Liebe Leserinnen und Leser,
während die Märkte am Freitagnachmittag auf Jerome Powells Jackson Hole-Rede warteten wie Kinder auf den Weihnachtsmann, spielten sich hinter den Kulissen ganz andere Dramen ab. In Oslo pokert ein Staatsfonds-Chef um seine politische Zukunft, in Washington marschieren Soldaten durch Touristengebiete, und in Gaza tobt ein zynischer Streit darüber, wer hier eigentlich hungert. Willkommen in einer Welt, in der nichts ist, wie es scheint – und genau das macht sie so faszinierend für uns Beobachter.
Der 2-Billionen-Dollar-Wahlkampf
Stellen Sie sich vor, Sie verwalten 2 Billionen Dollar – genug Geld, um Apple fünfmal zu kaufen – und plötzlich wird Ihr Portfolio zum Spielball im norwegischen Wahlkampf. Genau das passiert gerade Nicolai Tangen, dem CEO des norwegischen Staatsfonds.
„Dies ist meine schlimmste Krise überhaupt“, gestand Tangen der schwedischen Presse. Kein Wunder: Der Mann, der eigentlich nur das Öl-Vermögen Norwegens mehren soll, steht plötzlich im Zentrum einer hitzigen Debatte über Israel-Investments. Die linke Socialist Left Party macht ihre Unterstützung für eine Labour-Regierung davon abhängig, dass der Fonds komplett aus israelischen Unternehmen aussteigt. 19 Milliarden Kronen in 38 Firmen stehen zur Disposition.
Was hier passiert, ist lehrbuchhaftes politisches Theater mit ökonomischen Konsequenzen. Der Fonds hat seit Juni bereits 23 israelische Unternehmen abgestoßen – interessanterweise erst nachdem Medien seine Beteiligung an einem Zulieferer für israelische Kampfjets publik machten. Doch das reicht der Opposition nicht. Sie will mehr.
Die Ironie dabei: Während Politiker über ethisches Investment streiten, warnen Fondsmanager vor einem gefährlichen Präzedenzfall. „Für diese Unternehmen werden die Empfehlungen als direkte Kritik der Behörden wahrgenommen“, heißt es in internen Protokollen, die Reuters einsehen konnte. Besonders in autoritären Regimes könnte das den Fonds zur Zielscheibe machen.
Washingtons merkwürdige Militärparade
Zur gleichen Zeit entfaltet sich in Washington ein bizarres Schauspiel, das George Orwell nicht besser hätte inszenieren können. Fast 2.000 National Guard-Soldaten patrouillieren durch die Hauptstadt – aber nicht etwa in den Problembezirken, sondern zwischen Denkmälern und Museen, wo Touristen Selfies schießen.
„Es ist langweilig. Wir machen nicht wirklich viel“, verrät Sergeant Fox von der West Virginia National Guard. Seine Truppe steht vor dem National Museum of African American History, weit entfernt von Ward 8, wo die Kriminalitätsrate tatsächlich hoch ist. Die Bewohner dort haben noch keinen einzigen Soldaten gesehen.
Randy Manner, ein pensionierter National Guard-General, bringt es auf den Punkt: „Nicht in unseren Lebzeiten hat ein Präsident gesagt, ich werde uniformierte Soldaten einsetzen, um Kriminalität zu reduzieren.“ Er prophezeit: Bald werden Soldaten auch in Chicago und New York stehen. Die Militarisierung amerikanischer Städte als politisches Theater – während die tatsächliche Kriminalitätsrate sinkt.
Der Biobanking-Boom: 12 Milliarden für unsere Zellen
Während sich die Politik in Symboldebatten verliert, explodiert leise ein Markt, der unser aller Zukunft prägen könnte: Biobanking. Bis 2030 soll dieser Sektor von heute 7,65 auf 11,82 Milliarden Dollar wachsen – eine Verdoppelung in nur fünf Jahren.
Was treibt diesen Boom? Es ist die perfekte Schnittmenge aus personalisierter Medizin, Gentherapie und dem unstillbaren Datenhunger der KI. Jede Blutprobe, jede Gewebeentnahme wird zum potentiellen Goldschatz für die Pharmaforschung. Thermo Fisher Scientific, Becton Dickinson und PHC Holdings positionieren sich als die neuen Herren über biologische Daten.
Besonders brisant: Der asiatisch-pazifische Raum wird zum Wachstumstreiber. China, Indien und Japan bauen massive Biobank-Infrastrukturen auf. Die Alterung ihrer Gesellschaften trifft auf technologischen Fortschritt – eine explosive Mischung. Wer heute in Seoul oder Shanghai seine DNA sequenzieren lässt, füttert Datenbanken, die morgen die Medizin revolutionieren könnten.
Gaming ohne Grenzen: Der Esports-Nationalismus kommt
Saudi-Arabien inszeniert sich als neues Mekka des digitalen Sports. Im November 2026 startet in Riad der „Esports Nations Cup“ – die erste globale Meisterschaft, bei der Gamer für ihre Länder antreten. Electronic Arts, Krafton, Tencent und Ubisoft sind bereits an Bord.
„Nation gegen Nation ist der ultimative Ausdruck des Sports“, erklärt Ralf Reichert von der Esports World Cup Foundation. Was für eine Untertreibung! Hier verschmelzen Soft Power, Technologie-Dominanz und jugendliche Identitätssuche zu einem Milliardengeschäft. Saudi-Arabien will nicht nur Öl exportieren, sondern kulturelle Relevanz für die Generation Z.
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Die Tragweite ist gewaltig: Wenn Millionen junger Menschen ihre nationalen E-Sport-Teams anfeuern, entsteht eine neue Form des digitalen Patriotismus. Für Sponsoren und Investoren öffnet sich ein Universum ungenutzter Möglichkeiten.
Gaza: Der Kampf um die Deutungshoheit des Hungers
Die wohl zynischste Debatte der Woche dreht sich um eine simple Frage: Wer hungert in Gaza wirklich? Die IPC-Initiative spricht von einer Hungersnot, 132.000 Kinder unter fünf Jahren seien bedroht. Netanyahu kontert scharf: „Eine glatte Lüge“ und „inszenierte Hungerkampagne der Hamas“.
Was hier passiert, transzendiert humanitäre Krisen. Es ist ein Informationskrieg, in dem Hunger zur Waffe wird. „An manchen Tagen finde ich nur ein kleines Brot und eine Tomate für drei Kinder“, erzählt Mariam al-Scheikh aus Gaza-Stadt. Ihre Realität kollidiert mit geopolitischen Narrativen.
Israel bereitet derweil die Einnahme von Gaza-Stadt vor, will eine Million Menschen umsiedeln. Die Botschaft ist klar: Erst fallen die Geiseln, dann die Stadt. UN-Generalsekretär Guterres spricht von „vorsätzlichem Zusammenbruch“ lebensnotwendiger Systeme. Die Wahrheit? Irgendwo zwischen den Extremen, unerreichbar hinter Propaganda-Nebel.
Die Polyvinyl-Butyral-Wette auf die Zukunft
Zum Abschluss ein Markt, von dem Sie garantiert noch nie gehört haben, der aber Ihr Auto sicherer macht: Polyvinyl Butyral (PVB). Klingt nach Chemielabor, ist aber ein 1,9-Milliarden-Dollar-Markt bis 2030.
PVB ist der unsichtbare Held in Windschutzscheiben, Solarpanels und schusssicheren Fenstern. Wenn Ihr Auto einen Unfall hat und die Windschutzscheibe nicht in tausend scharfe Splitter zerspringt, können Sie PVB danken. Der Markt wächst um 5% jährlich – getrieben von Elektroautos, die mehr Akustikdämmung brauchen, und dem Solarboom.
Das Faszinierende: Während alle über Batterien und Chips reden, verdienen Firmen wie Eastman und Kuraray Milliarden mit einem Polymer, das seit den 1930ern existiert. Manchmal liegt die Zukunft in der Perfektionierung des Bewährten.
Der Blick nach vorn
Was lehrt uns diese Woche? Dass die Welt ein Spiel mit verdeckten Karten ist. Norwegens Staatsfonds kämpft um politische Unabhängigkeit, während er zum Wahlkampfinstrument wird. Washington inszeniert Sicherheitstheater, während echte Probleme ungelöst bleiben. Märkte boomen in Nischen, von denen die Öffentlichkeit nichts ahnt.
Nächste Woche richtet sich der Blick auf die EZB-Sitzungsprotokolle (Donnerstag) und die deutschen Ifo-Geschäftsklimaindex (Freitag). Wird Lagarde’s Team nervös wegen der steigenden britischen Inflation? Und zeigt der Ifo endlich Licht am Ende des deutschen Wirtschaftstunnels?
Die Märkte werden es uns zeigen – wenn wir genau hinschauen und zwischen den Zeilen lesen.
Spielen Sie klug in diesem globalen Poker,
Eduard Altmann
P.S.: Als diese Woche Sergeant Fox vor dem Museum stand und sich langweilte, verdiente der Biobanking-Sektor 21 Millionen Dollar. Jeden Tag. Manchmal passieren die wichtigsten Dinge dort, wo niemand hinschaut.
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