kommt Rückenwind. Dan Ives, Technologie-Chefanalyst bei Wedbush, zählt SAP zu seinen vier favorisierten europäischen Tech-Werten. Er hebt vor allem die Fortschritte im Cloud-Geschäft und bei KI-Lösungen hervor. Teile dessen, was SAP hier aufbaue, seien „offensichtlich beeindruckend“, so Ives im Interview mit CNBC.
JPMorgan hat das Kursziel zwar von 310 auf 290 Euro reduziert, bleibt aber bei der Einstufung „Overweight“. Der Titel wird damit weiterhin als potenzieller Outperformer gegenüber dem Gesamtmarkt eingestuft. Die Kurszielanpassung spiegelt eine gewisse Vorsicht wider, ohne die positive Grundhaltung infrage zu stellen.
Kennzahlen: Hohe Profitabilität, ambitionierte Bewertung
Operativ präsentiert sich SAP mit soliden Fundamentaldaten:
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- Umsatz (TTM): 36,49 Mrd. Euro
- Nettogewinn (TTM): 7,08 Mrd. Euro
- Bruttomarge: 73,8 %
- Eigenkapitalrendite: 17,03 %
- Marktkapitalisierung: rund 240 Mrd. Euro
- KGV (TTM): 34,6
Die Margen und die Eigenkapitalrendite unterstreichen die Ertragsstärke des Geschäftsmodells. Gleichzeitig signalisiert das KGV eine ambitionierte Bewertung, die weiteres Wachstum – insbesondere im Cloud- und KI-Bereich – bereits einpreist.
Für das Geschäftsjahr 2025 erwarten Analysten einen Gewinn je Aktie von 6,94 US‑Dollar, was einem Plus von 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde. Gelingt diese Ergebnissteigerung, wäre das ein wichtiger Beleg für die Ertragspower der laufenden Transformation.
Regulierung und Rechtsrisiken drücken auf die Stimmung
Auf der anderen Seite belasten regulatorische und juristische Themen. Die laufende EU‑Wettbewerbsprüfung sorgt für Unsicherheit, auch wenn bislang keine Details öffentlich sind. SAP hat Mitte November betont, sich klar zu fairem Wettbewerb zu bekennen, konkrete Ergebnisse der Untersuchung stehen jedoch noch aus.
Zusätzlich sorgt eine Klage des Softwareunternehmens o9 Solutions für Aufmerksamkeit. Der Vorwurf lautet auf Verletzung von Geschäftsgeheimnissen. SAP hat sich dazu bisher nicht öffentlich geäußert. Solche Verfahren können zwar lange dauern, sie wirken aber erfahrungsgemäß als Unsicherheitsfaktor, solange der Ausgang offen ist.
EU AI Cloud: Fokus auf europäische Souveränität
Strategisch versucht SAP, die KI‑Debatte in Europa aktiv zu prägen. Mit der Ende November vorgestellten „EU AI Cloud“ positioniert sich der Konzern als Anbieter für Unternehmen, die ihre Cloud- und KI‑Infrastruktur bewusst in Europa halten wollen – ein zentrales Thema rund um digitale Souveränität und Regulierung.
Die Initiative zielt auf Kunden, die hohe Anforderungen an Datenschutz, Compliance und Standort der Daten haben. Gelingt es SAP, hier frühzeitig Standards zu setzen, könnte die EU AI Cloud zu einem wichtigen Differenzierungsmerkmal gegenüber internationalen Wettbewerbern werden.
Ausblick: Quartalszahlen als nächster Prüfstein
Die nächsten Quartalszahlen am 29. Januar 2026 werden zum wichtigen Belastungstest für die optimistischen Prognosen. Entscheidend wird sein, ob SAP:
- das Cloud-Wachstum weiter hochhalten kann,
- eine klare Traktion bei KI-Produkten zeigt und
- Fortschritte bei der operativen Marge liefert.
Bleiben die Zahlen im Rahmen der Erwartungen und gibt es konkrete Signale zu KI-Umsätzen und der EU AI Cloud, könnte das die Grundlage für eine allmähliche Rückkehr in Richtung der gleitenden Durchschnitte und mittelfristig höherer Kurse legen. Andernfalls dürfte der Markt die ambitionierte Bewertung kritischer hinterfragen.
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