Der deutsche Industrie-Gigant Thyssenkrupp steht offenbar vor einem Umbruch, der alles Bisherige in den Schatten stellen könnte. Gerüchte über eine Zerschlagung und den Umbau zu einer reinen Finanzholding machen die Runde und werfen eine zentrale Frage auf: Ist das die letzte Chance für einen Neustart oder der Anfang vom Ende eines Traditionskonzerns? Die Börse scheint eine klare Meinung zu haben.
Radikalkur: Nur noch eine Hülle?
Im Zentrum der Pläne, die aus Konzernkreisen durchsickern, steht eine drastische Verkleinerung und Neuausrichtung. Die Konzernzentrale in Essen soll Berichten zufolge von derzeit rund 500 Mitarbeitern auf gerade einmal 100 Beschäftigte schrumpfen. Zusätzlich könnten in der Verwaltung weitere 1.000 Stellen dem Rotstift zum Opfer fallen. Es wird gemunkelt, dass am Ende nur eine leere Hülle als Dachgesellschaft verbleiben könnte, deren Hauptzweck es wäre, die verbleibenden Unternehmensteile zu managen – oder besser gesagt, zu veräußern. Dieser tiefgreifende Wandel soll die Basis schaffen, um weitere Geschäftsfelder abzustoßen.
Welche Sparten stehen zum Verkauf?
Offenbar steht so einiges auf der Streichliste. Der Werkstoffhandel (Material Services), den Konzernchef Miguel Lopez noch Mitte Mai als "Kerngeschäft" bezeichnet hatte, soll nun doch an die Börse gebracht oder verkauft werden. Damit würden frühere Dementis von Lopez, die sich gegen einen Bloomberg-Bericht von Anfang April richteten, wieder hinfällig. Auch Teile der Autozulieferer-Sparte stehen wohl zur Disposition – hier könnte bestenfalls ein Kernbereich überleben, so die Befürchtungen. Für die Marinesparte Thyssenkrupp Marine Systems wird eine Abspaltung eines Minderheitsanteils vorbereitet, wobei der Konzern die Mehrheit von "51 Prozent plus" behalten will. Und auch das Stahlgeschäft arbeitet an einer Neuaufstellung, die mit Kapazitätskürzungen und dem Abbau tausender Stellen einhergehen dürfte; ein Verkauf der Anteile an den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) gilt als bevorzugte Option.
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Börse feiert den Kahlschlag
Doch wie reagiert der Kapitalmarkt auf diese Nachrichten, die nach einer Zerschlagung klingen? Überraschend positiv! Die Thyssenkrupp-Aktie legte nach Bekanntwerden der Pläne kräftig zu und stieg im frühen Handel um fast 7 Prozent auf einen Wert von über 9 Euro. Damit setzte sich das Papier an die Spitze des MDAX. Seit Jahresbeginn summiert sich das Plus sogar auf beeindruckende 130 Prozent, befeuert nicht zuletzt durch die Fantasie rund um die Marinesparte. Trotzdem ist der aktuelle Kurs noch meilenweit von den glorreichen Zeiten entfernt – im Jahr 2007 kostete eine Aktie fast 47 Euro.
Der Architekt des Umbruchs
Die Pläne müssen zwar noch vom Aufsichtsrat abgesegnet werden, doch größerer Widerstand wird offenbar nicht erwartet. Im Gegenteil: Mit dem radikalen Umbau soll wohl auch eine Vertragsverlängerung für Konzernchef Miguel Lopez einhergehen. Der Aufsichtsrat soll bereits am 16. September über dessen Kontrakt entscheiden. Es scheint, als ob Lopez das Vertrauen für diesen gewaltigen Schritt genießt. Ob die Rechnung am Ende aufgeht und aus dem alten Stahlriesen eine agile Finanzholding mit werthaltigen Beteiligungen wird, dürfte eine der spannendsten Fragen am deutschen Aktienmarkt bleiben.
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