Oracle wollte sich mit gigantischen Rechenzentren einen festen Platz im KI-Zeitalter sichern. Jetzt sorgt ausgerechnet die Finanzierung eines Schlüsselprojekts für Unruhe – und rückt die Risiken der aggressiven Investitionsstrategie in den Vordergrund. Im Kern geht es um eine simple Frage: Reicht das künftige KI-Geschäft aus, um die aktuelle Schuldenlast zu rechtfertigen?
Finanzierung wackelt, Vertrauen auch
Auslöser des jüngsten Kursdrucks ist ein Bericht der Financial Times: Demnach soll Blue Owl Capital aus den Verhandlungen zur Finanzierung eines rund 10 Milliarden Dollar schweren Rechenzentrums in Michigan ausgestiegen sein. Die Anlage mit rund 1 Gigawatt Leistung ist ein zentrales Element von Oracles KI-Ausbau und unter anderem für OpenAI vorgesehen.
Laut Marktberichten vom 17. und 18. Dezember begründete Blue Owl den Rückzug mit der stark steigenden Verschuldung des Konzerns und dem enormen Umfang der geplanten Infrastrukturinvestitionen. Die Aktie hat sich daraufhin im Wochenverlauf deutlich von ihren Höchstständen entfernt; auf Wochensicht liegt der Verlust bei rund 9 %, auf 30-Tage-Sicht bei über 19 %. Aktuell notiert das Papier um 154 Euro und damit mehr als 45 % unter dem 52‑Wochen-Hoch.
Oracle bestreitet allerdings, dass der Deal geplatzt ist. Das Management spricht von laufenden Verhandlungen und verweist auf mögliche alternative Eigenkapitalpartner; als Name fällt dabei unter anderem Blackstone. Die Unsicherheit trifft jedoch auf ohnehin nervöse Investoren, die zunehmend die Bilanzrisiken in den Vordergrund stellen.
Hohe Verschuldung, negativer Cashflow
Hinter der Debatte um das einzelne Projekt steht ein größeres Thema: die finanzielle Belastung durch Oracles KI- und Cloud-Offensive.
Kennzahlen, die Anleger verunsichern:
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- Gesamtverschuldung von über 105 Milliarden US‑Dollar (Schätzung per November)
- Leasingverpflichtungen von rund 248 Milliarden US‑Dollar über die kommenden 15 bis 19 Jahre
- Negativer freier Cashflow im Bereich von rund –10 bis –13 Milliarden US‑Dollar (TTM), da Investitionen den operativen Cashflow deutlich übersteigen
- Deutlich gestiegene Absicherungskosten für Oracles Anleihen (Credit Default Swaps) auf Niveaus wie zuletzt 2009; die Renditen der Anleihen liegen im Bereich von „Junk“-Bonitäten, obwohl die Ratings von Moody’s (Baa2) und S&P (BBB) noch Investmentgrade signalisieren
Die Finanzierungssorgen kommen wenige Tage nach den Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal 2026. Operativ zeigt sich dabei durchaus Dynamik: Der Cloud-Umsatz wuchs um 33 % auf 8 Milliarden US‑Dollar im Jahresvergleich. Allerdings wurden die Markterwartungen verfehlt. Oracle verweist auf einen Rekordwert bei den noch nicht realisierten Auftragsbeständen (Remaining Performance Obligations, RPO) von über 523 Milliarden US‑Dollar, stark getrieben durch KI-Nachfrage. Der Markt fokussiert sich derzeit jedoch weniger auf das Potenzial dieser Aufträge, sondern auf die enormen Kosten, um sie bedienen zu können.
Das CapEx-Paradox im KI-Zeitalter
Damit steckt Oracle in einem klassischen „CapEx-Paradox“: Um den gigantischen Auftragsbestand von mehr als 500 Milliarden US‑Dollar in tatsächlichen Umsatz zu verwandeln, muss der Konzern jetzt zweistellige Milliardensummen in Rechenzentren und GPU-Infrastruktur investieren.
Historisch galt Oracle als margenträchtiger Cashflow-Lieferant. Die Transformation hin zu einem schwergewichtigen Infrastruktur-Anbieter im Cloud-Geschäft verändert dieses Profil grundlegend. Der Rückzug eines Players wie Blue Owl ist ein Indiz dafür, dass Teile des Private-Credit-Marktes zunehmend skeptisch auf die Renditeaussichten und Amortisationszeiträume solcher Mega-Projekte blicken.
Im weiteren Tech-Kontext zeigt sich ein Bruch in der KI-Erzählung: Während Hardware-Lieferanten wie Nvidia ihre Komponenten direkt verkaufen und kurzfristig profitieren, tragen Infrastrukturbetreiber wie Oracle die Hauptlast der Vorfinanzierung. Der Kursrückgang von fast 20 % binnen eines Monats spiegelt eine schnelle Neubewertung des Risikos wider – weg von reiner Wachstumseuphorie, hin zu den harten Kosten der Umsetzung.
Ausblick: Finanzierung als Lackmustest
Für den weiteren Kursverlauf wird entscheidend sein, ob Oracle die Finanzierung des Michigan-Projekts mit einem neuen Partner strukturiert, ohne die Bilanz weiter stark zu hebeln. Gelingt es, rasch eine Lösung etwa mit einem Investor wie Blackstone zu präsentieren, könnte das die Lage beruhigen und den Druck auf die Aktie mindern.
Technisch betrachtet wirkt der Bruch wichtiger Unterstützungszonen belastend und signalisiert zunächst Spielraum für weitere Bewertungsabschläge. Auf der anderen Seite verweisen optimistische Analysten – etwa bei Citizens – auf das Volumen des Auftragsbestands von rund 500 Milliarden US‑Dollar und leiten daraus langfristige Cashflow-Potenziale ab, die die aktuelle Verschuldung mittel- bis langfristig überkompensieren könnten; Kursziele von bis zu 342 US‑Dollar stehen im Raum. Damit zeichnet sich ein klares Spannungsfeld ab: Kurzfristig dominiert der Druck durch Schulden und CapEx, langfristig hängt viel davon ab, ob Oracle die KI-Großprojekte finanziell und operativ sauber über die Ziellinie bringt.
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