Nahost-Schock: Märkte Beben!

Israelische Angriffe auf den Iran führen zu Ölpreis-Explosion und Kapitalflucht, während die Fed vor schwierigen Zinsentscheidungen steht.

Kurz zusammengefasst:
  • Ölpreis steigt um bis zu 14 Prozent
  • Investoren flüchten in sichere Anlagen
  • Fed-Zinsentscheidung unter neuem Druck
  • Globale Märkte reagieren mit Nervosität

Der heutige Freitag, der 13. Juni 2025, hat die globalen Finanzmärkte mit voller Wucht getroffen: Ein israelischer Angriff auf Nuklearanlagen und Raketenfabriken im Iran löste einen veritablen Nahost-Schock aus und versetzte Anleger weltweit in höchste Alarmbereitschaft. Die unmittelbare Reaktion war eine panikartige Kapitalflucht aus Risikoanlagen, während der Ölpreis explodierte und die Furcht vor einer neuen Inflationsspirale die ohnehin angespannten Nerven der Zentralbanken auf eine harte Probe stellt. Die kurz bevorstehende Zinsentscheidung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) nächste Woche steht nun unter gänzlich neuen, hochexplosiven Vorzeichen. Die Frage, die sich alle stellen: Was bedeutet diese dramatische Eskalation für die Weltwirtschaft und die Strategien der Investoren?

Ölpreis-Explosion und Flucht in "sichere Häfen"

Die Nachricht von den israelischen Luftschlägen, die laut Berichten auch hochrangige iranische Militärkommandanten zum Ziel hatten und Teil einer möglicherweise länger andauernden Operation zur Verhinderung einer iranischen Atombombe sein könnten, schlug an den Märkten wie eine Bombe ein. Der Ölpreis, ein zentraler Indikator für geopolitische Spannungen, schoss in der Spitze um fast 14 Prozent in die Höhe und erreichte ein Fünfeinhalbmonatshoch. Brent-Rohöl notierte zuletzt bei 75,54 US-Dollar pro Barrel, ein Plus von rund sieben Prozent und der größte Tagesanstieg seit der russischen Invasion in der Ukraine 2022. Der Iran ist nicht nur einer der größten Ölexporteure der Welt, sondern kontrolliert auch die Straße von Hormus, ein Nadelöhr, durch das rund ein Fünftel des täglichen globalen Ölverbrauchs transportiert wird und dessen Schließung Teheran in der Vergangenheit wiederholt angedroht hat. "Sollten wir Ölpreise in Richtung 80 US-Dollar und darüber sehen, wird das zu einem größeren Problem für die globalen Zentralbanken", kommentierte Chris Scicluna, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Daiwa Capital Markets.

Die Reaktion an den übrigen Märkten war klassisch: Investoren stießen Risikoaktiva ab und suchten Schutz in traditionell "sicheren Häfen". Aktien, die sich nahe Rekordhochs bewegten, gaben nach, besonders stark betroffen waren die Papiere von Fluggesellschaften. Der S&P 500 fiel im frühen Handel um 0,7 Prozent. Im Gegenzug stieg der Goldpreis deutlich an. Als ultimativer Profiteur der Krise erwies sich einmal mehr der US-Dollar. "Der Dollar kehrt zu seiner traditionellen Rolle als sicherer Hafen zurück, was wir seit Monaten nicht mehr gesehen haben", analysierte Fiona Cincotta, Strategin bei City Index. Diese Entwicklung ist bemerkenswert, da der Greenback in diesem Jahr zuvor rund zehn Prozent gegenüber einem Korb anderer Währungen verloren hatte und lange im Gleichschritt mit den Aktienmärkten handelte – eine Korrelation, die nun gebrochen scheint. Selbst der sonst als sicher geltende Schweizer Franken und der japanische Yen konnten nicht mithalten. "Das ist eine gefährliche Situation", warnte Francois Savary, Chief Investment Officer bei Genvil Wealth Management in Genf. "Es ist eine dieser Situationen, in denen erst alles unter Kontrolle zu sein scheint und dann plötzlich nicht mehr."

Fed im Kreuzfeuer: Zinswende unter Druck durch Nahost-Schock

Die dramatischen Ereignisse im Nahen Osten treffen die US-Notenbank Fed zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Für nächste Woche (17./18. Juni) steht die nächste Zinsentscheidung an, und der Markt hatte sich eigentlich darauf eingestellt, dass die Währungshüter die Füße stillhalten und den Leitzins in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen würden. Der Fokus der Anleger richtete sich vielmehr auf die neuen Wirtschaftsprojektionen und mögliche Signale für den zukünftigen Zinspfad. Noch vor wenigen Tagen hatten überraschend schwache Inflationsdaten – sowohl bei den Konsum- als auch bei den Erzeugerpreisen für Mai – die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen genährt. Der von der Fed bevorzugte PCE-Preisindex lag zwar auf Jahressicht noch etwa einen halben Prozentpunkt über dem Zwei-Prozent-Ziel, zeigte aber ohne volatile Energie- und Nahrungsmittelkomponenten in den letzten drei Monaten eine Teuerung nahe dieser Zielmarke. Auch der Arbeitsmarkt präsentierte sich mit einer seit drei Monaten stabilen Arbeitslosenquote von 4,2 Prozent robust, wenn auch mit zuletzt verlangsamtem Stellenwachstum.

Doch der Ölpreisschock durch die Nahost-Eskalation wirft nun alle Kalkulationen über den Haufen. Ein anhaltend hoher Ölpreis könnte die gerade erst gebändigt scheinende Inflation neu befeuern und die Fed in ein tiefes Dilemma stürzen. Soll sie die Zinsen weiter hochhalten oder gar anheben, um die Inflation zu bekämpfen, und damit eine mögliche Rezession riskieren? Oder soll sie die Wirtschaft mit Zinssenkungen stützen und dabei womöglich einen erneuten Preisauftrieb in Kauf nehmen? US-Präsident Donald Trump, der seit seinem Amtsantritt im Januar eine aggressive Handelspolitik mit Strafzöllen verfolgt, hatte die Fed ohnehin bereits massiv unter Druck gesetzt und eine sofortige Zinssenkung um einen vollen Prozentpunkt gefordert – ein Schritt, den viele Experten als hochriskant einstufen. Die jetzige Krise erinnert an die Situation Anfang 2022, als Russlands Invasion in der Ukraine die Fed zu einem vorsichtigeren Zinsschritt veranlasste, als viele erwartet hatten.

Analysten erwarten nun mit Spannung die neuen Projektionen der Fed-Mitglieder. Gregory Daco, Chefökonom bei EY-Parthenon, rechnete vor der Krise noch damit, dass die mediane Projektion weiterhin zwei Zinssenkungen für 2025 zeigen würde, bei einem Grundton "vorsichtiger Geduld". Tim Duy von SGH Macro Advisors merkte an, dass schon allein durch den Zeitablauf die Projektion auf nur noch eine Zinssenkung in diesem Jahr fallen könnte. Die Fed Funds Futures preisten zuletzt zwei Zinssenkungen bis Jahresende ein, die erste möglicherweise im September. Diese Wetten dürften nun auf dem Prüfstand stehen. "Was die Fed nächste Woche versuchen muss, ist, den Glauben zu bestärken, dass sie handlungsfähig ist, ohne tatsächlich etwas zu versprechen", so Drew Matus, Chefmarktstratege bei MetLife Investment Management.

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Globale Auswirkungen: Handelskonflikte und andere Zentralbanken

Die Turbulenzen beschränken sich nicht auf die USA. Die von Präsident Trump initiierten Handelskonflikte und die damit verbundenen Zölle bleiben ein globaler Unsicherheitsfaktor. Obwohl die EU-Handelsbilanz mit den USA im April trotz der US-Zölle einen wachsenden Überschuss verzeichnete – bedingt wohl auch durch Vorzieheffekte –, belasten die Spannungen den Welthandel. Die EU-Exporte nach China hingegen sind seit neun Monaten rückläufig.

Auch andere wichtige Zentralbanken stehen vor schwierigen Entscheidungen. Die Bank of England (BoE) wird nächste Woche voraussichtlich ebenfalls ihren Leitzins unverändert bei 4,25 Prozent belassen. Ökonomen erwarten die nächste Zinssenkung mehrheitlich erst im August. Die BoE verfolgt bisher einen "graduellen und vorsichtigen" Ansatz bei Zinssenkungen, da auch in Großbritannien die Inflation hartnäckig ist und das Lohnwachstum trotz einer leichten Abkühlung im April mit über fünf Prozent weiterhin deutlich über dem von der BoE angestrebten Niveau liegt. Die jüngsten Arbeitsmarktdaten zeigten eine steigende Arbeitslosenquote und den stärksten Rückgang bei den Beschäftigten seit fünf Jahren. Die britische Wirtschaft war im April zudem geschrumpft, auch belastet durch die US-Zölle. Die BoE agiert damit deutlich langsamer als die Europäische Zentralbank (EZB), die ihren Leitzins seit Juni 2024 bereits um zwei Prozentpunkte gesenkt hat, zuletzt vergangene Woche nach Erreichen des Inflationsziels.

Selbst in Schwellenländern wie Mexiko ist der Inflationsdruck spürbar. Dort stieg die Teuerungsrate im Mai auf 4,42 Prozent und die Kerninflation auf 4,06 Prozent. Trotzdem scheint eine Mehrheit im Vorstand der mexikanischen Zentralbank Banxico für eine weitere Zinssenkung um 50 Basispunkte Ende Juni zu sein, eine Ansicht, die Vize-Gouverneur Jonathan Heath angesichts der Inflationsentwicklung kritisch sieht und eine Pause bei den Zinssenkungen befürwortet.

Ausblick: Anspannung dürfte anhalten – der Nahen Osten-Schock wirkt nach

Die kommenden Tage und Wochen werden von extremer Nervosität geprägt sein. Investoren fürchten die schlimmsten Szenarien eines ausgewachsenen Konflikts im Nahen Osten, und der aktuelle Nahost-Schock hat die Fragilität der globalen Lage schonungslos offengelegt. "Risk Assets sind immer noch für Perfektion gepreist", warnte James Athey, Fondsmanager bei Marlborough, vor Selbstzufriedenheit und der Gefahr, dass Märkte solche geopolitischen Ereignisse zu schnell abhaken könnten. Das US-Konsumklima, das sich im Juni laut University of Michigan überraschend von den im April angekündigten "extrem hohen Zöllen" erholt hatte und auf 60,5 Punkte gestiegen war, dürfte durch die jüngsten Ereignisse und den Ölpreisanstieg einen herben Dämpfer erhalten. Die Inflationserwartungen der US-Konsumenten waren zuletzt zwar gesunken, könnten nun aber wieder deutlich anziehen.

Neben der Fed-Entscheidung werden kommende Woche auch die US-Einzelhandelsumsätze für Mai wichtige Hinweise auf die Konsumneigung angesichts von Zöllen und potenziell steigenden Preisen geben. Der S&P 500 ist seit seinem Tiefpunkt am 8. April zwar um über 21 Prozent gestiegen und notiert nur knapp unter seinem Rekordhoch vom Februar, doch diese Rally wirkt nun besonders anfällig. "Der Markt ist so stark und so schnell gestiegen", resümierte Marta Norton, Chief Investment Strategist bei Empower. "Es besteht eine Anfälligkeit für alles, was dieses gutartige Narrativ, das sich etabliert hat, nicht unterstützt." Die Märkte stehen vor einer Zerreißprobe, und die Auswirkungen der Eskalation im Nahen Osten werden die Agenda noch lange bestimmen.

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  • Mein Name ist Felix Baarz, und ich blicke auf über fünfzehn Jahre Erfahrung als Wirtschaftsjournalist zurück. Seit jeher faszinieren mich die Mechanismen und Dynamiken der globalen Finanzmärkte sowie die komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhänge, die unsere Welt formen. Mit dieser Leidenschaft habe ich mir einen Namen als Experte für internationale Finanzmärkte gemacht und widme mich mit großem Engagement der Aufgabe, auch die komplexesten Themen verständlich und greifbar für meine Leser aufzubereiten.

    Meine Wurzeln liegen in Köln, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Schon früh weckte meine Neugier für wirtschaftliche Themen und internationale Entwicklungen mein Interesse an Journalismus. Nach meinem Studium begann ich meine Karriere als Wirtschaftsredakteur bei einer angesehenen deutschen Fachpublikation. Hier legte ich den Grundstein für meine berufliche Laufbahn, doch meine Neugier zog mich schon bald in die weite Welt hinaus.

    Ein Wendepunkt in meinem Leben war der Umzug nach New York, wo ich sechs Jahre lang lebte und einen Einblick in führende Medienhäuser bekam.

    In dieser pulsierenden Metropole konnte ich hautnah am Herz der globalen Finanzwelt berichten. Von den täglichen Entwicklungen an der Wall Street bis hin zu den großen wirtschaftspolitischen Entscheidungen, die weltweit Wellen schlagen, hatte ich die Gelegenheit, über zentrale Themen zu schreiben, die Menschen und Märkte gleichermaßen bewegen. Diese Zeit hat meine Perspektive geprägt und meinen Blick für die globalen Zusammenhänge geschärft.

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