Die Aktie von Siemens Energy kennt derzeit kein Halten mehr und bricht alle Rekorde. Auslöser für die jüngste Kaufpanik ist jedoch nicht nur das operative Geschäft, sondern eine 6-Milliarden-Euro-Bombe, die das Management kürzlich platzen ließ. Während der Kurs senkrecht nach oben schießt, stellen sich Anleger die entscheidende Frage: Ist das der ultimative Befreiungsschlag oder eine gefährliche Übertreibung?
Der 6-Milliarden-Euro-Katalysator
Was treibt diese massive Rallye an? Das zentrale Ereignis war der Capital Markets Day am 20. November in Charlotte. Hier lieferte die Führungsetage den ultimativen Vertrauensbeweis: Ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von bis zu 6 Milliarden Euro, das bis zum Jahr 2028 laufen soll.
Diese Nachricht wirkte an den Märkten wie ein Brandbeschleuniger. Investoren werten den Schritt als klares Signal, dass das Unternehmen vor Liquidität strotzt und vom erfolgreichen Turnaround der zuvor kriselnden Windkraftsparte überzeugt ist. Das Management signalisiert unmissverständlich: Wir wissen, wohin mit dem Cashflow – direkt zurück an die Aktionäre.
Fundament aus Stahl und Aufträgen
Doch die Euphorie basiert nicht nur auf Finanztechnik. Bereits die Quartalszahlen Mitte November legten das fundamentale Fundament für den aktuellen Höhenflug. Die Bilanz wies kaum Schwächen auf und untermauerte die „Vision 2028“ mit harten Fakten:
- Gigantischer Auftragsbestand: Der Order Backlog kletterte auf beeindruckende 138 Milliarden Euro, was die Umsatzauslastung auf Jahre sichert.
- Netz-Boom: Die Sparte Grid Technologies profitiert massiv von der globalen Energiewende und liefert Margen am oberen Ende der Erwartungen.
- Wende bei Gamesa: Das einstige Sorgenkind zeigt klare Anzeichen einer Stabilisierung – der Sanierungsplan greift schneller als befürchtet.
Analysten im Rausch – und eine Warnung
Die Reaktion der Experten folgte prompt. In der vergangenen Woche überschlugen sich die Analysten mit Upgrades. RBC Capital Markets hob das Kursziel auf 136 Euro an, während Berenberg 130 Euro ausruft. Der Tenor ist klar: Die Sichtbarkeit der Gewinne hat sich drastisch verbessert.
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Doch Vorsicht ist geboten. Nicholas Green von Bernstein Research bleibt bei seiner vernichtenden Einschätzung und einem Kursziel von lediglich 37 Euro. Diese historische Diskrepanz zwischen dem bullishen Konsens und der Bären-Seite zeigt, wie viel „Perfektion“ der Markt aktuell einpreist. Sollte das Wachstumsszenario Risse bekommen, wäre die Fallhöhe enorm.
Ein Blick auf die Charttechnik mahnt ebenfalls zur Besonnenheit. Am Freitag schloss das Papier auf einem neuen 52-Wochen-Hoch bei 115,35 Euro. Mit einem Plus von fast 129 % seit Jahresanfang ist die Aktie heiß gelaufen. Der RSI-Indikator von 85,4 signalisiert eine extrem überkaufte Situation, die kurzfristig nach einer Abkühlung schreit.
Fazit
Siemens Energy befindet sich in einem „Blue Sky“-Szenario. Die Kombination aus Rekordaufträgen und dem massiven Rückkaufprogramm hat die Bullen fest im Sattel sitzen lassen. Wer investiert ist, genießt die Fahrt, sollte aber die Warnsignale der Überhitzung nicht ignorieren – die Erwartungshaltung des Marktes duldet ab jetzt keine Fehler mehr.
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