Trump-Drama erschüttert Finanzmärkte

Trump signalisiert Entspannung im Handelsstreit und Fed-Konflikt, was zu Erholung an den Märkten führt. Experten bleiben jedoch skeptisch.

Kurz zusammengefasst:
  • Dollar und Aktienmärkte erholen sich nach Trumps Kehrtwende
  • Schweizer Franken auf Höhenflug – SNB könnte eingreifen
  • Goldpreis erreicht neue Rekordstände
  • Indien profitiert von globalen Handelsunsicherheiten

Die globalen Finanzmärkte durchleben turbulente Zeiten. Nach wochenlangen Drohungen gegen die US-Notenbank und einer Eskalation im Handelskonflikt mit China vollzog US-Präsident Donald Trump am Dienstag eine überraschende Kehrtwende. "Ich habe nicht die Absicht, ihn zu entlassen", erklärte Trump bezüglich Fed-Chef Jerome Powell im Oval Office – ein bemerkenswerter Stimmungswandel, nachdem er den Notenbankchef seit seiner Amtsübernahme im Januar wiederholt attackiert hatte.

Märkte atmen auf nach Trumps Rückzieher

Die Erleichterung an den Märkten war unmittelbar spürbar. Der Dollar, der in den Vortagen regelrecht abgestürzt war und mehrjährige Tiefststände gegenüber Euro und Schweizer Franken erreicht hatte, verzeichnete eine deutliche Erholung. Besonders ausgeprägt war die Bewegung gegenüber dem japanischen Yen mit einem zwischenzeitlichen Anstieg von über einem Prozent. Auch die Aktienmärkte in Asien legten zu, und die positive Stimmung dürfte sich auf Europa übertragen.

"Die Märkte realisieren, dass die Regierung es sich nicht leisten kann, die Vermögenspreise abstürzen zu lassen", erläutert Prashant Newnaha, Senior-Stratege für Zinssätze im asiatisch-pazifischen Raum bei TD Securities. "Trump betrachtet die Stützung der Märkte als politischen Hebel."

Handelskonflikt: Zwischen Eskalation und Entspannung

Parallel zur Fed-Thematik deutete sich auch im Handelsstreit eine gewisse Entspannung an. Trump und sein Finanzminister Scott Bessent signalisierten eine mögliche Deeskalation in den Handelsbeziehungen mit China und sprachen von einer "erheblichen" Senkung der Zölle im Rahmen eines künftigen Abkommens.

Nachdem Trump Anfang April drastische Zollerhöhungen angekündigt hatte – darunter 25% auf Autoimporte und zunächst 24% auf alle japanischen Waren – gewährte er überraschend eine 90-tägige Schonfrist für viele Länder. Laut Weißem Haus haben bereits 18 Länder Vorschläge unterbreitet, und Trumps Handelsteam wird diese Woche mit 34 Nationen Gespräche über Zollregelungen führen.

Die Bank of America hat ihre Wachstumsprognosen für Asien bereits nach unten korrigiert. Das BIP-gewichtete Wachstum der Region soll 2025 nur noch 3,9% betragen – 0,6 Prozentpunkte weniger als bisher angenommen. Bei China wurde die Prognose von 4,5% auf 4,0% gesenkt, während Japan trotz der drohenden 25%-Zölle auf Autos eine Rezession knapp vermeiden könnte.

Schweizer Franken unter Druck – SNB vor Intervention?

Besonders dramatisch war die Entwicklung beim Schweizer Franken, der allein im April etwa 9% gegenüber dem Dollar zulegte – der größte monatliche Anstieg seit der Finanzkrise 2008. Vergangene Woche erreichte er den höchsten Stand seit Januar 2015, als die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre Mindestkurspolitik aufgab.

Der starke Franken stellt die SNB vor ein Dilemma. Die Währungshüter könnten bald gezwungen sein, am Devisenmarkt zu intervenieren, um den Höhenflug zu bremsen. Die Schweizer Industrie leidet bereits unter der Dreifachbelastung aus schwacher Auslandsnachfrage, drohenden US-Zöllen und der Aufwertung.

"Der Anstieg des Schweizer Frankens ist die letzte Zutat für einen giftigen Cocktail für die Schweizer Industrie", warnt Jean-Philippe Kohl, Vizechef des Industrieverbands Swissmem. Experten halten Devisenmarktinterventionen für wahrscheinlicher als Zinssenkungen, da der Leitzins der SNB bereits bei nur 0,25% liegt.

"Die Geschwindigkeit und das Ausmaß der jüngsten Franken-Rally erhöhen deutlich die Wahrscheinlichkeit, dass die SNB dies als ‚Schwellenmoment‘ für ein Eingreifen betrachtet", analysiert Patrick Saner, Leiter der Makrostrategie bei Swiss Re.

Goldrausch setzt sich fort – JP Morgan sieht 4.000 Dollar

Während die Währungsmärkte in Aufruhr sind, bleibt Gold der sichere Hafen für Anleger. JP Morgan prognostiziert, dass der Goldpreis im kommenden Jahr die Marke von 4.000 Dollar pro Unze überschreiten wird. Als Gründe nennt die Bank steigende Rezessionswahrscheinlichkeiten durch US-Zollerhöhungen und den andauernden Handelskonflikt zwischen den USA und China.

Der Goldpreis, der in diesem Jahr bereits 29% zugelegt und 28 Rekordstände erreicht hat, überschritt am Dienstag erstmals die Marke von 3.500 Dollar pro Unze. Goldman Sachs hatte bereits Anfang des Monats seine Goldpreisprognose für Ende 2025 von 3.300 auf 3.700 Dollar angehoben und erklärte, dass Gold in "extremen Szenarien" bis Ende 2025 sogar in der Nähe von 4.500 Dollar notieren könnte.

Indien profitiert von Handelsunsicherheit

Während viele Volkswirtschaften unter den Handelsspannungen leiden, zeigt sich Indiens Wirtschaft robust. Der HSBC Flash India Composite PMI stieg im April auf 60,0 – den höchsten Stand seit acht Monaten. Besonders bemerkenswert: Der Anstieg der Auftragseingänge aus dem Ausland erreichte im verarbeitenden Gewerbe den höchsten Wert seit über 15 Jahren.

"Die Neuaufträge aus dem Ausland haben sich deutlich beschleunigt, wahrscheinlich begünstigt durch die 90-tägige Pause bei der Umsetzung der Zölle", erklärte Pranjul Bhandari, Chefvolkswirt für Indien bei HSBC. Indien positioniert sich zunehmend als alternative Produktionsbasis, während China mit hohen US-Zöllen konfrontiert ist.

Bank of Japan unter Zugzwang

Auch Japan bleibt von den Turbulenzen nicht verschont. Die Bank of Japan (BoJ) dürfte ihre Zinswende verschieben müssen, wie eine Reuters-Umfrage unter Ökonomen zeigt. Nur noch 52% der Befragten erwarten eine Zinserhöhung im dritten Quartal, verglichen mit 70% im März. Die Unsicherheit bezüglich der US-Zölle hat den wirtschaftlichen Ausblick stark eingetrübt.

Trotz der Herausforderungen halten 87% der Ökonomen eine Rezession in Japan für unwahrscheinlich. "Die Exporte werden zwar zurückgehen, aber der starke Yen wird die Importkosten senken und die Unternehmensgewinne steigern", erklärt Atsushi Takeda, Chefvolkswirt am Itochu Research Institute. "Die Dämpfung der Verbraucherpreiserhöhungen dürfte den privaten Konsum stützen, wodurch ein Wirtschaftsabschwung vermieden werden kann."

Australien rüstet auf – Wahlen im Schatten der Weltpolitik

In Australien wirft die Weltpolitik bereits ihren Schatten auf den Wahlkampf. Der konservative Oppositionsführer Peter Dutton kündigte an, die Verteidigungsausgaben innerhalb eines Jahrzehnts auf 3% des BIP zu erhöhen, sollte er die Wahl am 3. Mai gewinnen. Er griff dabei auf Trumps Rhetorik zurück: "Frieden erreicht man nicht durch Schwäche."

Dutton versprach, den USA mehr militärischen Zugang zu Nordaustralien zu gewähren. Seine Partei würde in fünf Jahren 21 Milliarden australische Dollar mehr für Verteidigung ausgeben als die Labour-Regierung, um 2,5% des BIP zu erreichen und innerhalb eines Jahrzehnts auf 3% zu steigen.

"Mit der Wahl von Präsident Trump nimmt Amerika eine ‚America First‘-Haltung ein. Wir haben zwar immer noch eine starke Beziehung zu den Vereinigten Staaten, aber wir können nichts als selbstverständlich betrachten", betonte Andrew Hastie, Verteidigungssprecher der Liberalen und ehemaliger Sondereinsatzoffizier in Afghanistan.

Die turbulenten Entwicklungen verdeutlichen, wie tief Trumps Politik in die globalen Märkte und internationalen Beziehungen eingreift. Trotz der jüngsten Entspannungssignale bleibt die Unsicherheit auf "historischem Niveau", wie Analysten der Bank of America betonen. Für langfristige Stabilität werden konkrete Handelsabkommen benötigt – doch bis dahin könnten die Märkte weitere Berg- und Talfahrten erleben.

Neueste News

Alle News