Der Essener Industriegigant Thyssenkrupp steht vor einem gewaltigen Umbruch, der die Karten komplett neu mischen könnte. Während von einer "Zerschlagung" die Rede ist, spricht der Vorstand von einer Stärkung und notwendigen Verselbstständigung. Doch was verbirgt sich wirklich hinter diesen Plänen und welche Beben löst das an der Börse und bei den Mitarbeitern aus? Es ist eine Operation am offenen Herzen eines deutschen Traditionskonzerns.
Fünf Töchter für ein Halleluja?
Der Plan ist monumental: Thyssenkrupp soll zu einer strategischen Führungsholding umgebaut werden. Die einzelnen Geschäftsbereiche – Stahl, Marine Systems, Autoteile, Werkstoffhandel und grüne Technologien – sollen in den kommenden Jahren eigenständig aufgestellt und kapitalmarktfähig gemacht werden. Die Vision: Fünf wettbewerbsfähige Unternehmen, die flexibler agieren und Wachstum generieren können. Bei den meisten Sparten will der Konzern mittelfristig die Mehrheit behalten. Eine Ausnahme bildet das traditionsreiche Stahlgeschäft, das einen Jahresumsatz von rund 12,1 Milliarden Euro erwirtschaftet; hier ist ein 50:50-Gemeinschaftsunternehmen mit dem tschechischen Konzern EPCG des Milliardärs Daniel Kretinsky geplant. Die Inspiration für diesen tiefgreifenden Wandel? Erfolgsmodelle wie Siemens oder General Electric werden als Vorbilder genannt.
Freudensprünge und finstere Mienen
Die Ankündigung dieser Neuausrichtung am Montag ließ die Thyssenkrupp-Aktie prompt um fast neun Prozent in die Höhe schnellen, auf einen Wert von rund 9,35 Euro. Ein klares Signal, dass Investoren Fantasie in dem Umbau sehen. Doch schon am Dienstag gab es leichte Gewinnmitnahmen, und die Aktie verlor zeitweise rund 1,2 bis knapp 2 Prozent und fiel auf etwa 9,21 Euro. Das Papier, das noch im September ein Rekordtief markierte, hat sich seit Jahresbeginn allerdings mehr als verdoppelt, auch gestützt durch Pläne für die Marinesparte.
Doch nicht jeder ist begeistert. Die IG Metall reagierte mit scharfer Kritik und warnte vor einem "Ausverkauf auf dem Rücken der Beschäftigten". Und auch Analysten blicken differenziert auf die Pläne. Experten von Morgan Stanley stellten die Kernfrage, ob Thyssenkrupp tatsächlich einen signifikanten Mehrwert aus den geplanten Abspaltungen hebeln kann. Sie argumentieren, die Aktie werde bereits mit einem Aufschlag von über 30 Prozent auf den Wert der Einzelteile (Sum-of-the-Parts) gehandelt. Zudem belasten erwartete Kosten für die Dekarbonisierung des Stahlgeschäfts die Bewertung – hier gehen die Analysten von einer negativen Anpassung von 2,3 Milliarden Euro aus.
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Der Stahl kocht – nicht nur im Hochofen
Neben den internen Umbauplänen kämpft Thyssenkrupp, wie die gesamte Branche, mit erheblichem externen Druck. Ein Bericht der OECD zeichnet ein düsteres Bild: Während der Bedarf an Stahl nur leicht steigt, fahren asiatische Länder, allen voran China und Indien, ihre Produktion massiv hoch. Bis Ende 2027 wird ein weltweiter Produktionszuwachs von 165 Millionen Tonnen erwartet – zum Vergleich: Thyssenkrupp selbst fertigt elf Millionen Tonnen Rohstahl pro Jahr. Die Folge: Überkapazitäten drücken die Preise auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren.
Verschärft wird die Lage durch ungleiche Wettbewerbsbedingungen. Staatliche Subventionen, besonders in Asien und Nordafrika, verzerren den Markt. Allein in China werde Stahl zehnmal stärker subventioniert als in den OECD-Nationen. Handelskonflikte, etwa zwischen China und den USA, könnten zudem dazu führen, dass noch mehr Stahl billig auf den europäischen Markt drängt. Das alles raubt den Unternehmen das Geld für den teuren, aber notwendigen klimafreundlichen Umbau der Produktion.
Kurs aufs Ungewisse?
Die Pläne für den Großumbau sollen noch in diesem Jahr dem Aufsichtsrat vorgestellt werden. Für die Marinesparte Thyssenkrupp Marine Systems wird bereits konkret an einer Abspaltung gearbeitet, ein Börsengang ist bis Ende 2025 anvisiert. Ob die radikale Transformation den erhofften Befreiungsschlag bringt oder die Risiken überwiegen, dürfte die Anleger noch eine ganze Weile in Atem halten. Das Ringen um die Zukunft des Industriekonzerns ist in vollem Gange.
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