Die juristischen Wolken über dem chinesischen E-Auto-Pionier verdichten sich erneut – und diesmal mit prominentem Kläger. Singapurs Staatsfonds GIC zieht mit einer Betrugsklage vor Gericht und wirft NIO vor, seine Umsätze systematisch geschönt zu haben. Während die Auslieferungszahlen Rekorde brechen, könnte der rechtliche Overhang den Aktienkurs längerfristig belasten.
Der Kern des Streits: Kreative Batterie-Buchführung
Im Zentrum der Vorwürfe steht NIOs innovatives Batterie-Mietmodell (BaaS). GIC wirft dem Unternehmen vor, den vollen Wert von Batterieverkäufen an das Joint-Venture Wuhan Weineng sofort verbucht zu haben – statt die Erlöse korrekt über die Mietdauer von 5-7 Jahren zu verteilen. Diese Praxis soll es NIO ermöglicht haben, Jahre an zukünftigen Umsätzen vorzuziehen, um Wall-Street-Erwartungen zu erfüllen.
„Die Anschuldigungen sind besonders brisant, weil sie von einem der weltweit renommiertesten Staatsfonds kommen“, analysiert ein Marktbeobachter. „Das verleiht den Vorwürfen eine ganz andere Glaubwürdigkeit.“
Operationeller Erfolg vs. rechtliche Risiken
Ironischerweise kommt der juristische Sturm in einer Phase operativer Stärke. NIO lieferte im dritten Quartal 87.071 Fahrzeuge aus – ein neuer Quartalsrekord und ein Plus von 40,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das refreshed Modellportfolio und der erfolgreiche Start des ONVO L60 treiben die Nachfrage spürbar an.
Doch die rechtlichen Altlasten holen das Unternehmen ein. Bereits 2022 hatte die Shortseller-Firma Grizzly Research ähnliche Vorwürfe erhoben. Damals wies NIO die Anschuldigungen nach einer internen Untersuchung zurück. Jetzt könnte der Fall jedoch eine neue Dimension erreichen.
Überlebenskampf an zwei Fronten
Während die Klage für Unsicherheit sorgt, läuft im operativen Geschäft die Uhr: Gründer Li Bin hat das Erreichen der Gewinnschwelle im vierten Quartal zur „Überlebensfrage“ erklärt. Dafür bräuchte NIO monatlich über 50.000 Auslieferungen und Bruttomargen von 16-17 Prozent.
Die aktuellen Zahlen zeigen die Herausforderung: Zwar verbesserte sich die Bruttomarge im zweiten Quartal auf 10,0 Prozent, doch liegt sie noch deutlich unter dem Ziel. Zudem verschärft sich der Wettbewerb in Chinas E-Auto-Markt rasant, was die Preissetzung zusätzlich unter Druck setzt.
Lichtblicke in der Technologie
Trotz der Widrigkeiten behält NIO einige Trumpfkarten in der Hand. Das weltweit größte Netz an Batteriewechselstationen – über 3.500 Stück – bietet einen einzigartigen Wettbewerbsvorteil für Langstreckenfahrer. Der dreiminütige Batterietausch stellt herkömmliches Laden deutlich in den Schatten.
Auch die proprietäre Smart-Driving-Technologie und das vollelektronische Betriebssystem untermauern die Technologieführerschaft. Die erfolgreiche Etablierung der ONVO-Marke für den Massenpremiumsegment zeigt, dass NIO über seine Luxus-Wurzeln hinauswachsen kann.
Entscheidende Wochen stehen bevor
Die nächsten Quartalszahlen werden zeigen, ob NIO seinen ehrgeizigen Gewinnzielen näher kommt oder ob die juristischen Belastungen die Erholung bremsen. Bleibt die Klage ein Damoklesschwert über der Aktie – oder kann der E-Auto-Pionier mit starken operativen Zahlen überzeugen?
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