Liebe Leserinnen und Leser,
während die Märkte heute Morgen erleichtert auf den EU-US-Handelsdeal reagieren, braut sich im Hintergrund eine viel tiefgreifendere Verschiebung der globalen Machtverhältnisse zusammen. Die EZB schlägt Alarm: Dollar-Stablecoins könnten Europas geldpolitische Souveränität untergraben. Gleichzeitig überrascht Alphabet mit starken Quartalszahlen, Gold durchbricht die 3.000-Dollar-Marke, und die Wall Street zeigt sich trotz aller Unsicherheiten in Bestform. Lassen Sie mich Ihnen zeigen, warum diese scheinbar unzusammenhängenden Entwicklungen ein großes Ganzes ergeben – und was das für uns Anleger bedeutet.
Die stille Revolution: Wie Stablecoins die Währungsordnung umkrempeln
Was die EZB-Beraterin Jürgen Schaaf heute in einem bemerkenswerten Blogbeitrag formuliert, sollte jeden aufhorchen lassen, der sich für die Zukunft unseres Geldsystems interessiert. Die Dominanz dollar-basierter Stablecoins – allen voran Tether und Circle – ist keine technische Randnotiz mehr, sondern ein direkter Angriff auf Europas monetäre Autonomie.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Während der Markt für Dollar-Stablecoins boomt, dümpeln Euro-denominierte Stablecoins bei mickrigen 350 Millionen Euro Marktkapitalisierung herum. Das ist nicht nur peinlich, es ist gefährlich. Denn wenn sich Dollar-Stablecoins als bevorzugtes Zahlungsmittel in Europa etablieren, verliert die EZB ihre wichtigste Waffe: die Kontrolle über die Geldmenge.
Besonders brisant wird es, wenn man Trumps jüngste Krypto-Initiative dazunimmt. Die USA zementieren gerade die Dollar-Dominanz für das digitale Zeitalter. Europa hingegen? Verzettelt sich in endlosen Diskussionen über den digitalen Euro. Ich sage es ungern, aber hier verspielen wir gerade unsere Zukunft.
Tech-Giganten trotz allem: Alphabets Zahlen als Gradmesser
Alphabet hat gestern Abend bewiesen, dass die Tech-Party noch nicht vorbei ist. Ein Gewinn von 2,31 Dollar je Aktie, Umsätze von 96,4 Milliarden Dollar – die Google-Mutter übertrifft alle Erwartungen. Besonders beeindruckend: Die KI-Investitionen zahlen sich aus. Die Zahl der monatlich verarbeiteten Tokens hat sich seit Mai auf fast eine Billion verdoppelt. Das ist exponentielles Wachstum in Reinform.
Was mich nachdenklich stimmt: Alphabet hebt seine Investitionsausgaben auf 85 Milliarden Dollar an – das sind 10 Milliarden mehr als geplant. Die Botschaft ist klar: Der KI-Krieg wird mit Geld gewonnen, und Google will nicht den Anschluss verlieren. Für uns Europäer ist das ein Weckruf. Während wir über Regulierung diskutieren, schaffen die Amerikaner Fakten.
Ein Detail aus dem Earnings Call sollte uns besonders interessieren: CEO Sundar Pichai sprach davon, dass 2026 das Jahr der "agentischen Erfahrungen" wird – KI, die eigenständig handelt. Das klingt nach Science Fiction, aber Google investiert bereits Milliarden in diese Zukunft. Die Frage ist: Wo bleibt Europas Antwort?
Gold glänzt, Silber strahlt: Die Renaissance der Edelmetalle
Die Analysten von Reuters haben ihre Goldprognose kräftig nach oben geschraubt: 3.220 Dollar für dieses Jahr, 3.400 Dollar für 2026. Das sind keine Fantasiezahlen mehr, sondern realistische Ziele angesichts der geopolitischen Lage. David Russell von GoldCore bringt es auf den Punkt: 4.000 Dollar bis Ende 2026 sind möglich, wenn die Sorgen um die US-Verschuldung zunehmen.
Noch spannender finde ich Silber. Mit einem Plus von 32 Prozent in diesem Jahr outperformt es sogar Gold. Die UBS hat gerade ihr Kursziel auf 42 Dollar angehoben – aus gutem Grund. Die Nachfrage aus der Photovoltaik-Industrie explodiert, gleichzeitig suchen Anleger nach Alternativen zu Gold. Mein Tipp: Schauen Sie sich Silber genauer an. Das Aufholpotenzial ist enorm.
Was beide Edelmetalle antreibt, ist die Angst vor Währungsturbulenzen. Und hier schließt sich der Kreis zu den Stablecoins. Wenn das Vertrauen in traditionelle Währungen schwindet, suchen Menschen Alternativen – sei es in Gold, Silber oder eben digitalen Dollars.
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Der Handelsdeal: Pyrrhussieg oder kluger Kompromiss?
Der gestern verkündete EU-US-Handelspakt sorgt heute für Kursgewinne an den Börsen. 15 Prozent Zölle statt befürchteter 30 Prozent – das klingt nach einem Erfolg. Doch schauen wir genauer hin: Von ursprünglich 1,2 Prozent auf jetzt 17 Prozent im Durchschnitt – das ist eine Verzehnfachung! Capital Economics rechnet mit einem Wachstumsverlust von 0,5 Prozent für Europa.
Die 750 Milliarden Dollar für US-Energie und 600 Milliarden für Militärausgaben, zu denen sich Europa verpflichtet hat, sind gewaltige Summen. Viktor Orban hat nicht ganz unrecht, wenn er sagt, Trump habe von der Leyen "zum Frühstück verspeist". Andererseits: Was wäre die Alternative gewesen? Ein ausgewachsener Handelskrieg hätte beide Seiten noch teurer zu stehen gekommen.
Meine Einschätzung: Europa hat Zeit gekauft, mehr nicht. Die strukturellen Probleme – unsere Abhängigkeit vom US-Markt, die fehlende eigene Tech-Industrie, die Energieabhängigkeit – bleiben bestehen. Wir müssen diese Atempause nutzen, um uns neu aufzustellen.
Fazit: Die Weichen werden jetzt gestellt
Liebe Leserinnen und Leser, die Ereignisse der letzten Tage zeigen überdeutlich: Wir stehen an einem Wendepunkt. Die Dominanz des Dollars wird durch Stablecoins ins digitale Zeitalter übertragen. Tech-Giganten wie Alphabet investieren Unsummen in KI und schaffen damit die Infrastruktur von morgen. Edelmetalle erleben eine Renaissance als Absicherung gegen Währungsrisiken. Und Europa? Manövriert sich von einem Kompromiss zum nächsten.
Was bedeutet das für Ihre Anlagestrategie? Diversifikation ist das Gebot der Stunde. Ein Mix aus Tech-Werten (ja, trotz hoher Bewertungen), Edelmetallen und ausgewählten europäischen Champions, die ihre Hausaufgaben gemacht haben. Meiden Sie Unternehmen, die zu stark vom transatlantischen Handel abhängen – die Unsicherheit bleibt hoch.
Besonders spannend finde ich Investments in europäische Fintech-Unternehmen, die an eigenen Stablecoin-Lösungen arbeiten. Hier könnte sich eine Nische auftun. Auch der digitale Euro, so verschlafen das Projekt auch wirkt, könnte Überraschungen bereithalten.
Eine Frage treibt mich um: Schafft es Europa, aus der Defensive zu kommen und eigene digitale Champions aufzubauen? Oder werden wir zu einer Art Freilichtmuseum der alten Wirtschaft, während Amerikaner und Asiaten die Zukunft gestalten? Die nächsten Monate werden entscheidend sein.
Bleiben Sie wachsam – und vor allem: Bleiben Sie investiert, aber klug diversifiziert!
Mit nachdenklichen Grüßen aus einem Europa im Umbruch,
Ihr Eduard Altmann
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