Thyssenkrupp steckt mitten im Umbau der Stahlsparte – und nun kommt zusätzlicher Druck von zwei Seiten: Ein Schiedsverfahren des Partners Salzgitter zum Gemeinschaftsunternehmen HKM und ein gesenkter Ausblick der Ratingagentur Moody’s. Beides verschärft die Unsicherheit, wie teuer die Neuaufstellung des Stahlgeschäfts am Ende wird.
Am Freitag schloss die Aktie bei 9,10 Euro und liegt damit nahe am 50-Tage-Durchschnitt. Nach dem starken Anstieg seit Jahresanfang zeigt sich der Markt kurzfristig wieder nervöser.
Schiedsverfahren um HKM als neuer Risikofaktor
Im Zentrum steht das Gemeinschaftsunternehmen Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) in Duisburg, an dem Thyssenkrupp Steel Europe 50 Prozent und Salzgitter 30 Prozent halten. HKM produziert Vormaterial für die beteiligten Stahlkonzerne und ist damit ein zentraler Baustein in der Wertschöpfungskette.
Salzgitter hat nun ein Schiedsverfahren eingeleitet. Kern des Konflikts ist die Frage, wer die finanziellen Lasten einer tiefgreifenden Restrukturierung oder eines möglichen Verkaufs von HKM tragen muss. Hintergrund: Thyssenkrupp hatte bereits im April 2025 den Liefervertrag mit HKM zum Ende 2032 gekündigt, um die eigene Stahlsparte stärker zu entflechten.
Für Thyssenkrupp birgt der Streit erhebliches Potenzial für zusätzliche Belastungen. Eine ungeklärte Finanzierung der HKM-Zukunft könnte die Bilanz der Stahlsparte stärker beanspruchen, als im bisherigen Sanierungskonzept vorgesehen war.
Die wichtigsten Punkte im Überblick
- Salzgitter leitet Schiedsverfahren zur Kostenverteilung bei HKM ein
- Streit dreht sich um Milliardenlasten für Restrukturierung oder Verkauf
- Thyssenkrupp befindet sich parallel in einem umfassenden Sanierungsprozess der Stahlsparte
- Moody’s bestätigt Rating „Ba3“, senkt aber den Ausblick von „positiv“ auf „stabil“
- Aktie schloss am Freitag bei 9,10 Euro, YTD-Gewinn liegt weiter deutlich im Plus
Moody’s-Ausblick rückt Finanzspielraum in den Fokus
Fast zeitgleich zum Bekanntwerden des Schiedsverfahrens meldete sich Moody’s zu Wort. Die Agentur bestätigte zwar das bestehende Rating von „Ba3“, senkte aber den Ausblick von „positiv“ auf „stabil“. Begründung: Der enorme Finanzbedarf für die Neuaufstellung der Stahlsparte.
Moody’s geht davon aus, dass die Restrukturierung in den kommenden 12 bis 18 Monaten erhebliche Barmittel binden wird. Das reduziert den finanziellen Spielraum des Konzerns für weitere Schritte im Umbau. Gerade vor diesem Hintergrund wirkt das zusätzliche HKM-Risiko besonders sensibel.
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Charttechnisch notiert die Aktie nur minimal unter dem 50-Tage-Durchschnitt von 9,15 Euro und rund 6 Prozent unter der 200-Tage-Linie. Der RSI von 68,2 signalisiert eine bereits recht ambitionierte Kursentwicklung, was in Kombination mit der hohen 30-Tage-Volatilität (annualisiert rund 55 Prozent) auf ein nervöses Umfeld hindeutet.
Sanierung der Stahlsparte unter zusätzlichem Schatten
Die neuen Belastungsfaktoren treffen den Konzern in einer Phase, in der es auf der operativen Seite gerade erste Fortschritte gibt. Anfang Dezember hatte das Management einen umfassenden Sanierungstarifvertrag mit der IG Metall geschlossen. Vereinbart wurden:
- eine Reduktion der Produktionskapazitäten der Duisburger Hütte auf etwa 9 Millionen Tonnen
- ein sozialverträglicher Abbau von rund 11.000 Stellen bis 2030
Diese Schritte sollten den Weg für eine eigenständigere Aufstellung des Stahlgeschäfts ebnen und hatten am Markt für Zuversicht gesorgt. Zudem stützten Hoffnungen auf eine erfolgreiche Abspaltung der Marinesparte (TKMS) und die Einigung mit der Arbeitnehmerseite die Aktie.
Das HKM-Schiedsverfahren zeigt jedoch, dass die Altverflechtungen im Stahlbereich weiterhin ein erhebliches Störpotenzial haben. Eine Lösung, die für Thyssenkrupp finanziell ungünstig ausfällt, könnte die bisherigen Fortschritte im Restrukturierungsplan teilweise überlagern.
Ausblick: Was jetzt zählt
In der neuen Handelswoche dürfte der Blick der Investoren vor allem auf zwei Aspekte gerichtet sein: Erstens auf mögliche Hinweise, ob und in welcher Größenordnung zusätzliche Rückstellungen für HKM notwendig werden. Zweitens auf Signale, wie sich der Moody’s-Ausblick konkret auf künftige Refinanzierungskosten auswirken könnte.
Kurzfristig ist die Marke um 9,00 Euro charttechnisch eine relevante Unterstützungszone. Ein nachhaltiger Bruch dieser Linie könnte den Verkaufsdruck verstärken, während eine Stabilisierung darüber den jüngsten Erholungstrend intakt halten würde.
Wesentlich wird nun die angekündigte offizielle Stellungnahme des Vorstands zur Strategie im HKM-Schiedsverfahren, die zu Wochenbeginn erwartet wird: Sie dürfte den Rahmen abstecken, in welchem Umfang die Stahl-Sanierung trotz der neuen Unsicherheiten planbar bleibt.
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