Politische Beben und Märkte im Wartemodus

Die Ermordung eines US-Politikers und russische Drohnenangriffe auf Polen erhöhen die geopolitischen Spannungen, während die Finanzmärkte bisher erstaunlich gelassen reagieren.

Kurz zusammengefasst:
  • Attentat auf US-Konservativen löst politische Erschütterung aus
  • Russische Drohnen verletzen erstmals NATO-Luftraum über Polen
  • Finanzmärkte zeigen bisher ungewöhnliche Gleichgültigkeit
  • ServiceTitan-Insider verkaufen trotz Kursanstiegs Anteile

Politische Beben und Märkte im Wartemodus

Liebe Leserinnen und Leser,

selten zeigt sich die Fragilität unserer vernetzten Welt so deutlich wie in diesen Septembertagen. Während in den USA ein politischer Mord die Gesellschaft erschüttert, testet Russland die Grenzen der NATO-Solidarität, und an den Finanzmärkten? Da herrscht eine gespenstische Ruhe, als würden die Händler kollektiv den Atem anhalten.

Was diese Woche wirklich bewegt: die brutale Ermordung des konservativen Aktivisten Charlie Kirk, Putins Drohnenspiele über Polen und die Frage, wie lange die Märkte noch so tun können, als ginge sie das alles nichts an.

Der Schuss, der Amerika erschüttert

Ein einzelner Schuss aus 200 Metern Entfernung. Mittwochnachmittag, Utah Valley University, 3.000 Menschen im Publikum. Charlie Kirk, 31 Jahre alt, Mitgründer der konservativen Studentenorganisation Turning Point USA und enger Vertrauter Donald Trumps, bricht auf der Bühne zusammen.

Was folgte, war ein 33-stündiger Fahndungsmarathmus, der am Donnerstagabend mit der Festnahme des 22-jährigen Tyler Robinson endete. Der Elektrotechnik-Student hatte sich seinen Verwandten offenbart – diese alarmierten die Behörden. Auf einer Patronenhülse am Tatort fand sich die Inschrift: „Here fascist! CATCH!“

„Es ist ein Angriff auf uns alle“, sagte Utahs Gouverneur Spencer Cox und verglich den Mord mit der Attentatswelle der 1960er Jahre. Tatsächlich dokumentierte Reuters über 300 politisch motivierte Gewalttaten in den USA seit dem Sturm auf das Kapitol 2021. Trump selbst überlebte zwei Attentatsversuche.

Die Reaktion der Märkte? Praktisch null. Der S&P 500 handelte am Freitag, als wäre nichts geschehen. Doch diese Gleichgültigkeit könnte trügerisch sein. Politische Instabilität hat die Angewohnheit, sich schleichend in Risikoprämien einzuschleichen – bis sie plötzlich explodiert.

Putins Testballon über Polen

Zur gleichen Zeit, 8.000 Kilometer entfernt: Polnische F-16-Kampfjets steigen auf, unterstützt von niederländischen und italienischen Einheiten. Ihr Auftrag: 19 russische Drohnen abschießen, die in den polnischen Luftraum eingedrungen waren. Es ist das erste Mal seit Beginn des Ukraine-Krieges, dass ein NATO-Mitglied direkt auf russische Objekte feuert.

Die offizielle russische Lesart? Ein Versehen. Polens Premier Donald Tusk kontert trocken: „Von Versehen kann keine Rede sein.“

Was hier wirklich passiert, ist ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel. Putin testet, wie weit er gehen kann, ohne eine NATO-Reaktion nach Artikel 5 auszulösen. Die Europäer wiederum fragen sich bang: Was, wenn Trump tatsächlich ernst macht mit seinem „America First“?

Trumps Reaktion auf den Drohnenvorfall war bezeichnend lakonisch: „It could have been a mistake“, twitterte er. Erst einen Tag später, nach massivem Druck, schloss sich das Weiße Haus einer gemeinsamen Verurteilung an. Die Botschaft an Europa könnte kaum deutlicher sein: Kümmert euch selbst um eure Sicherheit.

Ein hochrangiger deutscher Regierungsbeamter brachte es auf den Punkt: „Mit dieser US-Administration können wir uns auf nichts verlassen. Aber wir müssen so tun, als könnten wir es.“

Die Schweizer und ihr Auto-Dilemma

Während die Welt in geopolitischen Turbulenzen versinkt, beschäftigt die Schweizer ein ganz anderes Problem: der tägliche Stau.

Der neue Mobilitätsmonitor 2025 zeigt: 57 Prozent der Eidgenossen sehen überlastete Straßen als drängendstes Verkehrsproblem. Gleichzeitig lehnen zwei Drittel jede Verteuerung der Mobilität ab. Die Lösung? Mehr Straßen bauen und gleichzeitig auf Elektromobilität setzen.

Es ist diese Art von Widerspruch, die symptomatisch für unsere Zeit ist. Wir wollen Klimaschutz, aber bitte ohne Verzicht. Wir wollen Sicherheit, aber ohne dafür zu zahlen. Wir wollen stabile Märkte, aber ignorieren politische Brandherde.

Immerhin: 60 Prozent der Schweizer können sich vorstellen, beim nächsten Autokauf zumindest teilelektrisch zu fahren. Die Automobilindustrie reibt sich die Hände – hier entsteht gerade ein Milliardenmarkt.

ServiceTitan und das große Insider-Rätsel

Zum Abschluss noch ein Blick in die Welt der Finanzmärkte, wo diese Woche eine bemerkenswerte Transaktion stattfand. Bessemer Venture Partners, einer der renommiertesten Risikokapitalgeber der Welt, verkaufte ServiceTitan-Aktien im Wert von 2,5 Millionen Dollar.

An sich nichts Ungewöhnliches. Spannend wird es erst beim genaueren Hinsehen: Die Aktie ist in den letzten sechs Monaten um 38 Prozent gestiegen. Analysten sehen sie bei 155 Dollar. Verkauft wurde zwischen 116 und 119 Dollar.

Warum steigt Bessemer ausgerechnet jetzt aus? Die offizielle Antwort: Portfolio-Management. Die inoffizielle? Vielleicht sehen die Insider etwas, was der Markt noch nicht sieht. ServiceTitan, Marktkapitalisierung 10,88 Milliarden Dollar, gilt als Shooting Star im Bereich Handwerker-Software. Doch in der Tech-Branche kann sich das Blatt schnell wenden.


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Apropos Tech-Trends: Während bei ServiceTitan Insider Gewinne einsacken, eröffnet sich im Chip-Sektor eine ganz andere Dynamik. Die Halbleiterindustrie steht im Zentrum geopolitischer Machtspiele und massiver Milliardeninvestitionen – und genau hier entsteht für Anleger eine neue Chance. Wer verstehen möchte, welche europäische Firma in Expertenkreisen bereits als die „neue Nvidia“ gehandelt wird, findet die vollständige Analyse hier: Die neue Nvidia – kostenloser Spezialreport


Der Blick nach vorn

Was nehmen wir aus dieser Woche mit? Die Welt wird nicht sicherer, sondern fragiler. Politische Gewalt ist keine amerikanische Anomalie mehr, sondern könnte zum neuen Normal werden. Die NATO-Solidarität steht vor ihrer größten Bewährungsprobe seit dem Kalten Krieg. Und die Märkte? Die wiegen sich noch in trügerischer Sicherheit.

In der kommenden Woche richten sich die Blicke auf den UN-Gipfel in New York (22. September), wo Großbritannien, Frankreich, Kanada, Australien und Belgien einen palästinensischen Staat anerkennen könnten. Ein weiterer geopolitischer Brandherd, der die ohnehin angespannten Märkte belasten dürfte.

Die große Frage bleibt: Wie lange können die Finanzmärkte noch so tun, als lebten wir in normalen Zeiten? Die Geschichte lehrt uns: Solche Phasen scheinbarer Ruhe enden meist abrupt. Seien Sie vorbereitet.

Ein nachdenkliches Wochenende wünscht Ihnen

Eduard Altmann

P.S.: Übrigens plant die chinesische AION mit ihrem Elektro-SUV V gerade den Angriff auf den europäischen Markt. Fünf Sterne im Euro NCAP-Crashtest inklusive. Während wir noch über Ladestationen diskutieren, schaffen andere Fakten. Typisch, oder?

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