Trump-Poker: Wenn Politik auf Märkte trifft

Trumps Drohungen gegen Fed und China-Zölle verunsichern Anleger, während der globale Versicherungsmarkt durch KI-Innovationen auf 1,89 Milliarden Dollar wächst.

Kurz zusammengefasst:
  • Trump fordert Entlassung von Fed-Gouverneurin Lisa Cook
  • Drohung mit 200-Prozent-Zöllen gegen chinesische Magnete
  • Versicherungsbranche revolutioniert Risikoanalyse durch KI
  • Commerzbank-Aktie verliert nach Analystenkritik stark

Selten war die Grenze zwischen Politik und Geldpolitik so verschwommen wie in diesen Tagen. Während Donald Trump seine Fed-Gouverneurin per Brief feuern will, droht er China mit 200-Prozent-Zöllen auf seltene Erden – und offenbart dabei ungewollt Amerikas Achillesferse. Derweil jubeln Pharmainvestoren über Lillys Abnehmpille, und AT&T greift nach einem 23-Milliarden-Dollar-Spektrum-Deal. Was diese scheinbar disparaten Ereignisse verbindet? Sie alle zeigen, wie fragil die Balance zwischen staatlicher Macht und Marktkräften geworden ist.

Der Machtkampf um die Fed: Mehr als nur ein Personalstreit

Was sich da gerade zwischen Trump und Fed-Gouverneurin Lisa Cook abspielt, ist kein gewöhnlicher Washingtoner Kleinkrieg. Der Präsident wirft Cook vor, in Hypothekenverträgen falsche Angaben gemacht zu haben – ein Vorwurf, den sie vehement zurückweist und ankündigt, um ihren Posten zu kämpfen.

Doch das eigentliche Drama liegt tiefer. „Es geht um Donald Trumps Möglichkeit, die Fed mit neuen Ernennungen schneller auf die von ihm gewollte Linie niedrigerer Zinsen zu bringen“, bringt es Thomas Altmann von QC Partners auf den Punkt. Die Märkte reagierten zunächst nervös: Der DAX gab 0,67 Prozent nach, konnte die Verluste im Tagesverlauf aber eindämmen.

Die Ironie dabei: Trump braucht die Fed dringender denn je. Mit Staatsschulden auf Rekordniveau kann sich Washington steigende Zinsen kaum leisten. Jeder Prozentpunkt mehr kostet den US-Haushalt Dutzende Milliarden Dollar jährlich – Geld, das Trump lieber in Infrastruktur oder Steuersenkungen stecken würde. Kein Wunder, dass er die Notenbank auf Kurs bringen will.

Seltene Erden, häufige Drohungen: Der neue Handelskrieg

Parallel eskaliert Trump den Handelskonflikt mit China auf eine neue Ebene. Seine Drohung mit 200-Prozent-Zöllen auf Magnete aus seltenen Erden klingt martialisch – offenbart aber vor allem eines: Amerikas massive Abhängigkeit von chinesischen Rohstoffen. „Wir haben ein viel mächtigeres Mittel, das sind Zölle“, polterte Trump, räumte aber im gleichen Atemzug ein: Bei 200 Prozent würde der Handel komplett zusammenbrechen.

Das ist das Dilemma der neuen Handelspolitik: Die globalen Lieferketten sind so verflochten, dass Strafzölle oft zum Bumerang werden. Besonders pikant: Ausgerechnet die boomende US-Tech-Industrie mit ihrer KI-Revolution hängt am Tropf chinesischer Seltener Erden. Ohne diese Materialien keine Chips, ohne Chips keine künstliche Intelligenz.

Immerhin deutet sich eine Entspannung an: China entsendet diese Woche einen hochrangigen Handelsunterhändler nach Washington. Die Märkte atmen auf – vorerst.

Pharma-Euphorie: Lillys Pille gegen die Pfunde

Während sich Politik und Notenbank beharken, feiert die Pharmabranche einen Durchbruch. Eli Lilly will noch 2025 die Zulassung für seine Abnehmpille Orforglipron beantragen. Die Aktie schoss um 3,1 Prozent nach oben – und das aus gutem Grund.

Der Markt für Gewichtsreduktion explodiert förmlich. Analysten schätzen das globale Potenzial auf über 100 Milliarden Dollar bis 2030. Lillys Vorteil: Während Konkurrenten wie Novo Nordisk auf Spritzen setzen, kommt Orforglipron als Tablette daher. „Das ist ein Game Changer“, meint ein Frankfurter Pharmaanalyst. „Die Compliance bei Pillen ist deutlich höher als bei Injektionen.“

Die Kehrseite: Die Preise für diese Medikamente sind astronomisch. In den USA kostet eine Monatsration oft über 1.000 Dollar. In Europa dürften die Krankenkassen bei solchen Summen skeptisch bleiben – ein klassischer Fall, wo amerikanische Innovationen an europäischen Realitäten scheitern könnten.

AT&Ts Milliarden-Wette auf die Zukunft

Apropos große Wetten: AT&T greift tief in die Tasche und kauft für 23 Milliarden Dollar Frequenzlizenzen von Echostar. Das ist mehr als nur eine technische Transaktion – es ist eine strategische Neuausrichtung.

Der Deal zeigt zweierlei: Erstens glaubt AT&T fest an die Zukunft von 5G und darüber hinaus. Die neuen Frequenzen ermöglichen höhere Datenraten und bessere Netzabdeckung – entscheidend im Wettbewerb mit Verizon und T-Mobile. Zweitens offenbart die Transaktion die Konsolidierung im Telekom-Sektor. Echostar, einst ein Pionier der Satellitenkommunikation, kapituliert vor den Investitionsanforderungen der neuen Mobilfunkwelt.

Für Europa ist das ein Weckruf. Während amerikanische Telcos Milliarden investieren, streiten sich hierzulande Telekom, Vodafone und O2 noch immer über Netzausbau und Regulierung. Die digitale Kluft zwischen den Kontinenten könnte sich weiter vertiefen.

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Boeing im Aufwind: Südkorea als Rettungsanker?

Eine seltene Erfolgsmeldung kommt von Boeing. Der krisengeschüttelte Flugzeugbauer könnte einen Großauftrag aus Südkorea landen: Korean Air erwägt den Kauf von 103 Flugzeugen plus 206 Triebwerken von GE Aerospace. Die Boeing-Aktie legte prompt 2,4 Prozent zu.

Nach den Pannenserien der vergangenen Jahre wäre das ein dringend benötigter Befreiungsschlag. Interessant ist auch die geopolitische Dimension: Südkorea setzt auf amerikanische Technik statt auf europäische Airbus-Maschinen – möglicherweise ein Signal der Verbundenheit angesichts der angespannten Lage in Ostasien.

Was diese Woche sonst noch zählt

Die Fed-Zinsschraube dreht sich weiter: Laut DWS-Analysten könnte die US-Notenbank die Leitzinsen in den kommenden zwölf Monaten um einen ganzen Prozentpunkt senken – auf 3,25 bis 3,50 Prozent. Hauptgrund: Der schwächelnde Arbeitsmarkt. Das würde Trump in die Karten spielen, auch wenn er es nie zugeben würde.

Die deutsche Autobranche blutet aus: Innerhalb eines Jahres gingen laut EY-Analyse 51.500 Jobs verloren – fast sieben Prozent aller Arbeitsplätze. Die Transformation zur Elektromobilität fordert ihren Tribut. Paradoxerweise könnte ausgerechnet Trumps Zollpolitik deutschen Herstellern helfen, indem sie chinesische E-Auto-Konkurrenz verteuert.

Greenwashing-Urteil gegen Apple: Ein Frankfurter Gericht untersagt dem Tech-Giganten, seine Smartwatches als „CO2-neutral“ zu bewerben. Das Urteil könnte Signalwirkung haben – auch für andere Unternehmen, die mit grünen Versprechen werben.

Der Blick nach vorn

Diese Woche offenbart eine tektonische Verschiebung in der Weltwirtschaft. Die klaren Grenzen zwischen Politik und Märkten, zwischen Geopolitik und Geschäft verschwimmen zusehends. Trumps Fed-Attacke, der Handelskrieg um Seltene Erden, milliardenschwere Tech-Deals – all das sind Symptome einer neuen Ära, in der wirtschaftliche und politische Macht untrennbar verwoben sind.

Für uns in Europa stellt sich die Frage: Wie positionieren wir uns in diesem neuen Great Game? Als Spielball zwischen Washington und Peking? Oder als eigenständiger Akteur mit eigener Agenda? Die kommenden Monate werden zeigen, ob Europa die Kraft hat, seinen eigenen Weg zu finden.

Apropos technologische Machtverschiebungen: Im Schatten dieser politischen Dramen spielt sich mit dem Chip-Krieg zwischen USA und China ein ebenso entscheidender Wettlauf ab. Wer die Halbleiterproduktion kontrolliert, kontrolliert die Zukunft von KI, Militärtechnik und Digitalisierung. Ich habe mir dazu eine Analyse angesehen, die besonders spannend ist: Die neue Nvidia – welche europäische Aktie jetzt als Hauptprofiteur gilt.

Eine spannende Woche liegt hinter uns – und eine noch spannendere vor uns. Am Mittwoch tagt erstmals das neue Bundeskabinett, am Donnerstag kommen neue US-Arbeitsmarktdaten. Beides könnte die Märkte bewegen.

Bis morgen – und denken Sie daran: In Zeiten wie diesen ist die einzige Konstante der Wandel.

Mit analytischen Grüßen

Eduard Altmann

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