Siemens startet mit Rückenwind in die neue Woche. Ein neues, klar positives Analystenrating, eine strategische KI-Kooperation in der Halbleiterindustrie und ein konsequent laufendes Aktienrückkaufprogramm bilden gemeinsam den Rahmen. Im Kern geht es darum, ob der Markt das Industriesoftware-Potenzial des Konzerns bislang unterschätzt – genau hier setzt die frische Einstufung von Evercore ISI an.
Gestern schloss die Aktie bei 238,40 Euro und liegt damit nur rund 5,5 Prozent unter ihrem 52-Wochen-Hoch von 252,70 Euro. Seit Jahresbeginn ergibt sich ein Plus von gut 26 Prozent – kein Ausreißer nach oben, aber ein solider Aufwärtstrend.
Evercore ISI rückt Industriesoftware in den Vordergrund
Die US-Investmentbank Evercore ISI hat am Montag ihre Coverage der Siemens-Aktie aufgenommen – mit einem „Outperform“-Rating und einem Kursziel von 295 Euro. Ausgehend vom aktuellen Kursniveau entspricht das einem Aufwärtspotenzial von rund 24 Prozent.
Im Mittelpunkt der Analyse steht das industrielle Software-Geschäft der Sparte Digital Industries, das aus Sicht der Analysten an der Börse zu niedrig bewertet wird. Auf Basis einer Reverse-Sum-of-the-Parts-Betrachtung komme die Einheit auf einen impliziten Multiplikator von unter dem 10-Fachen des Ergebnisses. Zum Vergleich: Wettbewerber Rockwell Automation wird mit mehr als dem 20-Fachen gehandelt.
Evercore erwartet zudem eine Erholung des Automatisierungszyklus, die sich positiv auf die Profitabilität auswirken soll. Für das Geschäftsjahr 2028 prognostizieren die Analysten eine EBITA-Marge von 22 Prozent in Digital Industries. Der aktuelle Marktkonsens liegt bei 21 Prozent – die Bank positioniert sich also leicht darüber und signalisiert Vertrauen in zusätzliche Effizienzgewinne.
Die wichtigsten Punkte der Evercore-Analyse:
- Erstmalige Einstufung mit „Outperform“
- Kursziel: 295 Euro (rund +24 % Potenzial)
- Fokus auf „unterbewertetes, erstklassiges industrielles Software-Geschäft“
- Impliziter Multiplikator Digital Industries: <10x vs. >20x bei Rockwell Automation
- Erwartete EBITA-Marge Digital Industries 2028: 22 % (Konsens: 21 %)
Für den Kursverlauf bedeutet das: Die Aktie bewegt sich mit einem RSI von 48,7 nahe der neutralen Zone, während sie leicht über dem 50-Tage-Durchschnitt von 235,50 Euro notiert. Der übergeordnete Trend bleibt damit konstruktiv, ohne in überhitztes Terrain abzugleiten.
KI-Kooperation mit GlobalFoundries
Parallel zur positiven Analystenstimme schärft Siemens sein Profil in der Halbleiterindustrie. Am 11. Dezember wurde eine weitreichende strategische Partnerschaft mit GlobalFoundries bekanntgegeben. Ziel ist es, KI-gestützte Fertigungslösungen für die globale Chipindustrie zu entwickeln.
Konkret umfasst die Vereinbarung mehrere zentrale Bereiche:
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- Fab-Automatisierung: Einsatz von KI-basierter Software, Sensoren und Echtzeit-Kontrollsystemen zur Optimierung der Fertigung
- Predictive Maintenance: Zentrale Automatisierungslösungen, die Ausfälle reduzieren und die Anlagenverfügbarkeit erhöhen sollen
- Digitale Lösungen: Software entlang des gesamten Produktlebenszyklus – von der Chipentwicklung bis zum Product Lifecycle Management
Siemens-Vorstand Cedrik Neike betonte in diesem Zusammenhang die Rolle von Halbleitern als Grundlage moderner Industrieanwendungen wie Robotik, Konnektivität und der Verbindung von KI mit der physischen Welt. Die Kooperation zahlt damit direkt auf die Positionierung als „ONE Tech Company“ mit starker Software- und Automatisierungskompetenz ein.
Aktienrückkauf und Directors’ Dealings
Finanziell unterstreicht der Konzern seine strategische Linie mit einem umfangreichen Aktienrückkaufprogramm. Zwischen dem 8. und 14. Dezember 2025 wurden 362.223 eigene Aktien erworben. Im gesamten Geschäftsjahr 2025 summierten sich die Rückkäufe bereits auf 10,74 Millionen Aktien im Volumen von rund 2,27 Milliarden Euro. Der durchschnittliche Erwerbskurs lag bei 211,27 Euro.
Das Programm ist Teil der langfristig ausgerichteten Kapitalallokation und wurde im Februar 2025 von der Hauptversammlung bis Februar 2030 autorisiert. Es reduziert die Zahl der im Umlauf befindlichen Aktien und stützt damit rechnerisch Kennziffern wie den Gewinn je Aktie.
Ergänzend dazu wurden am 15. Dezember mehrere Käufe im Rahmen der internen Aktienprogramme gemeldet. Unter anderem erwarben Aufsichtsratsmitglieder wie Dr. Christian Pfeiffer und Birgit Steinborn Anteile über monatliche Investmentpläne. Solche Directors’ Dealings werden von Marktteilnehmern häufig als Signal für Vertrauen in die künftige Entwicklung gewertet, zumal sie in eine Phase strategischer Weichenstellungen fallen.
Rekordjahr 2025 und Ausblick
Die aktuellen Nachrichten stehen vor dem Hintergrund eines sehr starken Geschäftsjahres 2025. Siemens erzielte einen Nettogewinn von 10,4 Milliarden Euro, ein Plus von 16 Prozent, bei einem Umsatz von 78,9 Milliarden Euro. Die Dividende wurde auf 5,35 Euro je Aktie angehoben.
Für das laufende Geschäftsjahr 2026 rechnet der Konzern mit einem vergleichbaren Umsatzwachstum von 6 bis 8 Prozent. Strategisch rückt dabei die Entkonsolidierung von Siemens Healthineers sowie die weiter vorangetriebene Transformation zur „ONE Tech Company“ in den Mittelpunkt.
Im Marktvergleich liegt die Aktie solide: Auf Sicht von zwölf Monaten ergibt sich ein Plus von knapp 25 Prozent, seit Jahresbeginn sind es rund 26 Prozent. Damit bewegt sich der Titel im Rahmen der europäischen Peer-Group im Investitionsgütersektor.
Parallel zur neuen Coverage von Evercore ISI bleiben weitere Institute positiv gestimmt. JPMorgan stuft die Aktie mit „Overweight“ ein, während die Bank of America Siemens und Siemens Energy zuletzt als Top-Picks für 2026 im europäischen Investitionsgüterbereich hervorgehoben hat. Barclays bleibt dagegen mit „Underweight“ zurückhaltender.
Den nächsten inhaltlichen Impuls könnte die Vorlage der Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2026 im Februar liefern. Dann wird sich zeigen, ob sich die von Evercore erwartete Erholung im Automatisierungs- und Softwaregeschäft in den harten Zahlen bereits andeutet und der Kurs seinen moderaten Abstand von gut 5 Prozent zum 52-Wochen-Hoch weiter verringern kann.
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