Liebe Leserinnen und Leser,
während ich diese Zeilen schreibe, halten Millionen Menschen zwischen Tel Aviv und Teheran den Atem an. Israel hat in der Nacht Irans Atomanlagen bombardiert, iranische Raketen trafen ein israelisches Krankenhaus. Die Welt blickt gebannt auf Donald Trump, der die Entscheidung über einen möglichen US-Militäreinsatz bis zur letzten Sekunde hinauszögert. "Niemand weiß, was ich tun werde", sagte er gestern vor Journalisten – eine Aussage, die perfekt die aktuelle Unsicherheit an den Märkten widerspiegelt.
Gleichzeitig steht uns eine Woche bevor, die es in sich hat: Gleich vier wichtige Zentralbanken verkünden ihre Zinsentscheidungen. Was bedeutet diese explosive Mischung aus geopolitischer Eskalation und geldpolitischen Weichenstellungen für unsere Portfolios? Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick auf die Lage werfen.
Wenn Bomben auf Atomanlagen fallen
Die Nachrichten aus dem Nahen Osten lassen einem das Blut in den Adern gefrieren. Israelische Kampfjets griffen die Atomreaktoren in Natanz und Arak an – ein beispielloser Schritt, der die ohnehin angespannte Lage weiter eskaliert. Besonders brisant: Zunächst hieß es, auch das Kernkraftwerk Bushehr am Golf sei getroffen worden. Die israelische Armee ruderte später zurück, doch allein diese Meldung zeigt, wie gefährlich nahe wir an einer nuklearen Katastrophe vorbeischrammen.
Was mich besonders beunruhigt: Diese Angriffe zielen nicht nur auf militärische Ziele. Sie sollen, wie mir scheint, das iranische Regime in seinen Grundfesten erschüttern. Netanyahu will den Iran zu fundamentalen Zugeständnissen zwingen – Aufgabe der Urananreicherung, des Raketenprogramms, der Unterstützung militanter Gruppen. Ein Insider wird mit den Worten zitiert, es gehe darum, "die Fähigkeit des Regimes, Macht zu projizieren und inneren Zusammenhalt zu wahren, zu erschöpfen". Das klingt nach einem gefährlichen Spiel mit dem Feuer.
Die menschliche Tragödie hinter den strategischen Überlegungen dürfen wir nicht vergessen. Tausende fliehen aus Teheran, verstopfen die Autobahnen. Die elfjährige Samira erzählte Reportern unter Tränen von ihrer Angst um ihre Mutter. In Israel traf eine iranische Rakete das Soroka-Krankenhaus in Beerscheba, 40 Menschen wurden verletzt. Dies ist kein abstrakter Konflikt zwischen Staaten – es ist eine humanitäre Katastrophe, die sich vor unseren Augen entfaltet.
Trump’s Poker um Krieg und Frieden
Die große Unbekannte in dieser Gleichung heißt Donald Trump. Seine Äußerungen schwanken zwischen martialischer Rhetorik und überraschenden Friedensavancen. Erst forderte er die "bedingungslose Kapitulation" des Iran, dann sprach er von möglichen Verhandlungen in Washington. Bloomberg berichtet, hochrangige US-Beamte bereiteten sich auf einen möglichen Militärschlag bereits dieses Wochenende vor.
Was steckt hinter dieser scheinbar erratischen Strategie? Ich vermute, Trump hält sich alle Optionen offen und nutzt die Ungewissheit als Druckmittel. Doch diese Taktik birgt Risiken. Seine eigene Basis warnt bereits vor einem neuen Nahostkrieg. Und die Märkte? Sie hassen nichts mehr als Unsicherheit.
Öl, Gold und die Frage der sicheren Häfen
Erstaunlicherweise reagieren die Rohstoffmärkte bisher verhalten auf die Eskalation. Öl notiert bei 75 Dollar – ein Aufschlag von etwa 10 Dollar gegenüber dem fairen Wert laut JPMorgan. Das entspricht einer eingepreisten Wahrscheinlichkeit von nur 17% für ein wirkliches Worst-Case-Szenario. Entweder sind die Märkte zu selbstgefällig, oder sie glauben nicht an eine weitere Eskalation.
Die eigentliche Gefahr liegt in der Straße von Hormus. Sollte der Iran seine Drohung wahrmachen und diese Meerenge blockieren, durch die 20% des globalen Ölhandels fließen, könnten wir eine Preisexplosion erleben. JPMorgan hat untersucht, wie sich frühere Regimewechsel in Ölförderländern auf die Preise auswirkten: Im Schnitt stiegen sie um 76% vom Beginn bis zum Höhepunkt der Krise. Noch haben wir davon nur einen Bruchteil gesehen.
Zentralbanken im Krisenmodus
Inmitten dieses geopolitischen Pulverfasses müssen die Notenbanker ihre Arbeit machen. Die Fed hielt gestern erwartungsgemäß die Zinsen stabil, doch Powells Kommentare waren aufschlussreich. Er warnte vor "bedeutsamer" Inflation durch Trumps Zölle – die Kosten müssten letztlich die Verbraucher tragen. Gleichzeitig räumte er ein, dass niemand die künftige Zinsentwicklung mit großer Überzeugung vorhersagen könne.
Heute entscheiden gleich drei weitere Zentralbanken: Die Bank of England dürfte die Füße stillhalten, während Norwegen überraschend die Zinsen senkte – das erste Mal seit fünf Jahren. Die Schweizer gingen noch weiter und senkten auf null Prozent. Die SNB fürchtet offenbar eine zu starke Aufwertung des Franken in Krisenzeiten mehr als die Inflation. Ein bemerkenswertes Signal.
EU sucht verzweifelt nach Rohstoffen
Während die Welt auf den Nahen Osten blickt, bereitet sich die EU still auf ein anderes Problem vor: die Versorgung mit Seltenen Erden. Beim EU-China-Gipfel im Juli wollen von der Leyen und Costa besseren Zugang zu diesen kritischen Rohstoffen aushandeln. China hat seine Exportkontrollen verschärft, und obwohl ein "grüner Kanal" für EU-Firmen eingerichtet wurde, stockt die Bearbeitung der Lizenzen.
Die Ironie: Während die EU um jeden Zugang zu chinesischen Rohstoffen kämpft, belegt sie gleichzeitig chinesische E-Autos mit Strafzöllen. Diese widersprüchliche Politik könnte sich rächen. Ein EU-Diplomat brachte es auf den Punkt: Wenn China will, dass die EU äquidistant zwischen Washington und Peking bleibt, kann es die EU nicht genauso behandeln wie die USA.
Mein Fazit: Vorbereitung auf stürmische Zeiten
Liebe Leserinnen und Leser, selten habe ich eine so explosive Gemengelage erlebt. Die Eskalation im Nahen Osten kann jederzeit außer Kontrolle geraten. Trump’s Unberechenbarkeit verstärkt die Unsicherheit. Und die Notenbanken navigieren im Nebel, während die geopolitischen Risiken alle Prognosen über den Haufen werfen können.
Was bedeutet das für uns Anleger? Ich rate zu äußerster Vorsicht. Halten Sie ausreichend Liquidität vor. Gold bleibt trotz der verhaltenen Reaktion ein sinnvoller Portfoliobaustein. Bei Aktien würde ich defensiv positioniert bleiben – Qualitätsunternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen und geringer Verschuldung.
Die kommenden Tage werden zeigen, ob die Märkte die Risiken unterschätzen. Achten Sie besonders auf Nachrichten zur Straße von Hormus und natürlich auf Trumps Entscheidung über eine mögliche Militärintervention. Die Geschichte lehrt uns: Wenn alle glauben, es werde schon gutgehen, ist höchste Wachsamkeit geboten.
Bleiben Sie aufmerksam und besonnen in diesen turbulenten Zeiten.
Ihr Eduard Altmann