Novo Nordisk setzt im Kampf um die Führungsrolle im Adipositasmarkt zum nächsten großen Schritt an. Mit CagriSema bringt der Konzern eine Kombinationstherapie in Stellung, die in Studien mehr als 20 Prozent Gewichtsverlust gezeigt hat – und genau das braucht das Unternehmen nach einem heftigen Kursrückgang. Kann die neue Spritze den Druck durch Eli Lilly abfedern?
Neuer Zulassungsantrag in den USA
Am 18. Dezember 2025 hat Novo Nordisk bei der US-Gesundheitsbehörde FDA einen Zulassungsantrag (NDA) für CagriSema eingereicht. Dabei handelt es sich um eine einmal wöchentlich zu verabreichende Kombinationsbehandlung aus cagrilintide (2,4 mg) und semaglutid (2,4 mg) zur Behandlung von Adipositas beziehungsweise Übergewicht mit mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung.
CagriSema wäre bei einer Zulassung die erste verfügbare Kombination aus GLP‑1‑Rezeptoragonist und Amylin-Analogon als Injektion. Eingesetzt werden soll das Präparat zusammen mit kalorienreduzierter Ernährung und erhöhter körperlicher Aktivität, um Übergewicht abzubauen und die Gewichtsreduktion langfristig zu halten.
CEO Mike Doustdar sprach von einem „wichtigen Meilenstein“ und einem möglichen „neuen Kapitel im Gewichtsmanagement“. Der Antrag ist klar als Baustein der Strategie zu lesen, die Marktstellung im lukrativen Adipositasgeschäft zurückzugewinnen.
Phase-III-Daten als Rückgrat
Die Einreichung stützt sich auf zwei Phase‑III‑Programme der REDEFINE-Studienreihe.
REDEFINE 1: Deutliche Gewichtsreduktion
In REDEFINE 1 wurden 3.417 Erwachsene mit Adipositas oder Übergewicht über 68 Wochen behandelt.
Kernaussagen der Studie:
- Patienten mit CagriSema verloren im Schnitt 20,4 % ihres Körpergewichts, Placebo kam lediglich auf 3 %.
- Betrachtet man nur Patienten, die bis zum Ende der Studie in der Therapie blieben, lag der Gewichtsverlust bei 22,7 % gegenüber 2,3 % unter Placebo.
- Rund 91,9 % der CagriSema-Gruppe erreichten eine Gewichtsreduktion von mindestens 5 %, bei Placebo waren es 31,5 %.
- Etwa 54 % der zu Beginn adipösen Patienten unterschritten nach 68 Wochen die definierte Adipositas-Schwelle.
Damit positioniert sich CagriSema klar im oberen Leistungsbereich aktueller Adipositastherapien und unterstreicht den Anspruch, ein stark wirksames Kombipräparat anzubieten.
REDEFINE 2: Fokus Diabetes
REDEFINE 2 untersuchte 1.206 Erwachsene mit Typ‑2‑Diabetes und Adipositas oder Übergewicht. Hier stand die Wirksamkeit und Sicherheit in einer besonders relevanten Hochrisikogruppe im Vordergrund. Konkrete Wirksamkeitszahlen nennt die Zusammenfassung zwar nicht, doch die Daten flossen in den Zulassungsantrag ein – ein Hinweis darauf, dass Novo Nordisk die Ergebnisse als ausreichend stark und regulatorisch tragfähig einschätzt.
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Sicherheitsprofil im Rahmen der Klasse
Beim Sicherheitsprofil bewegt sich CagriSema im bekannten Muster der GLP‑1‑Klasse, mit überwiegend gastrointestinalen Nebenwirkungen:
- Abbruchraten wegen Nebenwirkungen:
- REDEFINE 1: 5,9 % unter CagriSema vs. 3,5 % unter Placebo
- REDEFINE 2: 8,4 % vs. 3 %
- Häufige Nebenwirkungen (CagriSema vs. Placebo):
- Übelkeit: 55 % vs. 12,6 %
- Verstopfung: 30,7 % vs. 11,6 %
- Erbrechen: 26,1 % vs. 4,1 %
Die Abbruchraten bleiben damit vergleichsweise niedrig, auch wenn die Magen-Darm-Beschwerden deutlich häufiger sind als in der Kontrollgruppe – ein bekanntes Muster bei GLP‑1‑basierten Therapien.
Starker Wettbewerbsdruck durch Eli Lilly
Die Einreichung erfolgt vor einem schwierigen Hintergrund. Die Aktie hat in den vergangenen zwölf Monaten gemessen am Kursverlauf deutlich an Wert verloren, der Titel liegt mit rund 58 % unter dem 52‑Wochen-Hoch. Seit Jahresanfang summiert sich das Minus auf gut 52 %, zuletzt schloss die Aktie am Freitag bei 41,08 Euro, nur knapp über dem 52‑Wochen-Tief.
Hauptgrund sind wachsende Zweifel, ob Novo Nordisk seine dominante Stellung im Adipositasmarkt halten kann. Eli Lilly hat mit seinen GLP‑1‑Medikamenten Zepbound und Mounjaro spürbar Marktanteile gewonnen. Analysten sehen die Wirksamkeit von CagriSema in etwa auf Augenhöhe mit Zepbound, verweisen bei Lilly jedoch auf Vorteile bei Injektionsreaktionen an der Einstichstelle.
Parallel dazu wartet Novo Nordisk noch auf eine wichtige Entscheidungen der US-Behörde: Die Zulassung für eine orale Semaglutid-Tablette wird bis Ende 2025 erwartet. Eli Lilly legte hier zeitgleich nach und meldete für seine orale Adipositas-Pille Orforglipron positive Daten zur Gewichtsstabilisierung nach Umstellung von injizierbaren GLP‑1‑Präparaten.
Strategische Weichenstellungen im Konzern
Der CagriSema-Antrag ist eingebettet in eine Reihe größerer Veränderungen im Unternehmen:
- Im November 2025 übernahm die Novo Nordisk Foundation den Aufsichtsrat vollständig und strukturierte die Führungsgremien neu.
- Seit August 2025 steht Mike Doustdar als CEO an der Konzernspitze.
- Am 9. Dezember 2025 wurde die 5,2‑Milliarden‑Dollar-Übernahme von Akero Therapeutics abgeschlossen – ein weiterer Ausbau der Pipeline im Stoffwechsel- und Leberbereich.
- Bereits am 26. November 2025 stellte Novo Nordisk zudem einen FDA-Antrag für eine höhere Dosis von Wegovy (7,2 mg).
Die Botschaft an den Markt ist klar: Novo Nordisk versucht, seine Produktpalette im Adipositas- und Stoffwechselbereich zu verbreitern und technologisch aufzurüsten, um der Konkurrenz von Eli Lilly strukturell zu begegnen.
Ausblick: Wichtige Termine im Blick
Für die nächsten Monate zeichnen sich mehrere entscheidende Katalysatoren ab:
- CagriSema-FDA-Review: Die Entscheidung wird 2026 erwartet und dürfte ein zentrales Signal für die zukünftige Marktstellung im Adipositassegment sein.
- Orales Semaglutid: Die FDA-Entscheidung zur Tablettenform wird bis Ende 2025 erwartet.
- Höher dosiertes Wegovy: Die 7,2‑mg‑Variante befindet sich ebenfalls im US-Zulassungsverfahren.
- Quartalszahlen: Die Zahlen zum vierten Quartal 2025 sollen am 4. Februar 2026 vorgelegt werden.
Damit ist klar umrissen, worauf Investoren in den kommenden Monaten besonders achten werden: Ob es Novo Nordisk gelingt, CagriSema und die weiteren Pipeline-Projekte regulatorisch durchzubringen und damit die Basis für eine operative Erholung nach dem Kursrutsch zu legen.
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