Guten Mittwoch aus Frankfurt – während sich die Wall Street nach ihrem jüngsten Schwächeanfall wieder aufrappelt, entfaltet sich vor unseren Augen ein faszinierendes Wirtschaftsdrama in mehreren Akten. Die Hauptdarsteller: Ein US-Präsident mit Zollhammer, schwächelnde Tech-Giganten und eine Fed, die plötzlich wieder zum Hoffnungsträger der Märkte wird.
Heute navigieren wir durch die turbulenten Gewässer der Halbleiterindustrie, analysieren Trumps neueste Handelssalven und werfen einen Blick auf europäische Unternehmen, die trotz Gegenwind beeindruckende Zahlen liefern.
Wenn die KI-Euphorie auf die Realität trifft
Die Ernüchterung kam über Nacht: Advanced Micro Devices (AMD) und Super Micro Computer – zwei Aushängeschilder der KI-Revolution – enttäuschten gestern Abend mit ihren Quartalszahlen so sehr, dass die Kurse im vorbörslichen Handel um 5,9% bzw. satte 16,7% einbrachen. Besonders bitter: AMDs Datencenter-Geschäft, das Herzstück der KI-Hoffnungen, blieb hinter den hochgesteckten Erwartungen zurück.
"Die Märkte haben die KI-Story vielleicht etwas zu euphorisch eingepreist", kommentiert ein Frankfurter Portfoliomanager trocken. Tatsächlich zeigt sich hier ein Muster: Nach dem großen KI-Hype des vergangenen Jahres trennt sich nun die Spreu vom Weizen. Unternehmen müssen liefern – große Versprechen allein reichen nicht mehr.
Die Schockwellen erfassten auch andere Tech-Werte: Dell und HP gaben nach, sogar der taiwanesische Chip-Gigant TSMC verlor 2%. Dabei ist die grundsätzliche Story intakt – die Nachfrage nach KI-Infrastruktur wächst weiter. Nur eben nicht so explosiv, wie manche Analysten es sich erträumt hatten.
Trumps Zoll-Zirkus: Neue Runde, neue Ziele
Als hätte die Tech-Branche nicht schon genug Sorgen, legte Donald Trump gestern nach: Halbleiter und Chips stehen als nächstes auf seiner Zoll-Liste. "In der nächsten Woche oder so" wolle er Details verkünden – eine Ankündigung, die in den Chefetagen von Intel bis Infineon für schlaflose Nächte sorgen dürfte.
Die Pharmaindustrie traf es bereits konkreter: Zunächst "kleine" Zölle auf Importe, die dann binnen ein bis zwei Jahren auf dreistellige Prozentsätze steigen sollen. Man fragt sich unwillkürlich: Ist das Verhandlungstaktik oder ernst gemeinte Politik?
Besonders pikant wird die Situation für Indien. Trump droht dem Subkontinent mit zusätzlichen Strafzöllen, sollte Delhi weiter russisches Öl kaufen. Die indische Regierung kalkuliert bereits: 64 Milliarden Dollar an Exporten in die USA könnten ihren Preisvorteil verlieren. Das sind immerhin 80% der gesamten indischen US-Exporte.
Die Fed als Rettungsanker?
Inmitten dieser Turbulenzen kristallisiert sich ein Hoffnungsschimmer heraus: Die Federal Reserve. Nach den schwachen Arbeitsmarktdaten vom Freitag und den gestern veröffentlichten enttäuschenden Zahlen aus dem US-Dienstleistungssektor haben die Märkte ihre Zinssenkungserwartungen massiv hochgeschraubt. Die Wahrscheinlichkeit für eine Senkung im September liegt nun bei 94% – vor einer Woche waren es noch 46,7%.
"Es findet gerade ein Tauziehen statt", analysiert Samy Chaar von Lombard Odier treffend, "zwischen den konkreten Anzeichen einer US-Konjunkturabschwächung und der Tatsache, dass Zinssenkungen kommen, die den Bewertungsdruck mindern."
Für europäische Anleger ist das ein zweischneidiges Schwert: Einerseits profitieren auch hiesige Märkte von der Aussicht auf ein lockereres globales Zinsumfeld. Andererseits könnte eine schwächelnde US-Wirtschaft die Exportnation Deutschland hart treffen.
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Überraschungen aus der zweiten Reihe
Während die großen Tech-Namen schwächeln, überraschen andere positiv: Jones Lang LaSalle, der Immobiliendienstleister, übertraf mit einem Gewinn von 3,30 Dollar je Aktie die Erwartungen deutlich. CEO Christian Ulbrich sprach von einem "Wendepunkt" bei der KI-Adoption seiner Kunden – ein interessanter Kontrapunkt zur Tech-Schwäche.
Noch bemerkenswerter: Charles River Laboratories, ein Auftragsforschungsunternehmen, legte Zahlen vor, die die Analysten vor Neid erblassen ließen. Der Aktienkurs schoss um 6,9% nach oben. "Wir sehen klare Anzeichen, dass sich die Nachfrage der Biopharma-Branche stabilisiert", erklärte CEO James Foster.
Diese Beispiele zeigen: Abseits der Schlagzeilen-Domäne der Tech-Giganten gibt es durchaus Gewinner – Unternehmen, die von strukturellen Trends profitieren, ohne im Rampenlicht zu stehen.
Die vergessene Krise: Pakistan und die Flüchtlingsfrage
Während die Märkte gebannt auf Zölle und Zinsen starren, braut sich in Südasien eine humanitäre Krise zusammen: Pakistan hat begonnen, registrierte afghanische Flüchtlinge abzuschieben – gegen alle internationalen Verpflichtungen. Über 1,3 Millionen Menschen sind betroffen, viele leben seit den 1980er Jahren im Land.
Die ökonomischen Folgen sind noch schwer abzuschätzen, aber sie könnten erheblich sein. Diese Menschen sind Teil der pakistanischen Wirtschaft, arbeiten in Fabriken, auf Baustellen, in Geschäften. Ihr Weggang könnte Arbeitskräftemangel und soziale Spannungen verschärfen – in einer Region, die ohnehin wirtschaftlich fragil ist.
Der Blick nach vorn
Was nehmen wir aus diesem turbulenten Mittwoch mit? Die Märkte befinden sich in einer Übergangsphase. Die große KI-Party ist vorbei, jetzt wird abgerechnet. Trumps Handelspolitik bleibt ein Unsicherheitsfaktor, auch wenn die Märkte langsam lernen, seine Drohungen zu relativieren. Und die Notenbanken kehren zurück ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
Für morgen stehen McDonald’s Quartalszahlen an – werden die Amerikaner trotz Wirtschaftssorgen weiter Big Macs kaufen? Disney berichtet ebenfalls – kann der Micky-Maus-Konzern im Streaming-Krieg bestehen? Und aus Frankfurt hören wir von der Commerzbank, wie es um die deutsche Finanzbranche bestellt ist.
Die kommenden Wochen versprechen spannend zu werden. Die Frage ist nur: Wird es die gute oder die schlechte Art von Spannung sein?
Bleiben Sie kritisch, bleiben Sie investiert – und vor allem: bleiben Sie informiert.
Ihr Eduard Altmann
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