Die Finanzmärkte stehen vor einem turbulenten Quartalswechsel. Während in Washington die Gefahr eines Regierungsshutdowns wächst, zeigen sich an den internationalen Börsen erste Ermüdungserscheinungen nach den jüngsten Rallyes. Gleichzeitig verschärfen sich die geopolitischen Spannungen um kritische Rohstoffe zwischen den G7-Staaten und China.
Shutdown-Risiko belastet Dollar
Die Trump-Administration verschärft den Ton im Haushaltsstreit dramatisch. Das Weiße Haus hat Bundesbehörden angewiesen, Pläne für Massenentlassungen vorzubereiten – ein beispielloser Schritt, der weit über bisherige Shutdown-Szenarien hinausgeht. Statt temporärer Beurlaubungen drohen permanente Jobstreichungen in Programmen, die nicht mit Trumps Prioritäten vereinbar sind.
Diese Eskalation setzt den US-Dollar unter Druck, obwohl die Währung zunächst von der Fed-Unsicherheit profitiert hatte. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im Oktober liegt bei 92 Prozent, doch die Märkte preisen insgesamt nur noch 100 Basispunkte Lockerung ein – deutlich weniger als vor wenigen Wochen.
Fed-Vertreter Mary Daly unterstrich die Ungewissheit: „Weitere Zinssenkungen sind wahrscheinlich nötig, aber der Zeitpunkt bleibt unklar.“ Die Kombination aus politischer Unsicherheit und unklarer Geldpolitik macht den Dollar zu einem zwiespältigen Investment.
Asiatische Märkte pausieren nach Rally
Nach beeindruckenden Quartalsgewinnen nehmen asiatische Investoren Gewinne mit. Der MSCI Asia-Pacific Index verlor 0,2 Prozent, nachdem er im Quartal um 9 Prozent zugelegt hatte. Besonders der Nikkei sticht mit einem Monatsplus von 7 Prozent hervor.
„Rebalancing-Flüsse sollten zu Verkäufen in US- und japanischen Indizes führen“, erklärt IG-Analyst Tony Sycamore. Deutsche und australische Märkte könnten dagegen profitieren. Diese technischen Faktoren überlagern derzeit fundamentale Entwicklungen.
In Japan zeigt sich ein gemischtes Bild: Während die Börse steigt, schwächelt der Yen weiter. Gegen den Euro erreichte die japanische Währung ein Jahrestief bei 174,78 – gefährlich nah am Rekordtief von 175,9. Gleichzeitig signalisieren Notenbank-Protokolle weitere Zinserhöhungen, was den Yen eigentlich stützen sollte.
Rohstoffmärkte zwischen Angebot und Nachfrage
Öl reagiert nervös auf Versorgungsängste. Brent-Crude testete die 70-Dollar-Marke, nachdem überraschend starke Lagerabbau-Daten aus den USA mit Exportproblemen in Irak, Venezuela und Russland zusammentrafen. „Brent findet weiter Unterstützung zwischen 65 und 70 Dollar“, betont Commonwealth-Bank-Stratege Vivek Dhar.
Parallel eskaliert der Kampf um seltene Erden. Die G7-Staaten erwägen Preisuntergrenzen und Strafzölle gegen China, um dessen Dominanz zu brechen. Nach Chinas Exportbeschränkungen im April suchen westliche Länder verzweifelt nach Alternativen. „Das Herz der Diskussion war, ob wir die Regulierung ausländischer Investitionen verschärfen sollten“, berichtet eine Quelle aus Chicago-Beratungen.
Geldpolitik im Fokus globaler Zentralbanken
Während die Fed zögert, zeigen andere Notenbanken klare Signale. In Japan mehren sich die Stimmen für weitere Zinserhöhungen. „Die Leitzinsen liegen unter dem neutralen Niveau“, argumentiert ein Notenbank-Mitglied. Die Markets preisen eine 50-prozentige Chance für eine Erhöhung Ende Oktober ein.
Auch Südkorea ringt mit der Balance zwischen Wachstum und Finanzstabilität. Trotz Konjunktursorgen hält die Zentralbank an ihrer restriktiven Haltung fest – Haushaltsschulden und steigende Immobilienpreise machen Lockerungen riskant.
Ausblick bei steigender Unsicherheit
Die kommenden Tage werden entscheidend: Am Donnerstag folgen US-BIP-Daten, am Freitag der PCE-Inflationsindex – die bevorzugte Fed-Kennzahl. Gleichzeitig läuft die Frist für den US-Haushalt ab, während China seine Yuan-Bond-Initiative in Hongkong vorantreibt.
Diese Gemengelage aus politischen Risiken, geldpolitischer Unsicherheit und Handelsspannungen macht die Märkte nervös. Investoren positionieren sich defensiv für das Quartalsende – eine Vorsichtsmaßnahme, die sich als berechtigt erweisen könnte.