Die Zeit ist reif für einen radikalen Schritt: Deutschlands größter Marineschiffbauer TKMS soll endlich aus dem Schatten des schwerfälligen Thyssenkrupp-Konzerns heraustreten. Die Aktionäre haben der Abspaltung der Marinesparte zugestimmt – ein Befreiungsschlag, der jedoch mit einem bitteren Beigeschmack daherkommt.
Ab Mitte Oktober wird das neue Unternehmen TKMS AG & Co. KGaA ins Handelsregister eingetragen und unmittelbar danach an die Börse gehen. Die Struktur ist dabei eindeutig: Thyssenkrupp behält über eine Holding 51 Prozent der Anteile, während die restlichen 49 Prozent direkt an die bisherigen Thyssenkrupp-Aktionäre fließen.
Milliardengeschäft sucht neue Wege
Das Timing könnte kaum besser sein. Mit über 18 Milliarden Euro Auftragsbestand – ein Plus von mehr als 50 Prozent seit Ende September – steht TKMS glänzend da. Der Weltmarktführer für nicht-nuklear betriebene U-Boote kann sich vor Aufträgen kaum retten: Deutschland, Norwegen, Israel und zuletzt Singapur stehen Schlange. Besonders lukrativ ist der jüngste Auftrag für das deutsche Forschungsschiff "Polarstern 2" mit einem Volumen von 1,2 Milliarden Euro.
Die 8.300 Beschäftigten an den Standorten Kiel, Wismar und sogar Brasilien dürften aufatmen. Endlich direkter Zugang zum Kapitalmarkt, endlich Investitionen in neue Technologien ohne den Umweg über die kriselnde Konzernmutter.
Doch wer hat wirklich das Sagen?
Hier zeigt sich der Haken an der Geschichte. Von echter Eigenständigkeit kann keine Rede sein – zumindest nicht aus Sicht kritischer Stimmen. Hendrik Schmidt von der DWS brachte es auf den Punkt: "Die versprochene Eigenständigkeit bleibt eine Fahrt unter Aufsicht, mit der Konzernmutter als Schattenkapitän auf der Brücke."
Sechs von zehn Aufsichtsratsmitgliedern werden weiterhin von Thyssenkrupp bestimmt. Ein weiterer Sitz geht an die Krupp-Stiftung, den größten Einzelaktionär mit 21 Prozent. Selbst der Bund soll ein Vorschlagsrecht für einen Aufsichtsratsposten erhalten – von wegen unternehmerische Freiheit.
Baustein eines größeren Plans
Die TKMS-Abspaltung ist jedoch nur der Auftakt zu einem gewaltigen Konzernumbau. Alle fünf Thyssenkrupp-Sparten sollen eigenständig werden und für externe Investoren geöffnet werden. Bei der Stahlsparte läuft bereits das geplante 50:50-Joint-Venture mit der EP Group des tschechischen Unternehmers Daniel Kretinsky, der bereits 20 Prozent hält.
Für Thyssenkrupp-Aktionäre bedeutet das: Sie werden automatisch zu direkten Anteilseignern von TKMS, ohne dafür zahlen zu müssen. Ein Deal, der durchaus seinen Reiz haben dürfte – die Thyssenkrupp-Aktie reagierte mit einem kräftigen Plus von über drei Prozent auf die Nachricht.
Bleibt die Frage, ob dieser Befreiungsschlag am Ende wirklich die erhoffte unternehmerische Dynamik entfesselt oder ob die unsichtbaren Fesseln zur Konzernmutter zu stark bleiben.
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