Die Siemens Energy Aktie vollzieht einen bemerkenswerten Balanceakt: Einerseits feiert der Konzern einen wichtigen Erfolg bei seiner finanziellen Neuaufstellung, andererseits bleiben Analysten gespalten. Ist dies der endgültige Turnaround für den Energietechnik-Riesen oder lauern unter der Oberfläche weiterhin Risiken?
Finanzielle Fesseln gesprengt: Ein Neustart?
Ein Paukenschlag für Siemens Energy: Der Konzern hat sich von milliardenschweren Staatsgarantien gelöst und diese durch eine neue, rein bankfinanzierte Linie ersetzt. Konkret wurde ein staatlich verbürgtes Kreditpaket über 11 Milliarden Euro durch eine Bankenfazilität von 9 Milliarden Euro abgelöst. Dieser Schritt wird als klares Zeichen der Normalisierung und als starkes Vertrauenssignal des Marktes gewertet, gestützt von einem Konsortium aus 23 Geldhäusern.
Als direkte Konsequenz dieser finanziellen Neuausrichtung hat die Ratingagentur S&P ihren Ausblick für Siemens Energy bereits von "stabil" auf "positiv" angehoben – ein deutliches Indiz für die verbesserte Bonitätseinschätzung. Für Anleger besonders interessant: Mit dem Wegfall der Staatsgarantien könnten auch frühere Restriktionen, beispielsweise bei Dividendenzahlungen, fallen.
Analysten im Clinch: Euphorie trifft auf Skepsis
Doch wie nachhaltig ist diese positive Entwicklung? Die Meinungen der Experten gehen hier auseinander. So sieht beispielsweise Deutsche Bank Research die Aktie positiv und hob das Kursziel auf 95 Euro an, bei einer "Buy"-Einstufung. Die Analysten verweisen auf mehrere potenzielle Kurstreiber bis Jahresende und die gute Positionierung, um vom Investitionszyklus in der Energiebranche – befeuert durch den steigenden Energiebedarf von KI-Rechenzentren – zu profitieren.
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Demgegenüber steht die Einschätzung von Bernstein Research. Sie stufen die Aktie weiterhin mit "Underperform" ein. Trotz jüngst angehobener Gewinnprognosen sei der faire Wert der Aktie niedriger, da die aktuelle Bewertung als zu hoch erachtet wird. Für zusätzliche Nervosität sorgt eine aktuelle Analyse von Finanztrends vom heutigen Donnerstag, die auf "dringenden Handlungsbedarf für Aktionäre" hinweist, ohne jedoch Details zu nennen.
Ambitionierte Ziele und operative Lichtblicke
Ungeachtet der Analysten-Debatten blickt das Management optimistisch in die Zukunft. Das Unternehmen hat seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr bereits angehoben und untermauert damit das Vertrauen in die eigene Stärke. Nach einer beachtlichen Performance mit einem Plus von fast 70% seit Jahresbeginn notiert die Aktie aktuell bei 85,44 Euro und damit nur knapp unter ihrem 52-Wochen-Hoch von 88,80 Euro.
Die Ziele für das Fiskaljahr 2025 sind klar definiert:
- Ein vergleichbares Umsatzwachstum von 13 % bis 15 %.
- Eine Ergebnismarge vor Sondereffekten zwischen 4 % und 6 %.
- Ein möglicher Nettogewinn (vor Sondereffekten) von bis zu 1 Milliarde Euro.
Operativ stützen Partnerschaften, wie die mit Eaton zur nachhaltigen Energieversorgung von Rechenzentren, und der Fortschritt bei wasserstofffähigen Gasturbinen den Kurs. Die Windenergiesparte bleibt zwar ein Sorgenkind, doch auch hier vermeldet Siemens Energy Fortschritte bei der Verlustreduktion. Kann der Konzern diese positive Dynamik nutzen, um Kritiker endgültig zu überzeugen? Die kommenden Monate dürften entscheidend werden.
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