Nasdaq 100 arbeitet sich trotz Zöllen und Inflation nach oben

Technologieindex zeigt sich widerstandsfähig gegenüber Inflationssorgen und drohenden Trump-Zöllen - Aktienrenditen konkurrieren mit attraktiven Anleiherenditen von 4,6%

Kurz zusammengefasst:
  • US-Erzeugerpreise bleiben über Erwartungen
  • Forward-KGV des S&P 500 bei 22,4
  • Nasdaq 100 überwindet Januar-Hoch
  • Anleiherenditen konkurrieren mit Aktienrenditen

Nasdaq 100 arbeitet sich trotz Zöllen und Inflation nach oben
von Sven Weisenhaus

US-Präsident Donald Trump hat gestern bekräftigt, dass es im Laufe des Tages zu den angekündigten Zöllen kommen werde. Der Dow Jones gab um fast 200 Punkte nach, der DAX um rund 100, doch beide erreichten wenig später ein neues Tageshoch. – Verrückte Börsenwelt!

Ähnliches Ereignis, unterschiedliche Kursreaktionen

Ähnlich verrückt war aus meiner Sicht das Kursverhalten, als gestern die US-Erzeugerpreisdaten veröffentlicht wurden. Denn auch diese fielen höher aus als erwartet, wie zuvor schon Verbraucherpreise. Die Jahresrate blieb bei 3,5 %, wie schon im Vormonat, statt wie mehrheitlich erwartet auf 3,2 % zurückzugehen. Und die Kernrate gab nur von 3,5 % auf 3,4 % nach. Erwartet wurde auch hier ein niedrigerer Wert von 3,2 %.

Vorgestern brach der Dow Jones unmittelbar nach Veröffentlichung der Daten um rund 500 Punkte ein – verständlicherweise, schließlich war die Inflation höher als erwartet, mit entsprechenden Konsequenzen für die Geldpolitik und die Zinsen (siehe „Anleger nutzen auch den Inflationsschock für „buy the dip“). Doch gestern stieg der Dow Jones in einer ersten Reaktion um rund 100 Punkte.

Steigende Preise kann man auch positiv werten

Dabei gibt es dafür durchaus noch einen plausiblen Grund. Denn steigende Preise sind nicht per se negativ. Vielmehr deuten sie auf eine hohe Nachfrage hin. Und das ist für die Wirtschaft grundsätzlich positiv, ebenso für die Unternehmen, deren Gewinnentwicklung und somit die Aktienkurse.

Aktienrendite vs. Anleiherendite

Allerdings sind die Aktienkurse in bestimmten Bereichen schon extrem stark gestiegen. Laut Daten von LSEG ist der S&P 500 dadurch aktuell fundamental schon relativ hoch bewertet. gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Aktuell wird der Aktienindex mit dem mehr als 22-fachen der für 2025 erwarteten Gewinne gehandelt.

Nimmt man das Forward-KGV von 22,4 und errechnet damit die Gewinnrendite der Aktien (100 : 22,4), so kommt man auf einen Wert von 4,46 %.

Zeitgleich liegt zum Beispiel die Anleiherendite der vielbeachteten 10-jährigen US-Staatsanleihen bei rund 4,6 %.

Da kann man sich schon fragen, welcher Investor derzeit noch das Risiko stark schwankender Aktienkurse für eine Rendite von 4,46 % eingeht, wenn er zeitgleich mit einem deutlich geringeren Kursrisiko eine höhere Anleiherendite von 4,6 % einfahren kann.

Löst der Nasdaq 100 seine Konsolidierung nach oben auf?

Scheinbar sind das immer noch viele. Denn der Nasdaq 100 konnte gestern das Hoch vom 24. Januar und damit der möglichen Welle 1 überwinden, wenn auch bislang nur knapp und nicht nachhaltig.

Dennoch hat der Technologieindex damit gute Chancen, das bullishe Elliott-Wellen-Szenario eines bereit begonnenen neuen Aufwärtstrends fortzusetzen und die Konsolidierung (gelbes Rechteck) somit bald vollständig nach oben aufzulösen.

Sollten die gestrigen Kursgewinne allerdings vollständig verloren gehen, scheint sich die Konsolidierung fortzusetzen. Bestätigt wird dies, wenn das vorgestrige Tagestief unterschritten wird.

Ich bin nun jedenfalls sehr gespannt, wie die Börsen reagieren, wenn Trump  tatsächlich die angekündigten Zölle beschließt. Vieles wird dann davon abhängen, wie diese konkret ausgestaltet sein werden.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

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Autor

  • Sven Weisenhaus ist ein erfahrener Trader und Börsenanalyst, der sich bereits seit 1999 intensiv mit den Themen Wirtschaft und Finanzen auseinandersetzt. Sein besonderes Interesse gilt seit Beginn dem Börsenhandel, woraufhin er sich detailliert mit den täglichen Entwicklungen an den Finanzmärkten beschäftigt hat. Im Rahmen seines privaten Tradings handelt er mit Aktien, Zertifikaten und vor allem CFDs (Differenzkontrakte).

    Sein Fachwissen erweiterte er durch Studienabschlüsse als Betriebswirt (VWA), Diplom-Wirtschaftsinformatiker (FH) und Diplom-Kaufmann (FH).

    Bei seinen Analysen kombiniert er verschiedene Ansätze: Neben fundamentalen Daten fließen auch charttechnische Methoden und Aspekte der Sentimenttheorie ein. Diese umfassende Herangehensweise ermöglicht es ihm, präzise Prognosen für Einzelaktien, Indizes, Rohstoffe und Währungspaare zu erstellen, die häufig genau ins Schwarze treffen.

    Seine Erkenntnisse teilt Sven Weisenhaus regelmäßig als Redakteur in diversen Börsenpublikationen. Unter anderem verfasste er über mehrere Jahre einen spezialisierten Börsendienst, der auf der Elliott-Wellen-Theorie basierte. Im Dezember 2012 übernahm er den kostenlosen Börsendienst „Geldanlage-Brief“, der mittlerweile im Newsletter „Börse - Intern“ aufgegangen ist. Seit Anfang 2016 schreibt er diesen Dienst als Teil des Teams von www.stockstreet.de. Zusätzlich verfasst er für Stockstreet seit einigen Jahren Börsenbriefe wie den „Target-Trend-Spezial“, einen täglichen Chartanalyse-Dienst, der hauptsächlich den DAX, aber auch andere Basiswerte nach der "Target-Trend-Methode" untersucht. Mit seinem breiten Erfahrungsschatz und seinem analytischen Ansatz zählt Sven Weisenhaus zu den führenden Experten auf seinem Gebiet.

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